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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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drei lächelten sie wissend an. »Es is nich albern, ein solches Stück Fleisch genau angucken zu wollen, wenn’s sich schon so präsentiert. Macht Lust auf mehr«, sagte Fiona kokett grinsend.
    Pru richtete sich auf. »Mr Lambert ist kein Stück Fleisch!«
    »Tja, jedenfalls hat er keine Hühnerbeine.«
    »Nee, bestimmt nich.«
    Pru drehte sich um und entfernte sich, denn solch zotige Witzeleien waren ihre Sache nicht. Sie wusste zudem, dass man ihr angesehen hatte, wie beeindruckt sie von dem ungewohnten Anblick gewesen war und dass sie heute Nacht zweifellos von Mr Lamberts nackter Brust träumen würde, ob sie das wollte oder nicht.
    Jedenfalls empfand sie es nach diesem Bild, das ihr Blut zum Kochen gebracht hatte, als eine Erleichterung, sich in den Schatten des Gebüschs zu setzen, wo Melody mit Gordy Anne saß, die sie in einen bunten Schal gewickelt hatte, der eindeutig aus dem Theaterfundus stammte. Sie spielte Hochzeit, und als Bräutigam musste ein Fichtenzapfen herhalten.
    »Willst du, Lord Pinecone, Gordy Anne zu deinem angetrauten Weib nehmen…«
    Pru lächelte. »Das ist sehr schön. Warst du schon mal auf einer Hochzeit, Melody?«
    »Hm.« Melody ließ die Lumpenpuppe und den Fichtenzapfen gemessenen Schrittes einen imaginären Mittelgang hinabschreiten. »Gordy Anne hat ein neues Kleid. Das kriegt man, wenn man heiratet, genau wie Maddie.«
    Pru verkniff sich ein Lachen. »Und wer ist Maddie? Ist sie deine Freundin?«
    »Maddie war meine Mama. Bloß ist sie es doch nicht, wie Onkel Aidan gedacht hat, aber Onkel Aidan dachte auch, er wär mein Papa, dabei ist er’s gar nicht.«
    Pru blinzelte. »Ich verstehe«, sagte sie, obwohl sie überhaupt nichts verstand. »Melody, wer ist denn deine Mama?« Falls die noch lebte, verdiente sie eine ordentliche Tracht Prügel, dass sie Mr Lambert erlaubte, ihr Kind derart durch die Gegend zu zerren.
    Melody summte ziemlich falsch den Hochzeitsmarsch und antwortete nicht. Pru beschloss, nicht auf dem Thema herumzureiten, denn es ging sie wirklich nichts an, obwohl es sie brennend interessierte.
    Dann sagte Melody: »Tante Pruitt hat mich zu Brown’s gebracht, damit ich da meinen Papa treffe.«
    »Oh?« Pru bemühte sich um einen gleichgültigen Tonfall. Ihren Vater treffen? »Das klingt nett.«
    »Und dann ist Tante Pruitt weggegangen.«
    »Nachdem du deinen Papa getroffen hast?«
    Melody fing an, das Lumpenbündel und den Fichtenzapfen miteinander tanzen zu lassen. Ich bin gern im Brown’s.«
    »Wer ist denn das?«
    »Brown’s ist kein Mensch. Wibblyforce ist ein Mensch. Brown’s ist der Ort, um den sich Wibblyforce kümmert.«
    »Was für ein Ort ist Brown’s?«
    »Groß. Und ruhig. Ich kann den ganzen Tag Verstecken spielen. Aber Billywick findet mich immer. Er ist ganz schön schlau.«
    Pru kam der Verdacht, dass Melodys imaginärer Freundeskreis größer war als ihr tatsächlicher. »Wenn Billywick und Wibblyforce im Brown’s wohnen, wo wohnst du denn?«
    »Auch im Brown’s oder in Onkel Aidans großem Haus.«
    Pru lächelte und streckte sich bäuchlings neben dem Kind im Gras aus, das Kinn in die Hände gestützt. »Gibt es an diesem Ort auch Feen und Elfen?«
    Als Melody schwieg, drehte Pru den Kopf und sah eine winzige Sorgenfalte zwischen ihren Augenbrauen, wodurch das Mädchen einen Moment lang aussah wie Mr Lambert. Prus belustigtes Lächeln wich einer nachdenklichen Miene.
    »Im Brown’s gibt’s keine Feen. Da gibt’s nur feine Gentlemen. Wie Onkel Aidan und Onkel Colin und Großpapa Aldrich und Lord Bartles und Sir James.«
    So langsam begriff Pru. Brown’s. Feine Herren. Lord Bartles.
    »Brown’s Gentlemen Club«, sagte sie langsam. Brighton war voll von Reisenden aus London. Man hörte so einiges. Sie hatte von White’s gehört, und von Boodle’s… und von Brown’s. »In London?«
    »Hm.«
    »Melody, Damen sagen nicht ›hm‹«, rutschte es Pru ganz automatisch heraus, während ihr der Kopf schwirrte. Melody wohnte in einem Herrenclub? Absurd! »Damen sagen Ja.«
    Melody kicherte. »Du klingst komisch, Pru. Genau wie Maddie.«
    Vorsicht, sie musste aufpassen, ihre gute Erziehung nicht plötzlich herauszukehren. Sie setzte sich auf. »Nun, dann solltest du auf deine Maddie hören, Miss Melody. Sie klingt nach ’ner echten Lady.«
    »Ist sie ja auch. Lady Blankenship.«
    Prus Erstaunen wuchs immer mehr. Wer war dieses Kind, das behauptete, in einem Herrenclub zu wohnen, und hochgestellte Personen wie diese Lady Blankenship gut

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