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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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nein, niemand wurde ernstlich verletzt“, beeilte er sich hinzuzusetzen, als er die besorgte Miene seines Freundes gewahrte.
    „Gott sei Dank“, murmelte Drury erleichtert. „Fahr fort.“
    „Wir wurden buchstäblich aufeinandergeschleudert, und …“
    Aller Wahrscheinlichkeit nach war es nicht der rechte Moment, den Kuss zu erwähnen. Wenn es diesen Moment überhaupt je gab.
    „Später fand ich heraus, dass sie in Schwierigkeiten steckt, also lud ich sie nach Granshire Hall ein. Dort ist sie jetzt und erduldet meine Eltern. Bei der Rechtsauskunft, die ich brauche, geht es um ihre Situation.“
    „Aha.“ Drury legte die Spitzen seiner deformierten Finger zusammen, die er inzwischen wieder viel besser bewegen konnte als zu dem Zeitpunkt, da er aus Frankreich zurückgekehrt war. „Handelt es sich bei dieser Frau um ein altes Mütterchen oder eine Matrone in mittleren Jahren?“
    „Weder noch. Um eine junge Dame.“
    „Hübsch?“
    „Sehr.“
    Drury hob eine Braue. „Hat sie etwas für Spinnen übrig?“
    „Bedauerlicherweise nein. Aber wenigstens ist sie nicht fortgerannt, als sie meine Sammlung gesehen hat.“
    Drurys andere Braue hob sich. „Du hast sie in dein Labor eingeladen?“
    „Sie … nun, sie machte einen Spaziergang in dem Waldstück, und ich traf sie in der Nähe, und da lud ich sie ein, ja.“
    Bromwell sah keine Notwendigkeit, seinem Freund zu erklären, dass er die Nacht in der Hütte verbracht hatte, damit er Lady Eleanor nicht sehen oder ständig daran denken musste, dass sie nur ein paar Zimmer von seinem entfernt schlief.
    Drury hob Einhalt gebietend die Hand. „Lass uns an dieser Stelle unterbrechen, sonst musst du Juliette alles noch einmal erzählen. Oder möchtest du, dass die Sache unter uns zweien bleibt?“
    Bromwell dachte nach. Eigentlich wollte er nicht, dass noch jemand von der Geschichte wusste, aber Juliette war eine liebenswerte, beherzte Frau, die in ihrem Leben schon so manches Problem bewältigt hatte. Vielleicht wusste sie irgendeinen Rat. Ohnehin war es ihm nicht lieb, Drury seiner Frau gegenüber auf Diskretion einzuschwören. Er hielt nichts davon, wenn Eheleute Geheimnisse voreinander hatten. „Nein. Juliettes Meinung könnte hilfreich sein. Sind Brix und Fanny noch in Lincolnshire bei Edmond und Diana?“
    „Ja. Willst du ihre Meinung auch hören?“
    Bromwell schüttelte den Kopf. „Himmel, nein.“
    Er konnte sich lebhaft vorstellen, welch begeistertem Verhör Brix ihn über die Umstände seiner ersten Begegnung mit Lady Eleanor unterziehen würde. Diana wäre vermutlich erpicht darauf, die Episode in ihrem nächsten Roman zu verwenden, und Edmond würde es sich in den Kopf setzen, ein romantisches Gedicht darüber zu verfassen. Dabei bin ich noch immer nicht über seine Ode an ein Spinnentier hinweg, dachte Bromwell leicht gequält. „Ich will damit sagen, dass die betreffende Dame keinen Wert auf zu viele Mitwisser legt“, setzte er erklärend hinzu, dann wechselte er lächelnd das Thema. „Und wie gefällt es dir in deinem neuen Domizil?“
    Drury hatte kürzlich am Rand von Mayfair ein Haus gekauft. Es war nicht die exklusivste Gegend Londons, doch auf solche Dinge legte er wenig Wert. Bis zu seiner Heirat hatte er nicht einmal eine eigene Stadtresidenz besessen, sondern in seinem Quartier in der Anwaltskammer gewohnt. Sein jetziges Haus hatte er, wie er sagte, ausgesucht, weil es solide gebaut war, alle modernen Bequemlichkeiten bot und eine gute Wertanlage war.
    „Sehr gut. Aber Juliette besteht auf neuen Anstrichen für die Wände und Samtvorhängen und all diesen Sachen. Ich muss zugeben, manchmal suche ich Zuflucht in meinem Arbeitszimmer im Old Bailey.“
    Bromwell schenkte ihm ein kameradschaftliches Lächeln. „So wie ich in mein Labor flüchte, wenn meine Eltern meine Geduld zu sehr strapazieren.“
    Aber die Hütte konnte auch als Zuflucht für andere Zwecke dienen, wie er kürzlich entdeckt hatte.
    Die Mietdroschke kam zum Stehen, und als Bromwell ausstieg und an dem weißen georgianischen Stadthaus emporblickte, musste er Drury beipflichten, dass dieser sein Geld wahrlich gut angelegt hatte. Das Gebäude, das gegenüber einem kleinen Park lag, schien in ausgezeichnetem Zustand.
    Ein junger Butler öffnete die Eingangstür, kaum dass sie die Treppenstufen erklommen hatten.
    „Du lieber Himmel, das ist doch nicht Mr Edgar, oder?“, rief Bromwell aus. Der Bursche war das Ebenbild von Drurys langjährigem Kammerdiener, wenn auch

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