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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Callen
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für römische Altertümer.«
    »Interesse?«, wiederholte er verständnislos.
    »Du hast sehr seltsam reagiert, als wir die Ruinen auf Lord Bramfields Ländereien besuchten, und dir mehrfach irgendwelche Artefakte oder Bilder angeschaut. Und jetzt dieses Buch hier, das aufgeschlagen auf deinem Tisch liegt. Das sieht für mich schon nach Interesse aus.«
    Er zuckte nonchalant die Schultern. »Ich habe es zufällig aus dem Regal gezogen.«
    »Zufällig? Aus einer so großen Auswahl wie hier?« Sie begann sich langsam zu fragen, ob er wirklich nicht darüber nachdachte.
    Er spreizte die Hände. »Was soll ich sagen? Ich wollte nicht arbeiten, und das wird dich ja wohl kaum überraschen.«
    Sie gab es für heute auf, sein merkwürdiges Verhalten ergründen zu wollen. »Nun, wenn du keine Lust hast zu arbeiten, lass uns einen Ausritt machen. Dann kannst du mir deinen Besitz zeigen.«
    Er lehnte sich mit der Hüfte an den Tisch und musterte sie, während er seine eigenen Empfindungen zu verstehen suchte. Schließlich war er es nicht gewohnt, über so etwas auch nur nachzudenken. Deshalb hörte er sich voller Erstaunen plötzlich sagen: »Woodhill Manor habe ich nie als mein Eigen betrachtet – für mich ist es noch heute das Zuhause meines Onkels.«
    Ein Onkel, an den er sich kaum erinnerte, dachte er verwirrt. Warum wehrte er sich innerlich so, warum dieses Unbehagen? Er war nie gerne hier gewesen, und das hatte nichts mit London zu tun. Da steckte mehr dahinter, aber er wusste nicht, was.
    »Willst du damit sagen, dass du keinen Ausritt machen möchtest?«, erkundigte sie sich.
    »Der Verwalter wartet draußen, um unsere Besprechung fortzusetzen.«
    »Dann eben ein anderes Mal. Ich jedenfalls werde einen Spaziergang machen.«
    »Vielleicht solltest du lieber auf mich warten«, bot er sich an und fügte scherzhaft hinzu: »Du weißt ja, dass ich eine Frau wollte, die ihrem Mann gehorcht.«
    Sie lachte nicht. »Und ich wollte einen Mann, der neugierig ist auf die Welt. Es scheint so, als hätte in dieser Ehe keiner von uns das bekommen, was er sich ursprünglich wünschte.«
    Als zwei Stunden später der Verwalter ging, lehnte Leo sich zurück und überdachte zufrieden das eben Gehörte: Woodhill Manor war gut in Schuss und warf erfreuliche Erträge ab. Und das, obwohl er sich nur sporadisch darum kümmerte.
    Im Haus war es still. Nicht einmal die Dienstboten waren zu hören, kein Klappern drang aus der Küche. Er dachte an den lärmenden Londoner Verkehr, an den Geruch von Kohlenstaub, aber auch an die hochherrschaftlichen Häuser am Hyde Park, die eleganten Clubs und Geschäfte.
    Hier in Hertfordshire würde er zum Landjunker werden, mit den Einheimischen auf die Jagd gehen und an ländlichen Vergnügungen teilnehmen, bei denen er bestenfalls noch mit seinem einstigen Stadtleben Eindruck schinden konnte. Er hatte immer über solche Männer gelacht und sich geschworen, nie so zu werden.
    Und jetzt war er mit einer Frau verheiratet, die im Grunde all das hasste, was er liebte. Er seufzte und schaute aus dem Fenster, ohne jedoch etwas wahrzunehmen. Umgekehrt war er für sie eine Enttäuschung, und dieses Wissen verursachte ihm einen unangenehmen Druck in der Magengegend. Sie wünschte sich einen Ehemann, der ernsthaften Interessen und Beschäftigungen nachging – und der sich auf dem Land wohlfühlte. Er lächelte traurig.
    »Leo!« Susanna stürzte ins Zimmer und kam fast ins Rutschen, als sie abrupt vor seinem Tisch stehen blieb.
    Er richtete sich auf. »Was ist los?«
    »Ich habe eine Höhle gefunden!«
    Er sah sie mit großen Augen an, und in irgendeinem fernen Winkel seines Gehirns schien eine Warnglocke zu schrillen.
    Sie klatschte in die Hände. »Da waren Hinweise auf gefährliche Felsen, und deshalb bin ich nicht dichter rangegangen. Aber ich konnte erkennen, dass dort Ausgrabungsarbeiten stattgefunden haben. Es könnte sich um eine alte römische Anlage handeln, so nahe wie sie an St Albans liegt. Meinst du nicht auch? Bestimmt hast du früher schon etwas darüber gehört.«
    »Ich erinnere mich nicht.« Und das tat er wirklich nicht. Nur war da eine verdächtig leere Stelle in seinem Gehirn, die ihm zu denken gab. »Zeig mir die Höhle.«
    Sie brauchten weniger als eine Stunde bis zu der Stelle, die weitab der gepflegten Rasenflächen des Parks lag. Susanna ging voran und folgte dem Lauf eines kleinen Flusses, an dessen Rändern sich Felsbrocken auftürmten. Alles kam ihm irgendwie vertraut vor – wie eine

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