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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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pummeligen Jungen in einen verblichenen samtenen Hofdamenrock half. »Er is dran, Miss«, sagte er und grinste boshaft.
    Pru bückte sich, um durch einen Spalt im hinteren Vorhang zu spähen, der im Innern des Wagens die Bühne abtrennte. Mr Lambert stand wie angewurzelt in der Mitte und machte den Mund nicht auf, sodass die Zuschauer bereits zu pfeifen begannen.
    Sing, Mann. Sing!
    Pru biss sich auf die Lippen und schaute zu Melody hinüber, die draußen auf der Wiese saß und für Gordy Anne ein Grab zu schaufeln versuchte. Als sie ihren Blick bemerkte, sprang sie auf und presste ebenfalls ein Auge an den Spalt im Vorhang. »Was macht Onkel Colin da?«
    »Er wird für uns singen.«
    Mein Gott, Mr Lambert, jetzt legen Sie doch endlich los.
    Melody runzelte die Stirn. »Onkel Colin singt nicht.«
    Langsam begann Pru es zu glauben. »Kann er nicht wenigstens ein bisschen singen?«, flüsterte sie zurück. »Singt er dir abends denn kein Schlaflied vor?«
    Melody schaute sie an, als hätte sie gefragt, ob Elefanten fliegen können. »Nein.«
    »Nein?« Pru konnte es nicht fassen. »Nie?«
    »Nie und niemals.«
    Auf der Bühne öffnete Colin jetzt den Mund und ließ ein Krächzen ertönen. Er schluckte und räusperte sich und versuchte es erneut. »Should auld aquaintance be forgot…«
    Neben ihr schüttelte Pomme ungläubig den Kopf. »Er klingt wie eine Gans, die sich mit einem Esel paart«, flüsterte er bestürzt. »So etwas habe ich noch nie gehört.«
    Offenbar ging es den Zuschauern ebenso. Entsetzen stand in sämtlichen Gesichtern geschrieben.
    »…and never brought to mind…« Ein neuerliches Räuspern und Krächzen. » Should auld acquaintance be forgot… and days of auld lang syne…«
    Endlich hielt Colin inne, rührte sich jedoch nicht von der Stelle, schien wie auf der Bühne angewachsen.
    »Gott im Himmel.« Pommes Stimme war voller Mitleid. »Wenn ich eine echte Pistole statt dieser Attrappe hier hätte, würde ich ihn von seinem Elend erlösen.«
    Pru wurde schlecht. Was hatte sie getan?
    Bevor sie es noch richtig mitbekam, war Melody ihr entwischt und marschierte unbekümmert auf die Bühne. Mit einem Finger im Mund betrachtete das winzige Mädchen neugierig und ohne Furcht die Zuschauer. Sie stellte sich neben den gescheiterten Sänger und zog an seinen Rockschößen. »Onkel Colin, erzähl mir eine Geschichte.«
    Aber er konnte nicht antworten, denn bei seinen Singversuchen hatte er das letzte bisschen Luft aus seinen Lungenflügeln gepresst, und vor seinen Augen verschwamm alles. Wenn er jetzt ohnmächtig wurde, müsste er wenigstens keine weitere Strophe singen. Dafür allerdings den Rest seines Lebens mit dem Wissen verbringen, dass er ein Feigling war.
    Hm. Schwierige Entscheidung.
    Er war sich düster bewusst, dass Melody schützend vor ihn trat und sich der unzufriedenen Menge stellte. Eigentlich sollte er sie jetzt auf den Arm nehmen und mit ihr vor der wütenden Meute fliehen und um sein Leben rennen.
    Doch bevor er aus seiner Erstarrung erwachte, merkte er, dass Melody zu der Menge sprach. »Es war einmal auf dem großen, weiten Meer…« Ihre hohe, klare Stimme erhob sich über das unwillige Gemurmel und brachte es zum Verstummen. »Da segelte ein Piratenschiff…«
    Sie holte tief Luft und fuhr fort. »Auf dem Bug stand ein Name, geschrieben mit dem Blut ehrlicher Männer, und er lautete…« Sie blickte über die Schulter zu Colin und wartete.
    »Dishonor’s Plunder«, krächzte er.
    »Dishonor’s Plunder«, bestätigte Melody. »Und der mutige Käpt’n dieses großartigen Schiffes war kein Geringerer als der grimmige Gesetzlose höchstpersönlich…«
    »Käpt’n Jack!« Colin bekam wieder Luft.
    Melody wandte sich erneut an die Zuschauer, die allmählich interessiert wirkten. »Und Käpt’n Jack und seine Mannschaft segelten über die Meere und… und… und…« Sie presste Gordy Anne an sich und blinzelte ein paarmal verlegen.
    O nein! Sie wusste nicht weiter. Schwer schluckend machte Colin einen Schritt nach vorne. »Käpt’n Jack und seine Mannschaft segelten über den großen Atlantik auf der Suche nach spanischen Schatzschiffen, die es dort zur Genüge gab. Und während sie so auf der Suche nach Reichtümern übers Wasser segelten, hielt Käpt’n Jack mit seinem Fernrohr Ausschau nach dem Schiff seines gnadenlosen Feindes…«
    Hinter der Bühne stand Pomme neben Pru und nickte nachdenklich. »Das ist gar nicht so schlecht.« Er drehte sich um und gab seinen

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