Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
Worten nach zu urteilen hatte er etwas anderes erwartet, und so war er zunächst sprachlos. Aber nicht lange. Zärtlich wandte er sich ihr zu. »Susanna, Liebling …«
»Lass mich ausreden«, unterbrach sie ihn. »Ich liebe dich, aber das heißt nicht, dass ich alles hinnehmen werde. Ich will alles von dir wissen, selbst auf die Gefahr hin, dass es mich verletzt. Es ist immer besser, die Wahrheit zu kennen. Kannst du mir treu sein, Leo? Kannst du vergessen, dass ich nicht die Frau bin, die du eigentlich haben wolltest?«
Er griff nach ihren Schultern. »Natürlich bist du nicht die Frau, die ich einmal haben wollte.«
Er spürte, wie sie erstarrte.
»Ich wollte jemanden, dem nur etwas an meinem Aussehen, meinem Geld oder meiner Stellung in der Gesellschaft lag«, flüsterte er an ihrem Ohr. »Ich dachte, du siehst zu viel, du würdest mich zu schnell durchschauen. Aber jetzt stört mich das nicht mehr, obwohl ich nichts vor dir verheimlichen kann.«
Susannas Körper entspannte sich in seinen Armen. »Liebling, eine so enge Beziehung wie mit dir hatte ich nie zuvor. Und nie würde ich früher geglaubt haben, dass ich dabei so glücklich sein könnte.«
»O Leo!« Sie warf sich in seine Arme, und sie küssten einander voller Leidenschaft, während sie gleichzeitig einander ungeduldig die Kleidung vom Leib zu zerren begannen. Diesmal im Schein der Lampe. Endlich boten sich die seidigen Rundungen ihres Körpers seinen Augen dar. Jeden Zentimeter ihrer Haut, die er bereits so ausgiebig berührt hatte, durfte er jetzt auch mit Blicken umfassen. Als er sie zum Bett drängen wollte, hielt sie ihn zurück, um in ihrer Truhe nach etwas zu suchen, und zog ein langes, hauchzartes Tuch hervor. So eines wie auf dem Gemälde.
»Ich kann es nicht fassen, dass ich nie nach diesem Schal gesucht habe«, rief er verwundert über sich selbst aus.
»Du hättest nichts gefunden. Er war die ganze Zeit in London.« Sie schlang sich das Tuch um den Körper, ließ sich mit nach hinten ausgestreckten Armen aufs Bett fallen und drückte den Rücken durch. Sie sah aus wie das zum Leben erwachte Gemälde.
Er kniete sich neben ihr aufs Bett und strich über ihre Rundungen, wobei er weder die Spitzen ihrer Brüste vergaß noch das lockige Haar zwischen ihren Schenkeln.
»Kein Wunder, dass er dich malen wollte«, meinte Leo mit heiserer Stimme.
Sie lachte leise, griff nach seiner Hand und drückte sie kurz an ihre Wange. »Er wusste bestimmt nicht, wie ich unter meiner Kleidung aussah, Leo. Trotzdem gab er mir das Gefühl, schön zu sein, und deshalb nahm ich das Risiko auf mich. Ich habe mich selbst nie mit dem Gemälde in Verbindung gebracht. Vielleicht weil ich der Meinung war, er hätte mich geschönt dargestellt.«
»Sei keine Närrin. Er hat nur gemalt, was er sehen konnte – eine schöne, voll erblühte Frau, die sich zum ersten Mal als sinnliches Geschöpf wahrnimmt.«
Ihr Lächeln verblasste, und irgendwie erwartungsvoll schaute sie zu ihm auf. Auf welche Reaktion wartete sie? Er war unsicher, spürte nur, dass dieser Moment wichtig sein könnte für sie beide, für ihre Ehe. Nachdenklich strich er mit den Fingern über ihren Oberschenkel und ertastete ein kleines Muttermal. »Danach habe ich die ganze Zeit gesucht.«
Sie sah fragend zu ihm auf. »Ich verstehe nicht ganz?«
»Dieses Muttermal ist mir auf dem Bild aufgefallen.«
Abrupt setzte sie sich auf, zog das Tuch um sich. »Weil du es finden wolltest, hast du versucht, mich zu verführen? War es so?«
»Ich habe nie einen Hehl aus meiner Absicht gemacht, das weißt du ganz genau.« Er lächelte sie an. »Wir wollten beide diese Wette gewinnen, aber spätestens jetzt musst du deine Niederlage eingestehen.«
Panik bemächtigte sich Susannas, denn sie spürte, wie ihr Misstrauen, das sie bereits überwunden geglaubt hatte, zurückkehrte. War doch alles bloß ein Spiel für ihn gewesen?
»Susanna?« Er sah sie verständnislos an.
»Ich habe mich dem Irrglauben hingegeben, du könntest dich ändern. Du hast mich getäuscht – genau wie Roger, als er mir versprach, das Gemälde nie öffentlich auszustellen. Egal. Bei ihm ging es nur um Geld. Mit dir, das ist etwas ganz anderes.« Sie schloss die Augen und zog die Knie an die Brust, um ihre Nacktheit, ihre Verletzlichkeit zu verbergen.
»Du weißt, dass ich es unendlich bedauere, wie unsere Ehe anfing«, sagte er sanft. »Es lag nie in meiner Absicht, dich zu verletzen.«
»Nein, verletzen willst du nie jemanden«,
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