Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
nicht allzu viel Schwierigkeiten bereitet.«
Sie hatte den Marquess unterschätzt. Er mochte ein Gefangener seiner Gemächer sein, aber wie Roger gesagt hatte, war er kein Einsiedler. Er empfing immer noch ein paar Freunde und er konnte Briefe schreiben. Es berührte sie, dass er versucht hatte, ihr das Leben zu erleichtern.
»Wenn Wittonbury mir gewogen ist, fühle ich mich geschmeichelt. Doch ich denke, dass es nicht gut wäre, mein Glück zu überschätzen. Ich nehme an, dass ich nicht allzu oft aus dieser Quelle schöpfen kann.«
Versteckt in ihren Überlegungen, hörte Roger die Ablehnung seiner Bitte heraus. Sein Gesicht blieb bei seiner ernsten Passivität. Er verbarg seine Enttäuschung hinter Formalitäten und verabschiedete sich schon bald.
Audrianna entschied, dass sie nun lange genug Besucher empfangen hatte, und ging hoch in die Wohnung des Marquess’. Sie hatte ihn in den vergangenen Wochen nicht so oft besucht wie zuvor. Das lag teilweise an den zunehmenden gesellschaftlichen Verpflichtungen, aber auch daran, dass seine Tage sich verändert hatten.
Einer der Ärzte, die herbestellt worden waren, hatte tatsächlich eine leichte Empfindung in Wittonburys Beinen feststellen können. Sebastian hatte angeordnet, dass die Übungen wieder aufgenommen werden sollten. So konnte man an den meisten Nachmittagen, wenn man an seinen Gemächern vorüberging, Wittonbury fluchen hören, während Dr. Fenwood erschlaffte Muskeln zur Bewegung antrieb.
Als sie seine Bibliothek betrat, war die Trainingsstunde gerade vorbei. Der Marquess saß an einem Fenster und atmete die frische Luft ein.
»Ah, meine liebe Schwägerin. Ich bin froh, Sie zu sehen. Fenwood wird es jetzt nicht mehr wagen, mich zu belästigen.«
Sie konnte nicht anders, als seine Beine zu betrachten. Die Decke lag jetzt nicht mehr über ihnen, außer er hatte Gäste. Es kam ihr so vor, als wären sie kräftiger geworden. Es waren nicht länger dünne Äste, die man in Hosenbeine gesteckt hatte.
»Fragen Sie bloß nicht«, sagte er. »Es ist eine lächerliche Angelegenheit und ich habe es satt, davon zu sprechen.«
»Dann werden wir das auch nicht. Soll ich Ihnen vorlesen oder würden Sie lieber Schach spielen?«
»Pettigrew und Eversham. P&E.« Mr William Holmes, Schatzmeister des Munitionsamts, murmelte den Namen immer wieder vor sich hin, während er seine Geschäftsbücher durchblätterte.
Es hatte Sebastian zwei Wochen und beträchtliches politisches Kapitel gekostet, um dieses Treffen zu arrangieren. Mr Holmes wurde, wie alle im Amt, von der Krone bezahlt, und fühlte sich daher nicht verpflichtet, einem einfachen Mitglied des Unterhauses entgegenzukommen. Erst als der Premierminister ihn eingeschüchtert hatte, entschied er sich schließlich, dass er doch etwas Zeit für diese Untersuchung aufbringen konnte. Man hatte ihm gedroht, die Krone dazu zu überreden, Mr Holmes’ vor kurzem erlangte Position neu zu überdenken, zusammen mit dem schönen Gehalt, das er bezog.
»Ah, da ist sie ja. So wie es aussieht, war es eine kleine Mühle. Ist erst spät dazugestoßen. Wie es scheint, haben wir seit 1811 von ihnen Pulver gekauft. Es wurden im Großen und Ganzen etwa siebzigtausend gezahlt. Das klingt vielleicht wie eine beachtliche Summe, aber für eine industrielle Angelegenheit ist es recht wenig. Es ist ein Wunder, dass wir uns mit ihnen abgegeben haben, aber der Bedarf an Reserven war groß.«
»Und die letzte Bezahlung?«
Mr Holmes ließ einen dicken Finger über die Seite gleiten. »Mai 1814. Sie dachten wahrscheinlich, dass der Krieg für immer vorbei sein würde. Man fragt sich, ob sich ihre Investition in nur drei Jahren überhaupt ausgezahlt hat.«
Vielleicht hatte es das nicht. Dieser Gedanke öffnete in Sebastians Verstand einen neuen Weg. »Wissen Sie, wem P&E gehörte?«
»Das steht nicht in den Aufzeichnungen. Ich könnte wahrscheinlich den Namen der Person herausfinden, an die das Geld geschickt wurde, aber das muss nicht unbedingt der Besitzer gewesen sein. Der Name deutet auf eine Partnerschaft hin, auch wenn mir weder Pettigrew noch Eversham etwas sagt. Mein Vorgänger, Mr Alcock, könnte sie gekannt haben, aber er ist natürlich nicht verfügbar.«
»Wenn Sie herausfinden könnten, an wen die Zahlungen gingen, wäre ich Ihnen äußerst dankbar. Ich werde auf Ihren Brief warten.«
Sebastian ritt in die Stadt zurück. Dort besuchte er einen seiner Anwälte. Er hatte den Mann damit beauftragt, alles über P&E
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