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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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genug kannte, um sie »Maddie« zu nennen?
    Und mehr noch: Wer war Mr Lambert, dass er auf der Suche nach einer zwielichtigen Schauspielerin wie Chantal dieses Kleinkind über die englischen Landstraßen schleppte?
    Und wie konnte Chantal einen solchen Mann aufgeben, nachdem sie ihn nackt gesehen hatte?
    Pru stand abrupt auf. »Zeit für ein Schläfchen, Miss Melody.«
    Colin ließ den Vorschlaghammer sinken und schaute sich sein Werk an. Nachdem er sämtliche Pfosten eingeschlagen hatte, merkte er endlich, wozu das Ganze gut war, denn nun begannen die anderen Männer ein kompliziertes Netz aus Seilen zu spannen, auf das schließlich große Rollen von Segeltuch gezogen wurden, bis den Bühnenwagen eine weiße, sich im Wind blähende Leinwand verdeckte, vor der sich eine halbkreisförmige Absperrung befand.
    »Ja, Mr Lambert«, antwortete Cam, als er ihn nach dem Verwendungszweck fragte. »Der Kreis is für die Zuschauer, und das andere soll unser Vorhang sein. Wenn wir keinen Vorhang hochziehn können, kriegen wir von den Leuten kein Geld. Is ohnehin nich einfach, die herzulocken.« Cam schüttelte den Kopf. »Manche glauben, wir täten das nur zum Spaß.«
    Es machte jedoch wirklich Spaß. Colin blieb nicht verborgen, dass die ganze Truppe wie eine große Familie war, in der es ebenso Melodramen und Konflikte gab wie Freundschaft und Zuneigung. Von ihm abgesehen natürlich.
    »Sie haben das richtig gut gemacht, Mr Lambert.« Cam grinste ihn an. »Aber singen müssen Sie trotzdem.«
    Colins Magen zog sich zusammen. Es führte scheinbar kein Weg daran vorbei, es sei denn… Er beschloss, Prudence Filby zu suchen und sich förmlich bei ihr zu entschuldigen, dass er sie im Gasthaus zurückgelassen hatte. Hoffentlich funktionierte das, dachte er.
    Tat es aber nicht.
    Die junge Frau legte ihre Näharbeit beiseite und stand auf, die Hände in die Hüften gestemmt. »Bedaure, ich halt mich an die Abmachung, auch wenn ich weiß, dass Ihnen ein gegebenes Wort nix bedeutet. Nur sind hier genug Leute, die dafür sorgen, dass Sie nich kneifen.«
    Colin wich bestürzt einen Schritt zurück. »Ich habe nicht versucht…« Doch, hatte er, denn er wollte sie durch seine Entschuldigung überreden, für ihn ein gutes Wort einzulegen. »Es tut mir leid. Wirklich und wahrhaftig leid, dass ich Sie und Evan zurückgelassen habe. Um mich dadurch meiner Verpflichtung zu entziehen. Ich bin mir absolut nicht sicher, ob ich es schaffe…« Er schluckte. »Okay, ich will es versuchen.«
    Pru sah ihm, als er davonging, mit zwiespältigen Gefühlen nach. Normalerweise war sie nicht rachsüchtig, doch es gab so vieles, was sie ihm gerne gesagt beziehungsweise entgegengeschleudert hätte. Worte, die nicht zu einer einfachen kleinen Näherin passten.
    Sie haben keine Vorstellung von meinem Leben, meiner Vergangenheit, meiner Tage als Magd eines Tyrannen, der die Macht über Leben und Tod, über Schutz und Nahrung hat. Sie halten es für unter Ihrer Würde, sich auf der Bühne zu blamieren. Ich halte Sie für zu feige, es zu versuchen!
    Aber bevor sie auch nur etwas in der Art hervorbringen konnte, war Colin Lambert bereits gegangen.
    Und niemand wusste, dass es hinter der Fassade des ungebildeten Mädchens immer noch die alte Prudence gab, denn die wohlerzogene, gebildete junge Dame existierte trotz allem weiter.

Zehntes Kapitel
    A m Ende versuchte Colin wirklich, die Abmachung einzuhalten.
    Nachdem die Münzen in die Hände der beiden Jungen, die als Platzanweiser arbeiteten, gedrückt worden waren, strömten die Städter in den Halbkreis aus sich blähendem Segeltuch, und ihr erwartungsvolles Summen war sogar hinter dem Wagenkreis zu hören, wo Colin auf seinen Auftritt wartete.
    O Gott!
    Er versuchte sich abzulenken, indem er die geniale Konstruktion des Bühnenwagens betrachtete. Eine Seite war heruntergeklappt und bildete zusammen mit dem Inneren die Bühne, die noch von dem Vorhang aus Segeltuch verdeckt wurde. Wirklich sehr clever. Doch er nahm angesichts der aufsteigenden Panik alles nur wie durch einen Schleier wahr.
    Pomme ging an ihm vorbei und gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter.
    »Es ist nur ein Lied, Junge.«
    Ich singe nicht.
    Niemals.
    Aber die Worte kamen ihm nicht über die Lippen, und so dauerte es nicht mehr lange, bis er von dem bizarr gekleideten Direktor der Wandertruppe als Spielmann angekündigt wurde, während Cam ihn raus auf die Bühne schubste.
    Dann winkte der Riese Pru herbei, die gerade einem

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