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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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Erinnerung an das schreckliche Erlebnis in ihr breit, und sie verspürte die gleiche Angst, die sie ergriffen hatte, als ihr klar geworden war, dass Lord Sturmpole ihr ihren Lohn nicht zahlen würde, wenn sie sich seinen Wünschen nicht fügte. Die Angst, die sie bei dem anschließenden Kampf empfunden hatte, und bei ihrer Flucht …
    Unter einer Weide, deren Zweige in einen murmelnden Bach hinabhingen und einen natürlichen Baldachin bildeten, blieb sie stehen. Das Gras unter ihren Sohlen fühlte sich weich an wie ein Teppich, und sie wünschte sich nichts mehr, als bis in alle Ewigkeiten an diesem Ort bleiben zu können.
    Plötzlich drang ein Ton an ihr Ohr, der eindeutig nicht von einem gurgelnden Wasserlauf oder einem Vogel oder einem anderen Tier herrührte, und sie horchte auf.
    Es war Gesang. Oder besser, Sprechgesang, gefolgt von rhythmischem Klatschen.
    Am Bachufer entlang ging sie in die Richtung, aus der der Gesang kam, bis sie auf eine Lichtung kam, wo der Bach in einen Teich mündete. Und dort, am Ufer, entdeckte sie den Sänger, der auch tanzte, sofern sie seine rhythmischen Schritte und Armbewegungen richtig deutete.
    Es war Lord Bromwell, mit nichts anderem als seinen Hosen und Stiefeln bekleidet, der in einer fremden Sprache sang und seinen Körper auf eine Weise bewegte, wie sie es noch nie gesehen hatte, in einem Tanz, den sie noch nie gesehen und der nichts, aber auch gar nichts mit einem Walzer oder einer Quadrille gemein hatte.

8. KAPITEL
    Die Prozedur ist zeitaufwendig und einigermaßen schmerzhaft, wie ich aus eigener Erfahrung sagen kann. Dass ich die volle Tätowierung, die erwachsenen Männern gestochen wird, ablehnte, rief viel Gelächter unter den Frauen hervor, die dies trotz meines Alters und gewisser anderer gegenteiliger Hinweise zweifellos als ein Eingeständnis von Unreife auffassten.
    – aus Das Spinnennetz von Lord Bromwell
    V ollkommen gebannt von der Biegsamkeit seines Körpers und der Anmut, mit der er sich bewegte, beobachtete Nell, wie Lord Bromwell tanzte. Wie er die Hüften kreisen ließ, sich geschmeidig bog, die Art, wie er federnd in die Knie ging und sich wieder aufrichtete – noch nie hatte sie etwas auch nur annähernd Ähnliches gesehen, und wahrscheinlich würde sie eine solche Darbietung auch nie wieder zu Gesicht bekommen.
    Der Viscount vollführte eine halbe Drehung, sodass er ihr den Rücken zukehrte, und plötzlich blieb ihr Blick an einer dunklen Hautverfärbung knapp oberhalb seines Hosenbundes hängen. Es war ein schwarzes Mal, ein Muttermal oder … eine Tätowierung? Etwa die, von der Thompkins gesprochen hatte?
    Das muss es sein, dachte sie, während sie vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Die Tätowierung. Was bedeutete sie? Die Entfernung war zu groß und die Hose bedeckte zu viel davon, als dass sie erkennen konnte, was sie darstellte, und näher herangehen konnte sie nicht, denn eigentlich hätte sie gar nicht hier sein sollen. Sicher wäre es ihm furchtbar peinlich, wenn er sie entdeckte, und ihr nicht minder, wenn er wüsste, dass sie ihn beobachtet hatte.
    Dennoch zögerte sie. Und beschloss nach einem Moment, dass es das Wagnis wert war, seinem Gesang zu lauschen und ihm zuzusehen, wie er tanzte – wie ein Krieger aus alter Zeit, der seine Götter anrief.
    Plötzlich schlug irgendwo in der Nähe ein Hund an.
    Lord Bromwell hielt inne, während Nell sich hastig zurückzog.
    Dann brach ein riesiger schwarzer Hund durch das Unterholz in der Nähe, kam knurrend und zähnefletschend in ihre Richtung, als wolle er sie anfallen.
    Nell blieb wie angewurzelt stehen, zu schockiert, um einen Laut über die Lippen zu bringen. Der Hund blieb ebenfalls stehen und bellte, als gälte es, eine Armee herbeizurufen.
    „Aus, Brutus! Sitz!“
    Unendliche Erleichterung durchflutete Nell, als der Hund tat, wie Lord Bromwell ihm geheißen, und nicht nur augenblicklich aufhörte zu bellen, sondern sich hechelnd auf die Hinterläufe fallen ließ. Einen Moment später trat der Viscount zwischen den Bäumen hervor. Er trug einen blauen Gehrock und darunter ein weißes Hemd, das fast bis zum Nabel offen stand.
    „Es tut mir leid, wenn er Ihnen Angst eingejagt hat“, sagte er und tätschelte dem riesigen sabbernden Tier den Kopf. „Der Wildhüter muss irgendwo hier in der Nähe sein. Brutus hat Sie vermutlich für einen Wilddieb gehalten, aber er schlägt auch sonst immer gleich an. Deshalb ist er ein so guter Wachhund.“
    Nell trat näher an Brutus heran

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