Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
entgegnete sie leise. »Und tust es doch. Ich weiß nicht, ob du dich je ändern kannst.«
Er sah sie an, als hätte sie ihn geschlagen, aber sie musste ihrer Enttäuschung einfach Luft machen. »Ich kann jetzt nicht reden.« Sie stand auf und zog ihr Nachthemd an. »Ich würde nur anfangen zu heulen, mich lächerlich machen und dir vor Augen führen, wie jämmerlich schwach ich in Wirklichkeit bin. Ich brauche Zeit, um das zu verarbeiten.« Ihre Lippen zitterten so sehr, dass sie nicht weitersprechen konnte. Sie legte sich neben ihn und kehrte ihm den Rücken zu. Erst dann ließ sie ihren Tränen freien Lauf.
Verwirrt und aufgebracht sprang Leo auf. Einen Moment überlegte er, ob er einfach das Haus verlassen sollte. Die alten Freunde suchen, mit ihnen trinken und ein paar Runden Karten spielen. So wie früher. Da hatte ihn das hervorragend von trüben Gedanken abgelenkt. Doch plötzlich merkte er, dass es ihn nicht mehr interessierte. Außerdem schämte er sich, auch nur an Flucht zu denken, während sie kreuzunglücklich neben ihm lag. Hatte sie nicht recht, wenn sie ihm unverändert Leichtfertigkeit unterstellte?
Es gab nur einen Weg, ihr all diese Ängste zu nehmen. Er musste sie davon überzeugen, dass er seine alte Umgebung nicht mehr brauchte. Dass er den einstigen Glanz jetzt trübe und die Verlockungen letztlich ebenso trostlos fand wie seine alten Kumpane. In dieser Scheinwelt lebten die Menschen nur für die nächste Karte und das nächste Würfelspiel. Das Leben hielt so viel mehr für ihn bereit. Leise zog er sich aus und legte sich neben Susanna ins Bett. Spürte ihre Anspannung, hörte ihr leises Schluchzen. Reglos lag er da, während seine Gedanken sich überschlugen.
Als er aufwachte, war der Platz neben ihm im Bett leer. Leo schloss die Augen und rief sich ihren Schmerz in Erinnerung. Er hatte nicht gewusst, wie er sie trösten, wie beruhigen, wie überzeugen sollte. Sie war so schrecklich aufgewühlt gewesen. Vielleicht würde der schlichte Satz: »Ich liebe dich«, ja Wunder gewirkt haben.
Er setzte sich auf und fühlte sich schwer wie Blei. Egal wie sehr er von dem Wunsch beseelt war, sich zu ändern, blieb er in ihren Augen doch der Mann, der gedankenlos mit Frauen spielte. Die Erkenntnis schmerzte zutiefst, und zugleich erfasste ihn eine schreckliche Furcht, dass er seiner Ehe dauerhaft geschadet haben könnte.
Offensichtlich ging sie davon aus, dass er sie nicht liebte. Sie schien sich ihrer nach wie vor nicht sicher zu sein, hielt sich nicht für liebenswert. Wie konnte er Susanna beweisen, dass sie das sehr wohl war? Und dass vor allem er sie liebte?
Als er sich anzog, entdeckte er den Zettel, den sie ihm hinterlassen hatte und auf dem stand, dass sie den Tag mit ihrer Schwester verbringen werde. Er knüllte das Blatt erregt zusammen. Sie wollte mit Rebecca sprechen und nicht mit ihm. So konnte das nicht weitergehen, dachte er. Er musste Susanna ein Zeichen geben, bloß wie?
Die rettende Idee traf ihn wie ein Blitzschlag.
Er zog sich zu Ende an und lief nach unten in die Eingangshalle, wo gerade eben Julian und Peter auftauchten, die ihn zu dem verabredeten Frühstück im Club abholen wollten. »Ich kann nicht mitkommen«, erklärte Leo. »Ich muss die Britische Archäologische Gesellschaft ausfindig machen.«
Peter starrte ihn an. »Wovon redest du eigentlich?«
»Susanna glaubt mir nicht, dass ich mich geändert habe und dass ich sie liebe. Ich muss es ihr beweisen.«
»Bei der archäologischen Gesellschaft?«, meinte Julian skeptisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
Peter verdrehte bloß die Augen. »Würde das mit Blumen oder irgendetwas Romantischem nicht besser klappen?«
»Das würde sie nicht beeindrucken. Solche Sachen sind ihr egal. Ich muss weg.«
Susanna saß alleine im kleinen Salon von Madingley House und schaute aus dem Fenster. Sie hatte einen großen Teil des Tages damit verbracht, ihre Gedanken zu ordnen und sich über sich selbst Klarheit zu verschaffen, als Rebecca auftauchte. »Du hast eine Einladung erhalten – sie wurde soeben persönlich abgegeben.«
Susanna runzelte die Stirn. »Es scheint noch Leute zu geben, die nichts von meiner Heirat wissen …«
»Man könnte es in der Tat vergessen«, entgegnete ihre Schwester. »Du hast schließlich den ganzen Tag hier verbracht … Und zwar allein.«
Susanna blickte nur finster, während sie Rebecca das Schreiben aus der Hand riss. Sie öffnete das Kuvert, las die Karte schnell durch, las noch
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