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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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Zimmer.“
    „Ich fand keine Ruhe nach dem Unfall und konnte nicht schlafen. Was Sie gehört haben, waren meine Schritte beim Auf- und Abgehen. Allein.“
    Mrs Jenkins schüttelte den Kopf. „Es ist zwecklos, zu lügen. Ich habe noch nie erlebt, dass Lord Bromwell irgendetwas oder irgendjemand mit dem Blick ansieht, mit dem er Sie gestern Abend angesehen hat.“ Sie verstummte und runzelte die Stirn. „Außer vielleicht die Spinne, die er mal in unserer Scheune gefangen hat. Das Biest war riesig, sag ich Ihnen.“
    „Ich bezweifle ernsthaft, dass es ein Kompliment oder ein Zeichen von Zuneigung ist, wenn Lord Bromwell mich auf die gleiche Art ansieht wie eine Spinne“, erwiderte Nell trocken. „Wenn überhaupt, dann betrachtet er mich vielleicht mit mildem Interesse.“
    Die Wirtsfrau maß sie mit einem abgeklärten Blick. „Und außerdem habe ich gesehen, wie er aus Ihrem Zimmer kam.“
    Oje. Das würde schwierig zu erklären sein. Aber Nell versuchte es. „Er wollte sich lediglich vergewissern, dass ich trotz des Unfalls Schlaf gefunden hatte.“
    „Sie sind eine ganz Gewiefte, Miss, das steht fest.“ Mrs Jenkins schüttelte den Kopf, während sie gleichzeitig das schwere Federbett ausschüttelte. „Aber Sie müssen mich wirklich nicht belügen. Ich werfe es Ihnen nicht vor, egal wie anstößig andere es finden mögen. Mein Gott, wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre und nicht verheiratet – ich würde …“
    Sie räusperte sich, und eine feine Röte überzog ihre runden Wangen. „Aber das bin ich nicht, also vergessen Sie’s. Was ich Ihnen sagen wollte, ehe Sie weiterreisen, ist dies: Er ist ein guter Mensch. Und ein ungewöhnlich empfindsamer Mann, also brechen Sie ihm nicht das Herz.“
    „Ich wäre unter keinen Umständen in der Lage dazu“, versicherte Nell. „Und ich betone noch einmal, dass er in mein Zimmer kam, um sich zu vergewissern, dass ich mich beruhigt hatte.“
    „Ganz wie Sie wollen.“ Mrs Jenkins zuckte die Schultern.
    Sie glaubt mir kein Wort, dachte Nell, ich kann es ihr nicht begreiflich machen. Sie hatte einen untadeligen Ruf – jedenfalls bis vor einer Woche gehabt. Inzwischen wäre es ein Leichtes, sie als Diebin und lasterhaft obendrein abzustempeln, erst recht da Lord Bromwell für ihre Unterkunft aufkam.
    Auf der anderen Seite würde Lord Sturmpole niemals vermuten, dass die Frau, nach der er fahndete, die Mätresse des berühmten Lord Bromwell war.
    „Haben Sie Lord Bromwell von Ihren Vermutungen erzählt?“
    „Wenn es irgendjemand anders gewesen wäre“, antwortete die Wirtsgattin resolut, „hätte ich die beiden vor die Tür gesetzt, sobald mir klar war, was los ist. Das Crown and Lion ist ein anständiges Haus, das können Sie mir glauben.“
    Demnach hatte sie ihre Mutmaßungen für sich behalten. „Danke für Ihre Freundlichkeit und Ihre Verschwiegenheit.“ Nell atmete tief durch. „Lord Bromwell und ich wären Ihnen sehr verbunden, wenn Sie weiterhin Diskretion wahren würden.“
    „Er hat Angst, dass er die Förderer für seine nächste Expedition verliert, richtig?“ Mrs Jenkins konnte ihre Genugtuung kaum verbergen.
    Es war Nell neu, dass der Viscount schon so bald wieder in See stechen wollte. Doch sie ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken und nickte.
    „Das dachte ich mir, aber Sie können auf mich zählen, meine Liebe“, versprach Mrs Jenkins. „Und wie ich schon sagte, brechen Sie ihm nicht das Herz, sonst bekommen Sie es mit mir zu tun.“
    „Versprochen.“
    Nell lächelte schief. Was die gute Frau anscheinend überhaupt nicht kümmerte, war ihre Gefühlslage. Doch vielleicht hielt Mrs Jenkins sie für so geldgierig und abgebrüht, dass es bei ihr nichts zu brechen gab. „Wissen Sie, wo Lord Bromwell sich gerade befindet?“
    „In der Scheune. Auf der Suche nach Spinnen, nehme ich an.“
    Nell unterdrückte einen Schauder.
    Sie hatte ihn schnell gefunden.
    Als sie aus der Eingangstür trat, stand er vor der Stalltür, in eine Unterhaltung mit den Pferdeknechten vertieft. Er sah so attraktiv aus mit seinem leicht zerzausten Haar, dass sie den Atem anhielt.
    Nell konnte nur beten, dass er nie die Wahrheit über sie erfuhr. Damit er sich einigermaßen zuneigungsvoll an sie erinnerte. Sie jedenfalls würde ihn ganz sicher in guter Erinnerung behalten.
    Sie versuchte ihn auf sich aufmerksam zu machen, doch ehe es ihr gelang, fuhr eine eindrucksvolle schwarze Kutsche mit prächtigem Wappen durch das Tor der Poststation und

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