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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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sich um das Feuer geschart hatten. Pru saß mit kaltem Rücken und erhitzten Wangen da, die Arme um die Knie geschlungen, und dachte über ihre Situation nach.
    Obwohl sie inmitten der Gruppe saß, spürte sie, dass die Distanz wuchs. Da war es wieder, dieses Gefühl, bloß ein Zuschauer zu sein, nicht dazuzugehören. Es schien keinen Unterschied zu machen, ob sie einer Londoner Familie durchs Fenster ihres hübschen Stadthauses zuschaute oder zwischen den fahrenden Schauspielern am Lagerfeuer hockte. Das Resultat blieb gleich: Auf der einen Seite war da eine Familie, die Wärme und Gelächter und manchmal auch Sorgen miteinander teilte, und auf der anderen sie.
    Denn sie gehörte nicht dazu. Nie.
    Es war egal. Sie hatte schließlich einmal eine Familie besessen und zehrte von ihren Erinnerungen. Sie legte das Gesicht auf die Knie, schloss die Augen und versuchte in die Vergangenheit zurückzukehren. Es klappte nicht.
    Das passierte ihr in letzter Zeit immer öfter. Jedes Jahr blieb ihr weniger, an dem sie sich festhalten konnte. Sie erinnerte sich an den Rauch, der aus dem Kopf von Vaters Pfeife aufstieg, aber nicht mehr an den Geruch. Oder an das Rascheln der Seidenkleider ihrer Mutter, nicht jedoch an den Klang ihrer Stimme.
    Es hatte keinen Sinn, über diese Dinge nachzugrübeln. Schließlich hatte sie Evan, der für sie Familie, Bruder und Bezugsperson in einem war. Einen störrischen Jungen, der sie in der einen Minute in den Wahnsinn trieb und ihr in der nächsten mit seiner Zärtlichkeit das Herz brach. Dem sie die Eltern, an die er kaum noch Erinnerungen hatte, ersetzen musste.
    Sie öffnete die Augen und schaute über das Feuer zu Mr Lambert. Wen hatte er? Er sprach voller Sehnsucht über Chantal, doch Pru glaubte niemals, dass seine Liebe erwidert wurde. Im Moment hielt er die kleine Melody auf dem Schoß und stützte ihren schlafenden Körper mit einem Arm, während er gleichzeitig beruhigend ihren Rücken streichelte. Pru bezweifelte, dass er sich dessen überhaupt bewusst war.
    Er ging so lieb mit der Kleinen um. Als sein Mündel bezeichnete er sie, und Melody nannte ihn Onkel Colin, obwohl er seinen Auskünften zufolge ein Einzelkind war.
    Nichts davon geht dich etwas an, Miss Filby. Vergiss das nicht.
    Er hatte sie auf der Bühne geküsst. Ihr erster Kuss. Einen kurzen Augenblick lang erwog sie, es ihm zu sagen. Doch welchen Sinn sollte das haben, außer ihn in Verlegenheit zu bringen und ihm Anlass zu geben, ihre albernen Fantasien zu belächeln?
    Es war ein Schock gewesen, die Wärme seiner Lippen auf ihren zu spüren. Sie erinnerte sich daran, wie sie ihn noch lange schmecken konnte oder wie er sie so leicht in die Arme zog und hochhob, als würde sie nicht mehr wiegen als ein Kind. Wie die Härte seines Brustkorbs ihr schier die Luft aus den Lungen presste und ihre Brustwarzen sich bei der Berührung aufstellten. Wie ihre Knie weich wurden und sich ihre Schenkel öffneten… Wie er sie ansah, als würden ihm ihr Herz und ihre Seele gehören.
    Und ihr Körper.
    Ihre Wangen glühten, und das lag nicht nur am Feuer. Sie neigte den Kopf, um die Röte ebenso wie ihre Gedanken zu verstecken. Mr Lambert hatte sich einfach nur in seiner Geschichte verloren, um der Menge eine gute Schau zu bieten. Soweit es ihn betraf, dürfte er eine Figur aus dem Bühnenstück geküsst haben und nicht Prudence Filby.
    Sich zur Vernunft zu mahnen bewirkte jedoch nichts, vermochte die Verwirrung ihres Körpers nicht zu beschwichtigen. Sie musste vom Feuer weg. Die Kombination aus Hitze und Kälte tat ihr nicht gut.
    Colin schaute von seinem Bier auf und bemerkte, dass Prudence aus dem goldenen Schein des Feuers in die schwarze Kühle der Nacht verschwand. Wohin ging sie? Suchte sie ihren Bruder? Er warf einen Blick in die Runde und sah, dass Evan sich ganz in der Nähe mit einem anderen Jungen balgte, und obwohl dieser bestimmt doppelt so breit war wie er, schien er keinerlei Probleme zu haben. Nachdem er sich versichert hatte, dass es sich um eine kameradschaftliche Rauferei handelte, stand Colin auf, um ihr zu folgen, während Melody sich schlafend an seine Schulter schmiegte.
    »Hier, lassen Sie mich die Kleine nehmen, Chef.« Pommes pummelige Frau, die so praktisch veranlagt war wie ihr Mann theatralisch, nahm ihm das Kind von der Schulter. »Ich bring sie ins Bett. Und den da auch.« Sie deutete mit dem Kinn auf Evan. »Sie gehn und sprechen mit der jungen Dame. Sie müssen ihr was erklären.«
    Colin schaute sie

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