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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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verwundert an. »Ich…«
    Sie warf ihm einen wissenden Blick zu. »Ich bin schon lang genug auf der Welt, um ’nen richtigen Kuss von ’nem Theaterkuss unterscheiden zu können. Sie auch?«
    Colin räusperte sich und beschloss, das Thema zu wechseln. Miss Filby war eine erwachsene, praktisch veranlagte Frau und keine »junge Dame«. Sie stand auf ihren eigenen Füßen und wusste sicherlich, dass der Kuss zum Spiel gehörte.
    Trotzdem geziemte es sich für einen Gentleman, sich zu entschuldigen, wenn er einer Frau, gleich welchen gesellschaftlichen Standes, zu nahe getreten war. Und zweifellos war mit dem Kuss eine Grenze überschritten worden. Selbst jetzt noch konnte er spüren, wie ihre vollen Brüste an seinem Brustkorb nachgegeben hatten, als er sie an sich zog…
    Er hielt abrupt inne. Nachgegeben? Was für eine merkwürdige Wortwahl…
    Aus den Augenwinkeln sah er graue Wollröcke hinter dem Bühnenwagen verschwinden, und er folgte ihr, um sich förmlich zu entschuldigen, wie es die Pflicht eines Gentleman war. Die Stelle, wo Melody an seiner Schulter gelegen hatte, fühlte sich kalt an. Er wünschte, sie wäre noch bei ihm als eine Art Schutzschild gegen…
    Wogegen?
    Er schien heute wirklich nur dummes, wirres Zeug im Kopf zu haben. Diese Suche nach Chantal machte ihn ganz irre. Wenn das so weiterging, würde er bald ähnlich vergesslich und konfus sein wie die ältesten Mitglieder von Brown’s.
    Langsam stieg Pru die Stufen zur Bühne hinauf. Die Ereignisse des Tages kamen ihr bereits wie in weiter Ferne vor– eine Fantasiegeschichte, bestehend aus Piraten und Schwertern und einer tobenden Menge. Nichts davon war mehr übrig als die sich blähenden Segeltuchwände.
    Geborgen in der Dunkelheit lehnte Pru sich gegen das Bühnenportal und schloss die Augen. Würde sie immer und überall fehl am Platze sein– zu hochstehend für die da unten und zu nieder für die da oben?
    Als sie Schritte hörte, öffnete sie die Augen, sah im Zwielicht ein schneeweißes Taschentuch, das ihr von einer gepflegten Männerhand angeboten wurde. Sie wandte sich davon ab, drehte sich fort von ihm. »Bitte, verschwenden Sie Ihre Höflichkeit nicht an mich, Sir«, brachte sie krächzend hervor. »Ich brauche sie gewiss nicht.«
    Sie vergaß ganz, ihre gepflegte Ausdrucksweise zu verbergen, und sein kaum unterdrücktes Lachen ging ihr durch Mark und Bein.
    »Das war bühnenreif, das beste Vorsprechen, das man sich denken kann«, sagte er. »Wirklich erstaunlich.«
    O Gott. Ihr wahres Ich kam zum Vorschein, ohne dass es ihr aufgefallen wäre. Nicht mehr lange, und sie würde sticken und zum Tee einladen. Wann war die Lady jemals so dicht an die Oberfläche gekommen? Warum blieb sie nicht tot und begraben wie ihre Vergangenheit?
    Sie griff verzweifelt nach ihrer Tarnung, der frechen kleinen Näherin, und streifte sie über wie eine Rüstung. Oder wie einen schützenden Mantel.
    Mit einem herausfordernden Blick wandte sie sich an Colin. »Aha, die lustigen Tricks hörn nie auf, was? Was wolln Sie denn als Nächstes sehn?«
    Er lachte nicht und machte auch keinen Schritt zurück, wie sie erwartet hatte. Gedankenverloren zog er seine Hand mit dem Taschentuch weg und schaute sie stirnrunzelnd an. »Ich habe Sie erneut beleidigt, wie ich sehe. Aber das lag nicht in meiner Absicht.« Er sah sie eine lange Zeit an. »Sie sind manchmal ganz schön schwierig.«
    Verdammt, jetzt bekam sie auch noch ein schlechtes Gewissen, weil sie ihn angefahren hatte. Er wollte schließlich nur höflich sein, eben wie ein echter Gentleman, der sich um das Wohl seiner Dienstboten sorgt.
    Himmel, sie würde noch so primitiv werden wie Evan. Sie drückte das Kreuz durch und schaute ihn an, die Hände vor der Brust gefaltet und den Blick gesenkt. »Tut mir leid, Chef. Ich bin bloß grad nich in Stimmung.«
    »Das kann ich sehen. Und ich fürchte, daran bin ich schuld.« Er räusperte sich und schaute sie betreten an. »Ich glaube, Sie dürfen eine Entschuldigung von mir erwarten.«
    Prus Augenlider begannen erschreckt zu flattern. O nein, er würde es erwähnen, oder? Konnte der Mann nicht ein einziges Mal den Mund halten? Sie wich einen Schritt zurück. »Ich muss zurück zu Evan, Sir. Und zu Melody. Es ist Zeit, dass sie…«
    Colin packte ihr Handgelenk, als sie sich an ihm vorbeizuschlängeln suchte. »Mrs Pomme kümmert sich um die beiden, Miss Filby. Bitte bleiben Sie. Ich muss unter vier Augen mit Ihnen reden.«
    Er spürte, wie ihr Pulsschlag sich

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