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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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unter seinen Fingerspitzen beschleunigte. Ihr Handgelenk fühlte sich so zart an, dass er es am liebsten gestreichelt hätte. Und als er ihr ins Gesicht sah, entdeckte er, dass ihre Augen feucht waren. Unter den langen Wimpern schimmerten sie silbern im Licht des Mondes, der sich soeben hinter einer Wolke hervorschob.
    Lass sie nicht gehen. Sie verschwindet sonst in der Nacht.
    Und das tat er auch nicht, sondern hielt sie weiter fest.

Zwölftes Kapitel
    L angsam und ohne den Blick von ihr zu wenden, hob Colin ihre Hand, drückte sein Taschentuch hinein und schloss ihre Finger darum. »Ob Sie jetzt in der Stimmung sind oder nicht«, sagte er mit tiefer Stimme, »ich habe Ihnen etwas zu sagen. Stehen Sie bitte einen Moment still und hören mir zu.«
    Sie nickte, doch ihr Herzschlag flatterte. Er ließ sie noch immer nicht los, sondern hielt ihr Handgelenk behutsam in einer Hand, legte die andere um ihre Finger und hielt sie so gefangen.
    »Ich hätte Sie nicht zurücklassen dürfen«, sagte er sanft. »Jetzt sehe ich, dass es falsch gewesen ist. Außerdem habe ich Ihnen nicht zugehört, als Sie mir sagten, Sie seien der Weiterreise gewachsen, und meine Vorkehrungen, damit der Gastwirt sein Wort hielt, waren unzureichend.«
    »Er war so’n gieriger Typ«, sagte sie mit erkennbarem Widerwillen. »Aber das konnten Sie ja nich wissen, Sir.«
    Er schüttelte den Kopf. »Die Sache ist die: Weil Sie in meinen Diensten standen, wäre es meine Pflicht gewesen, mich darum zu kümmern, dass Sie nicht verantwortungslosen Leuten in die Hände fallen.«
    Pru blinzelte ihn verwundert an. »Tun Sie das für all Ihre Dienstboten?«
    Er lächelte. »Das weiß ich nicht. Es ist bislang niemand weggegangen.«
    Sie dachte eine Weile nach. Offenbar war er ein guter Arbeitgeber und damit fast schon eine Ausnahme von der Regel. Einer, der sich entschuldigte, wenn er einen Fehler gemacht hatte. Wo gab’s denn so etwas?
    Mein Vater war so ein Mann.
    Sie brachte die Stimme in ihrem Innern zum Verstummen. »Na ja, is ja egal. Es fing blöd an, ging aber gut aus. Pomme trat grade im richtigen Moment dazwischen.«
    »Ja, äh…« Überraschenderweise wirkte er verlegen. »Miss Filby, ich weiß, dass Pomme Ihnen Arbeit angeboten hat, doch würden Sie vielleicht in Erwägung ziehen, mich weiterhin zu begleiten? Ich brauche wirklich Ihre Hilfe bei Melody.«
    Bei ihm bleiben?
    Bittebitte.
    Nicht so schnell. Sie kniff die Augen zusammen, während sie in sein Gesicht schaute. »Sie haben uns zurückgelassen. Was hindert Sie daran, es noch mal zu tun?«
    Er dachte einen Moment lang nach, dann zuckte er die Achseln. »Ich würde Ihnen mein Wort geben, bezweifle allerdings, dass Ihnen das genügt.« Dann hellte sich seine Miene auf. »Ich könnte Ihnen bereits jetzt die Hälfte des vereinbarten Lohnes geben, und den Rest bekommen Sie am Ende in London.«
    Bitte! Bittebittebitte!
    Halt den Mund, denk nach!
    Die Hälfte hieße, dass sie einige Pfund in ihren Taschen hätte statt Pennys. Es würde reichen, sich und Evan aus ihrer miserablen Lage zu befreien, und damit eine enorme Erleichterung bedeuten.
    Das Misstrauen, das ihr in den vergangenen Jahren zur zweiten Natur geworden war, kämpfte mit ihrem Wunsch, ihm Vertrauen schenken zu können. Er mochte zwar nach Chantal verrückt sein und eine gewisse Unzuverlässigkeit an den Tag gelegt haben, aber er war ein netter Mann, der sich zudem für seine Fehler entschuldigte. Obwohl er wirklich nicht hatte ahnen können, welch betrügerischer Schuft der Wirt war. Sogar ihre Rache nahm er ihr nicht übel.
    Was hatte sie im Übrigen zu verlieren? Einen weiteren schlecht bezahlten Näherinnenjob bei diesen Wanderschauspielern? Pomme und seine Leute waren freundlich, doch das Leben auf der Straße war hart, und es bot vor allem Evan nicht viel.
    Und ich, ich will nicht zurück in mein altes Leben, wenigstens vorerst nicht.
    Nicht bevor sie das Rätsel um diesen ebenso merkwürdigen wie schönen Mann gelöst hatte.
    Der immer noch meine Hand hält. Im Dunkeln.
    Er hatte geduldig gewartet, während sie nachdachte, und schaute sie jetzt erwartungsvoll an. Sie schenkte ihm ein kleines Lächeln. »Einverstanden, Chef. Evan und ich kommen morgen mit Ihnen mit.«
    Seine Miene hellte sich auf zu einem glücklichen, breiten Lächeln, das von Herzen kam und ihr schier den Atem nahm. »Das sind hervorragende Neuigkeiten. Ich danke Ihnen, Miss Filby.«
    »Nich der Rede wert, Chef.« Sie hoffte, dass er ihre Atemlosigkeit und

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