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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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verschüttete Erinnerung oder ein längst vergessener Traum.
    Sie ließen den Fluss hinter sich, die Landschaft wurde offener, der felsige Grund flacher, und plötzlich standen sie vor einem mit einem Seil abgesperrten Areal, vor dessen Betreten Schilder warnten. Aber wen würde das schon abhalten? Einen neugierigen Jungen bestimmt nicht.
    Erinnerungsfetzen kehrten zurück. Das war keine Höhle, in die man einfach hineinklettern konnte, sondern ein gähnend tiefes Loch, das kein Ende zu nehmen schien.
    »Was meinst du, was das sein könnte?«, fragte Susanna. »Schau, da wo die Sonne hinfällt, ist etwas in die Wand geritzt. Siehst du es?«
    Er packte ihren Arm und zog sie zurück. »Sei vorsichtig«, sagte er barsch.
    Sie schaute ihn an, wollte ihn wegen seiner übertriebenen Vorsicht auslachen, doch als sie seinen Gesichtsausdruck sah, brachte sie nur ein schwaches »Leo?« hervor.
    »Ich bin hier gewesen«, erklärte er leise und zwang sich, den Blick von der Höhle zu wenden. »Ich glaube, ich bin als kleiner Junge hineingefallen und konnte nicht mehr heraus. Erst jetzt fällt mir das wieder ein.«
    »Du meinst …?«
    Tastend ging er ein Stück näher, spähte in das dunkle Loch, und Panik überfiel ihn. Genau wie in seinen nächtlichen Albträumen. »Jetzt weiß ich es: Das ist der Ort aus meinen Träumen. Aber warum habe ich mich nicht vorher daran erinnert?«
    Sie hakte sich bei ihm ein. »Du hast bestimmt einen Schock erlitten und das Ganze verdrängt, bis es später in deinem Unterbewusstsein verschwand. Vielleicht hat es mit der Leiche zu tun, die in deinen Träumen vorkommt.«
    »Ich erinnere mich nur an panisches Entsetzen und sonst nichts. Von einer Leiche habe ich nie etwas gehört. Wenn es da eine gegeben hätte, wüssten die Leute hier doch davon.«
    »Oder es wurde totgeschwiegen«, meinte sie langsam. »Wegen deiner Ängste vielleicht? Wir könnten fragen.«
    »Noch nicht. Lass mich erst in Ruhe nachdenken.«
    Sie beugte sich erneut über den Rand. »Wie schade, dass wir kein Seil dabeihaben.«
    Wieder packte er ihren Arm und riss sie grob zurück. »Ich weiß, dass du deinen eigenen Willen hast, Susanna, aber bring dich nicht in Gefahr.« Doch nach einer Weile überraschte er sie. »Ich kann es einfach nicht auf sich beruhen lassen«, erklärte er entschlossen. »Lass uns zurückgehen, um ein Seil zu holen.«
    Als sie nach geraumer Zeit zurückkehrten, schlang er das Seil um einen Baum und ließ das andere Ende in die Höhle hinab. Susanna reichte ihm einen kleinen Sack, den sie in aller Eile gepackt hatte, und er warf ihn über den Rand, ehe er hinunterkletterte und lautlos auf dem Sandboden landete. Sein Atem ging jetzt rasch, denn um ihn herum huschten Ratten.
    »Leo?«
    »Bleib von der Kante fern. Mir geht’s gut.«
    Er holte eine Kerze hervor und zündete sie mit einem Streichholz an. Dann hielt er sie hoch und atmete scharf ein. Im diffusen Licht sah er zerbrochene Säulen und Trümmerreste – Zeugen einer vergangenen Zivilisation –, die neben allerlei Unrat den Boden bedeckten. Als er mit der Kerze die Wände ringsum beleuchtete, entdeckte er zu seinem Erstaunen an einer Seite ein Fresko mit verblassten Farben und Rissen, die es wie Spinnwebfäden durchzogen. Das Bild stellte eine Landschaft dar, an deren Rand eine Frau stand. Hatte sein Unterbewusstsein vielleicht eine Verbindung zwischen dem Aktgemälde in London und diesem Wandbild hergestellt, das er in einem traumatischen Moment seiner Kindheit gesehen hatte?
    »Sag mir, was du siehst«, rief Susanna.
    »Römische Säulen, sonst keine Artefakte. Wie es scheint, hat man die Ausgrabungen nach kurzer Zeit wieder eingestellt.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Ein altes, rissiges Fresko, das eine ganze Wand bedeckt.«
    »Aus römischer Zeit? Unglaublich!«
    »Ich erinnere mich dunkel daran. Gib mir ein bisschen Zeit.«
    Er schloss die Augen und versuchte sich vorzustellen, wieder ein kleiner Junge zu sein, konzentrierte sich so fest, dass sein Kopf zu pochen begann. Und wie zum Lohn stieg eine verschwommene Szene vor seinem inneren Auge auf.
    »Ich war mit jemand anderem unterwegs«, rief er nach oben, »und wir fielen beide in das Loch. Ich blieb unverletzt, aber mein Begleiter hatte nicht so viel Glück.«
    »Der Tote aus deinen Träumen. Dann stimmt also alles. Kannst du dich noch an etwas anderes erinnern? Ob er sofort starb? Ob du Hilfe geholt hast?«
    »Ich weiß nicht, denn ich muss damals ziemlich jung gewesen sein. Mir kam nur der

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