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Ein sinnlicher Schuft

Ein sinnlicher Schuft

Titel: Ein sinnlicher Schuft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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finden, um den Bruder in den Besitz des ihm rechtmäßig zustehenden Erbes und damit in seine angestammte gesellschaftliche Position zu bringen. Aber für sie blieb dann vermutlich nichts anderes mehr, als ihm und seiner Familie als altjüngferliche Tante den Haushalt zu führen.
    Dieses Bild von der Zukunft war zwar nicht gerade ein Traum, jedoch besser als ein Leben in Einsamkeit. Wenn ihr schon keine eigenen Kinder vergönnt wären, so würde sie sich wenigstens an denen von Evan erfreuen dürfen. Sie wären wieder eine Familie.
    Bislang hatte sie sich mit solchen Gedanken getröstet und ein gewisses Maß an Zufriedenheit dabei empfunden. Nur erschien ihr diese Idylle, die sie sich ausgemalt hatte, mehr und mehr als trist und deprimierend. Die Aussicht auf ein solches Leben im Dienst der anderen schien ihren Tagen das Licht zu nehmen und ließ alles noch grauer und trostloser erscheinen.
    Ich begehre Sie.
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. »Oh, Mr Lambert«, flüsterte sie. »Ich begehre Sie auch.«

Sechzehntes Kapitel
    C olin ging langsam zurück zur Kutsche, den Blick gesenkt. Sie traute ihm nicht. Vermutlich wirkte er längst nicht so seriös, wie er gerne glaubte. Und vielleicht war er bisher nie wirklich auf die Probe gestellt worden.
    Ein zerdrückter Kräuterzweig lag auf seinem Weg, den er zuvor in ihren Haaren entdeckt hatte. Wahrscheinlich herausgefallen, als sie wütend davongelaufen war. Er bückte sich, um ihn aufzuheben, hielt ihn an die Nase. Minze.
    »Das is Minze, sehn Sie das nich?«
    Colin zuckte ein wenig zusammen. Weil der Junge ihn erschreckt oder weil er ihn ertappt hatte, wie er an dem Minzzweig seiner Schwester herumschnüffelte? Er wusste es nicht zu sagen. »Danke, Evan. Das habe ich bereits gemerkt.«
    Evan lehnte sich an einen kleinen Baum in der Nähe. »Sie wäscht sich damit. Im Sommer wie im Winter, sogar wenn das Wasser in der Schüssel zu Eis gefroren ist. Klaut es aus Blumenkästen in der Stadt oder im Park. Trocknet es am Bettpfosten, damit sie immer genug davon hat. Mich reibt sie auch damit ab, wenn sie mich erwischt.«
    »Was spricht gegen normale Seife?«
    Evan verzog verächtlich das Gesicht. »Seife? Wenn man nich mal genug für Brot hat?« Er drückte sich von dem Stamm ab und ging davon. »Seife. Seife!«, murmelte er.
    Colin schaute auf den zerknickten Zweig in seiner Hand. Weil Seife zu teuer war, wusch sie sich mit Kräutern. Sehr ungewöhnlich für Angehörige der Unterschicht. Aber nicht nur für die. Selbst viele reiche Leute von höchstem Stand badeten nur, wenn es unumgänglich war.
    Ein verführerisches Bild entstand vor seinem inneren Auge: Miss Filby, nackt bis zur Taille, ihre vollen Brüste feucht glänzend und die Brustwarzen aufgerichtet, ihre goldenen Haare unordentlich auf dem Kopf aufgetürmt, wie sie ihre Haut mit Minze und eiskaltem Wasser auf irgendeinem frostigen Dachboden wusch… Er schämte sich jedoch sogleich für diese Vorstellung, weil er nicht bedachte, wie elend das war, sich in einem eiskalten Raum waschen zu müssen.
    Die nächste Stunde bis Ardmore Hall verlief angespannt. Pru saß stumm in der Kutsche, Melody schlief, und Evan schaute gelangweilt zum Fenster hinaus.
    Sie dachte über ihre Gefühle für Colin nach. Unangemessen waren sie, zumindest für eine Dienstbotin. Natürlich war Bewunderung im Spiel und Neugier. Beides verständlich, aber was war mit ihrem Verlangen?
    Gut, ein attraktiver Mann wie er, der sie zudem begehrte. War ihre Reaktion da nicht normal?
    Du bist in großer Gefahr, dich in diesen Mann zu verlieben.
    War es Liebe?
    Woher sollte sie das wissen?
    Und er? Er vergab sich nichts, wenn er sie begehrte. Bei Männern wie ihm nichts Ungewöhnliches, denn in solchen Kreisen hielt man sich eine Geliebte. Sie war keine gefeierte Schönheit, doch ihre Figur ließ sich sehen, und sie wirkte auf Männer, rief bei ihnen Begehrlichkeiten wach. Das wusste sie.
    Auch er wollte ihren Körper. Mehr vermutlich nicht. Man hatte ihr beigebracht, anders darüber zu denken, aber manchmal fragte sie sich, was daran so falsch sein sollte. Vor allem wenn man einsam war und sich nach ein bisschen Zuneigung und Zärtlichkeit sehnte. Und das tat sie beständig, außer wenn sie mit ihm zusammen war.
    Mr Lambert befand sich jedoch auf der Suche nach Chantal. Nein, sie durfte nicht vergessen, dass sie ihm nichts bedeutete. Sie war eine Frau und verfügbar und er ein gesunder Mann mit ein wenig mehr Charisma, als seinem Charakter guttat.

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