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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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überlegen.“
    Plötzlich erschien ihr das Risiko, mit ihm allein zu sein, gering, verglichen mit der Aussicht, etwas über die Spezies zu erfahren, die ihn so sehr interessierte, dass er dafür Weltreisen auf sich nahm. „Ich möchte sie wirklich sehen.“
    Er war sichtlich erfreut und lächelte sie so warmherzig an, dass es ihr durch und durch ging. Dann drehte er sich um und deutete auf eine nicht weit entfernt liegende Hütte aus braunem Feldstein, die halb verborgen zwischen Sträuchern und Bäumen lag.
    „Billings hat das Gerücht von den giftigen Spinnen selbst in die Welt gesetzt, um die Wilderer abzuschrecken“, sagte er und ging voran. „Es schien ihm wirkungsvoller, als Fallen auszulegen.“
    „Offenbar zu Recht.“
    „Offenbar.“ Lord Bromwell grinste jungenhaft, und ihr Herzschlag beschleunigte sich.
    Als sie bei der Hütte ankamen, schob er den Türriegel zurück und stieß die roh gezimmerte Holztür auf. Dann trat er beiseite und bedeutete ihr, einzutreten. „Willkommen in meiner Vorstellung vom Himmel, Lady Eleanor.“
    Sie ging an ihm vorbei in das dämmrige Innere der Hütte, die etwa sechs Meter in der Breite und zehn Meter in der Länge maß. An einer Wand befanden sich zwei große, quadratische Fenster, deren Läden jedoch halb geschlossen waren. Licht lieferte hauptsächlich das kleine Feuer, das im Kamin brannte. Eine Wand war von Regalbrettern bedeckt, auf denen Glasgefäße aufgereiht standen. Sie enthielten eine klare Flüssigkeit, in der irgendwelche Objekte schwebten. Die Mitte des Raumes nahm ein großer Eichentisch mit zahllosen Kratzern und Schrammen ein, auf dem sich Papierstapel und andere Utensilien häuften; außerdem befanden sich eine Kerze in einem schlichten Halter aus Zinn, eine Argand-Studierlampe und ein Kästchen Stifte, wie Künstler sie benutzten, darauf. Neben der Feuerstelle stand ein Holzschrank mit breiten, flachen Schubladen. Auf dem Regalbrett, das darüber hing, entdeckte Nell ein paar Bücher, und in dem alten Büfett zur anderen Seite des Kamins wurden Küchengerät, Essgeschirr und Besteck aufbewahrt. An der Wand neben ihr stand ein durchgesessenes Sofa, auf dem ein Kissen und eine zerwühlte Decke lagen.
    Lord Bromwell quetschte sich an ihr vorbei und begann die Decke zusammenzufalten. „Entschuldigen Sie die Unordnung. Normalerweise kommt niemand hier herein außer mir. Die Diener würden keinen Fuß über die Schwelle setzen. Manchmal übernachte ich auf dem Sofa, wenn ich eine Abhandlung fertigstellen muss, so wie letzte Nacht.“
    Nachdem die Decke ordentlich zusammengelegt war, eilte er zum Kamin und nahm ein Schwefelholz aus der Schachtel auf dem Sims. Er hielt es ins Feuer und entfachte die Öllampe auf dem Tisch. Als es heller wurde, konnte Nell erkennen, was in der Flüssigkeit in den Glasbehältern schwamm.
    Spinnen. Große, kleine und alle Größen dazwischen. Einige bräunlich, einige farbig, ein oder zwei völlig schwarz.
    Kein Wunder, dass die Diener sich nicht hier hereintrauten. Nell schlang sich die Arme um den Oberkörper. „Ich wusste nicht, dass sie so groß werden können“, murmelte sie und starrte auf ein besonders riesiges Exemplar.
    „Oh doch, und ob“, erwiderte Lord Bromwell lebhaft. „In den Schubladen habe ich übrigens noch mehr von den großen.“ Mit dem Kinn deutete er zu dem Holzschrank. „Es widerstrebt mir, sie töten zu müssen, aber es gibt keine andere Möglichkeit, wenn ich sie untersuchen will.“
    Er hob eines der Glasgefäße aus dem Regal. „Diese hier ist eine Tegenaria parientina, auch als Mauerwinkelspinne bekannt. Die gleiche Spinne, wegen der Sie sich in der Kutsche so erschreckt haben. Angeblich teilte übrigens Kardinal Wolsey Ihre Abneigung gegen sie.“ Konzentriert ließ er den Blick über die Glasgefäße gleiten. „Die meisten Menschen reagieren wie Sie, selbst die Tochter des Mannes, der als einer der Ersten über Spinnen forschte. Patience hieß sie.“ Er warf Nell einen Seitenblick zu. „Vielleicht haben Sie schon einmal von ihr gehört? Ihr Vater war Dr. Thomas Moufet.“
    „ Die kleine Miss Muffet? Die Figur aus dem Kinderlied?“, rief Nell erstaunt aus. „Es gab sie wirklich?“
    „Scheint so.“ Lord Bromwell grinste. „Von wem der Reim stammt, weiß ich allerdings nicht.“
    Er ging ein paar Schritte am Regal entlang und deutete auf ein anderes Exemplar. „Bei dieser Schönheit hier handelt es sich um eine italienische Tarantel. Ihr Biss ist giftig, und angeblich kann er

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