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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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ausruhen vor dem Dinner. Vorausgesetzt, ihr gestattet mir zu bleiben, obwohl ich kein Interesse an Lady Eleanor als zukünftiger Braut habe.“
    Seine Mutter ergriff seine Hand und sah seinen Vater eindringlich an.
    „Selbstverständlich kannst du bleiben“, murmelte der Earl.
    „Danke, Mylord.“ Bromwell machte eine förmliche Verbeugung und ging.
    Nell sah aus dem Fenster auf die großartige Gartenanlage und fragte sich, wie bald sie verschwinden konnte.
    Dabei war das Grüne Zimmer, in das der Butler sie geführt hatte, zauberhaft ausgestattet mit seiner Rosen- und Weinrankenmustertapete und den zierlichen Mahagonimöbeln – und außerdem überraschend behaglich. Nach der prunkvollen Eingangshalle hatte sie ein riesiges, zugiges Schlafgemach mit einem elisabethanischen Baldachinbett erwartet, stattdessen war der nach Süden liegende Raum hell und warm und freundlich. Nirgendwo fand sich auch nur ein Staubkörnchen, nicht einmal in den Vertiefungen des geschnitzten Kleiderschranks, Bettwäsche und Handtücher waren blütenweiß und frisch, was darauf schließen ließ, dass das Zimmer jeden Tag gereinigt wurde, ob jemand darin wohnte oder nicht. Ein dicker Aubussonteppich bedeckte den Boden, und neben der Spanischen Wand, die den Waschstand vor Blicken abschirmte, stand ein hoher Drehspiegel mit vergoldetem Rahmen.
    Es klopfte an der Tür, und im nächsten Moment betrat eine hagere Bedienstete mittleren Alters den Raum. Über ihrem Unterarm hingen mehrere Damenkleider. „Die hat Mrs Fallingbrook für Sie herausgesucht, Mylady“, sagte sie mit einer Stimme, die ebenso grimmig war wie ihre Ausstrahlung.
    „Vielen Dank“, erwiderte Nell in förmlichem Ton. Was für eine Erleichterung, dass sie der Dienerin keine Erklärungen schuldig war, weder für ihre Anwesenheit noch für die fehlende Garderobe! Allerdings fragte sie sich, wie die Begegnung mit seiner Mutter für Lord Bromwell verlaufen war.
    Angenehmer bestimmt als die mit seinem Vater, der eindeutig weder die Intelligenz noch die Leistung seines Sohnes zu würdigen wusste.
    „Ich heiße Dena und soll Ihnen zu Diensten sein, solange Sie hier sind“, unterbrach die Dienerin ihre Gedanken. „Kann ich Ihnen beim Umkleiden behilflich sein, Mylady?“ Sie wies auf die mitgebrachten Kleider, die sie auf dem Bett ausgebreitet hatte – ein außergewöhnlich hübsches hellgrünes Seidenkleid, eines aus weichem roten Wollstoff mit grauen Aufschlägen, passend für eine Dame mittleren Alters, und eines aus zart gemustertem Musselin mit rechteckigem Ausschnitt.
    „Ja, Dena, bitte. Ich nehme das Musselinkleid.“
    Die Zofe verlor kein Wort, während sie Nell aus der Pelisse und dem hellbraunen Wollkleid half und anschließend in das leichte Baumwollkleid.
    Glücklicherweise brauchte Nell sich ihrer Leibwäsche nicht zu schämen. Obgleich es die reine Verschwendung gewesen war, hatte sie sich vor ihrem Dienstantritt bei Lady Sturmpole ein neues Unterhemd und spitzenbesetzte Pantalettes gekauft und sich gesagt, dass die Gesellschafterin einer Dame von Stand sich ein wenig Luxus leisten durfte.
    Sie hatte nicht ahnen können, wie gefährlich diese Anstellung für sie werden würde.
    Die Zofe schloss die letzten Knöpfe, und Nell sah an sich herunter. Das Kleid passte vielleicht nicht perfekt, aber mindestens genauso gut wie die blaue Seidenrobe, die sie am Abend zuvor getragen hatte. Da sie keinen Schmuck besaß, nahm sie ein farblich passendes Band aus ihrem Koffer, das sie um den Hals tragen konnte.
    Als sie sich anschließend im Spiegel betrachtete, war sie zufrieden mit ihrem Erscheinungsbild. Sie wusste, dass sie hübsch war. Sie hatte die ansprechenden Züge ihrer Mutter geerbt, ihre großen grünen Augen, die schön geschwungenen Brauen und die schmale gerade Nase, und dazu das üppige dunkle Haar ihres Vaters, seine ebenmäßigen Zähne und seine vollen Lippen. Indes auch sein Kinn, das für eine Frau vielleicht ein klein wenig zu energisch war.
    „Wie möchten Sie das Haar frisiert haben, Mylady?“, erkundigte Dena sich ohne einen Funken Begeisterung.
    „Schlicht, bitte.“ Nell nahm ein weiteres Band aus dem Koffer und hielt es hoch. „Können Sie das einflechten?“
    „Ja“, antwortete die Zofe kurz angebunden und nahm ihr das Band ab. Nell unterdrückte ein Seufzen und setzte sich an den Frisiertisch.
    „Ich wollte mit meiner Frage nicht andeuten, dass ich Ihnen nichts zutraue.“
    Keine Antwort.
    Anscheinend hatte sie die Zofe gekränkt, aber

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