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Ein skandaloeser Kuss

Ein skandaloeser Kuss

Titel: Ein skandaloeser Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Moore
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du mir erzählen, worum es in deinem Vortrag vor der Linné-Gesellschaft geht.“
    Zum zweiten Mal an diesem Tag war Bromwell völlig verblüfft. Er blickte zum Porträt seines Großvaters über dem Kamin und hätte sich nicht gewundert, wenn seinem Ahnherrn die Kinnlade heruntergeklappt wäre vor Überraschung. „Du weißt davon?“
    „Ich bin nicht gänzlich uninformiert, was deine Aktivitäten angeht, mein Sohn, auch wenn ich das genaue Thema nicht kenne. Aber ohne Zweifel geht es um irgendeine Spinnenart. Eine exotische, möchte ich wetten.“
    „Die gefährlichste Spinne, die wir kennen: die Brasilianische Wanderspinne.“
    „Das sollte die Zuhörer wach halten. Komm mit, Justinian, wir verabschieden uns von deiner Mutter und der jungen Dame, der du das Herz brechen wirst.“
    Bromwell blieb wie angewurzelt stehen. „Hältst du das für möglich?“
    Sein Vater hob eine Braue. „So wahr ich ein Frauenkenner bin“, sagte er und ging aus dem Arbeitszimmer.
    Bromwell folgte ihm zerstreut. Die Möglichkeit eines solchen – ihm höchst unwillkommenen – Ausgangs der Dinge hatte er nicht bedacht.
    Dena hatte aufgehört, Staub zu wischen. Sie saß mit Nell am Kamin und erzählte Geschichten aus Lord Bromwells Kindheit.
    Es erstaunte Nell nicht sonderlich zu hören, dass er ein gutherziger, großzügiger Junge gewesen war, wenn auch nicht mit einer robusten Gesundheit gesegnet. Oft war er krank gewesen und hatte viel Zeit im Bett verbracht. Dena erzählte ihr, wie schwer es für seine Mutter gewesen war, ihn gehen zu lassen, als er zur Schule musste; dass sie darauf bestanden hatte, drei verschiedene Ärzte zurate zu ziehen, ehe sie es gestattete. Aber Lord Bromwell hatte es nicht nur überlebt, sondern war gediehen und regelrecht aufgeblüht ohne seinen übermächtigen Vater und, wie Nell vermutete, seine überbesorgte Mutter. Er hatte Freunde gefunden, auch wenn sie, Denas Worten zufolge, unverbesserliche Raufbolde zu sein schienen, als sie das erste Mal zu Besuch auf Granshire weilten. Dieser Smythe-Medway, zum Beispiel, der eine ordentliche Tracht Prügel verdient hätte, nachdem er der Köchin eine Blindschleiche ins Bett geschmuggelt hatte, woraufhin die arme Frau in Ohnmacht fiel, als sie die Schlange entdeckte!
    Wie sehr wünschte Nell, Lord Bromwell damals gekannt zu haben, als Jungen mit großen blaugrauen Augen und zerzaustem Haar, der interessiert Spinnennetze betrachtete. Und auch die anderen Jungen, deren Meinung ihm so wichtig gewesen war.
    Ein Klopfen an der Tür beendete ihren freundschaftlichen Austausch. „Du lieber Himmel, ich habe mich verplaudert!“ Dena sprang auf, um zu öffnen.
    Ein Lakai stand auf der Schwelle. „Wenn Sie so freundlich sein wollen, Mylady.“ Er blickte an Dena vorbei. „Die Countess wünscht Sie zu sehen. In ihrem Salon.“
    Nell erhob sich angespannt. Was sollte sie tun, wenn Ihre Ladyschaft sie nicht mehr in ihrem Haus haben wollte?
    Sie schaffte es, gelassen zu klingen, als sie antwortete: „Selbstverständlich.“
    „Machen Sie sich keine Sorgen“, flüsterte Dena ihr vertraulich zu, als sie an ihr vorbeiging. „Sie mag sie.“
    Ein wenig ermutigt, dennoch beklommen, folgte Nell dem Lakaien zum Salon der Countess.
    Sie war nicht sicher, was sie erwartete, als sie eintrat, doch damit, Lord Bromwell und den Earl vorzufinden, hatte sie nicht gerechnet. Der Viscount stand am Fenster, die Hände hinter dem Rücken, sein Vater in der gleichen Haltung am Kamin.
    Als Lord Bromwell lächelte, hatte sie augenblicklich das Gefühl, dass alles gut werden würde oder dass sie zumindest bleiben konnte.
    „Ah, Lady Eleanor, da sind Sie“, begrüßte sie der Earl, als wären sie sich an diesem Tag nicht bereits begegnet. „Ich muss nach Bath, um das Orchester für den Ball zu engagieren, und da mein Sohn wieder nach London will, fahren wir die Strecke bis Bath gemeinsam in meiner Kutsche und möchten uns von Ihnen verabschieden.“
    „Bleiben Sie unterdessen bitte unser Gast“, meldete Lord Bromwell sich zu Wort. „Meine Mutter würde sich über Ihre Gesellschaft sehr freuen.“
    „Das stimmt“, bekräftigte Lady Granshire seine Einladung lächelnd. Sie ließ ihren Sohn nicht aus den Augen, als fürchte sie sonst zu vergessen, wie er aussah.
    „Ich werde nur ein paar Tage fort sein.“ Der Earl schien anzunehmen, dass er gleichermaßen vermisst werden würde, und zwar von beiden Frauen. „Und mein Sohn hat mir versichert, dass er pünktlich zum Ball wieder da

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