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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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dem Feuer die bessere Idee…
    Sie konnte sich beim Anblick von Colins Gesichtsausdruck kaum das Lachen verkneifen. Das hatte er verdient, dieser betrügerische Schuft! Der Augenblick, als er sie dort im Gasthaus so einfach zurückließ, war einer der schlimmsten in ihrem Leben gewesen. Ein wirklicher Albtraum.
    Als dann auch noch der schmierige Gastwirt ankam und sie erfuhr, dass er sie nicht versorgen würde, da wäre sie beinahe durchgedreht und hätte ihm um ein Haar ein Loch in den Kopf gehauen mit ihrem Krug. Zu seinem Glück konnte er sich schnell wegdrehen, und zu ihrem saß Pomme im Schankraum und nahm sie mit, bevor der Wirt ihr auch noch die Polizei auf den Hals hetzen konnte. Nichts von alldem wäre passiert, wenn dieser feine Mr Lambert seinen Teil ihrer Abmachung eingehalten hätte. Also bloß kein Mitleid mit ihm!
    Trotzdem huschte ihr Blick immer wieder zu seiner sorgenvoll gerunzelten Stirn. Der arme Mann. Man konnte meinen, er habe soeben erfahren, dass er hingerichtet werden sollte.
    Melody verbrachte die nächsten Stunden damit, von einem Schoß auf den anderen zu krabbeln und sich überall einzuschmeicheln. Colin beobachtete sie lächelnd. Auch wenn er selbst unter den Schauspielern als Persona non grata galt, so ließen sie das nicht an dem Kind aus.
    Als ob das irgendjemand könnte.
    Im Augenblick ritt sie gerade auf den Knien von Cam, begutachtete seine bandagierten Hände und löcherte ihn mit Fragen, wie es gewesen sei, als er gebrannt habe.
    Einige von Cams Antworten brachten Miss Filby zum Lachen, was Colins Sympathie für den gut aussehenden Riesen bereits im Vorfeld merklich schmälerte, zumal dieser seine Augen nicht von der jungen Frau ließ, die ausgeruht und satt tatsächlich richtig hübsch aussah. Zudem gab sie sich in der Gegenwart der Schauspieler viel lebhafter und ungezwungener. Kein Wunder, die waren ja auch keine grausamen Schurken, die ihr übel mitgespielt hatten.
    Der Gedanke, dass sie schlecht über ihn dachte, bedrückte ihn. Natürlich konnte er ihr nicht die wahren Umstände und Hintergründe seiner Entscheidung offenbaren– nur was hätte er stattdessen sagen sollen? Er wusste es nicht. Allerdings handelte er immer, wenn es um Chantal ging, nicht sonderlich vernünftig. Irgendwie schaffte sie es selbst aus der Ferne, ihn völlig durcheinanderzubringen.
    Das war wohl Liebe. Oder nicht?
    Sein Blick folgte automatisch Melody, die sich gerade wieder in die winzige Lücke neben Evan quetschte. Der Junge hatte seine dünnen Arme um die knochigen Knie geschlungen und versuchte mannhaft, die unschuldigen Annäherungsversuche des kleinen Mädchens zu ignorieren.
    Melody schien das egal zu sein. Sie kuschelte sich einfach an ihn und fing an, mit Gordy Anne zu reden, die mittlerweile furchtbar schmutzig war. Colin fragte sich schon, ob es ihm jemals gelingen würde, ihr das Lumpenbündel wenigstens so lange zu entreißen, um es waschen zu können.
    Er bemerkte, dass Evans graue Augen sich auf ihn richteten. Abneigung und Wut las er darin, während sein schmales Gesicht völlig ausdruckslos blieb. Der Junge hatte ja recht, dachte er. Für ihn war er nicht nur der feine Pinkel, sondern auch ein Sinnbild für jede Ungerechtigkeit der Welt. Mitleid wallte in ihm auf, und er versuchte, das durch ein Lächeln zu signalisieren. Er wusste schließlich, was es hieß, in diesem Alter verstoßen zu werden oder einen Elternteil durch den Tod zu verlieren.
    Seine Tante war freundlich gewesen, das schon, aber sie hatte mit ihren eigenen Kindern mehr als genug zu tun gehabt, um ihn über den Verlust der Mutter hinwegzutrösten. Und der Vater? Ihm nahm er sein Leben lang übel, dass er ihn von zu Hause weggeschickt hatte, und deshalb behauptete Colin bis auf den heutigen Tag, er habe ihn nie vermisst. So langsam fragte er sich, ob das wirklich stimmte.
    Was mochte wohl dem Jungen Schlimmes passiert sein? Seine Schwester war nicht gerade auskunftsfreudig gewesen. Nur eines schien klar: Bestimmt hatte er alles Recht der Welt, zornig und enttäuscht zu sein. Colin merkte gar nicht, dass er sich zunehmend mit dem mürrischen Jungen beschäftigte und ihn nicht mehr bloß als ein lästiges Anhängsel von Miss Prudence Filby betrachtete.

Neuntes Kapitel
    A ls die Karawane am frühen Nachmittag haltmachte, wurden keine Befehle gebrüllt oder Kommandos gegeben. Jeder machte sich einfach zielstrebig, doch ohne Hast an die Arbeit. Im Nu waren die Karren ausgeladen und die Planwagen ordentlich im

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