Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
verdächtigt wurde. Als mich meine Geschäfte also das nächste Mal an Ihre Küsten brachte, versuchte ich, diesen Mann zu finden.« Er streckte seine Hände aus. »Sie kennen den Rest.«
»Sie wollten ihn schröpfen.«
»Ich wollte ihn gegen einen guten Preis über Tatsachen informieren, die er vielleicht noch nicht kannte. Was er dann mit diesen Tatsachen machen würde, ob sie begraben oder dazu nutzen, sich zu entlasten, war nicht mehr meine Sorge. Doch sobald er sie gekauft hätte, hätte ich sie nicht mehr weiterverkaufen können. Es wäre ziemlich genau wie das Arrangement mit Ihnen gewesen, nicht wahr?«
Sebastian zog hundert Pfund in Geldscheinen aus seiner Tasche. Er hatte mehr mitgebracht, da er erwartet hatte, für diese Information teuer zu bezahlen. Und am Ende würde er das auch, aber nicht mit Geld.
Er drückte die Scheine in Frans’ Hand. »Ist das hier Ihr Schiff?«
Frans lächelte unverbindlich.
»Wenn es das ist, legen Sie ab. Wenn nicht, gehen Sie den Weg zurück, den sie gekommen sind. Sie sollten eine ganze Weile vermeiden, Ihr Geschäft an englischen Küsten zu betreiben.«
Frans nickte, um anzuzeigen, dass er die Drohung verstanden hatte. »Es gibt noch eine weitere Sache, die Sie vielleicht interessant finden könnten. Ich sage es Ihnen der Dame zuliebe.«
»Was ist es?«
»Ich habe England sofort nach unserer unglücklichen Begegnung in der Nähe von Brighton verlassen und kehrte erst vor zwei Wochen zurück. Ich bin niemals aus einem Buchladen geflohen. Ich bin auch nie zu einer Verabredung in einen solchen gegangen. Ich habe keine Ahnung, wo dieser Buchladen ist oder von welchem Treffen Sie da sprechen.«
Audrianna bemerkte kaum, wie sie durch den Säulengang zum Kirchenplatz zurückkehrten. Die Geräusche dieses belebten Stadtteils klangen für sie wie gedämpft. Sie fühlte sich, als hätte ihr jemand das Herz herausgerissen und es ihr blutend wieder in die Brust gestopft.
Summerhays führte sie. Er schwieg den ganzen Weg über. Aber er blieb ganz nah und hatte einen Arm in ihren Rücken gelegt, als ob er wissen würde, dass sich ihr Verstand momentan vielleicht nicht erinnern würde, den einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Er half ihr in die Kutsche und setzte sich neben sie. Dann fuhren sie schweigend nach Hause.
Langsam lichtete sich der Nebel in ihrem Kopf. Sie blickte hinab und sah ihre Hand in seiner liegen. Es rührte sie, dass er versuchte, sie zu trösten… Ihre Kehle brannte und sie schluckte das Gefühl mühsam herunter.
»Wie viel, denkst du, wurde ihm gezahlt?«, fragte sie.
»Wem?«
»Dem Waffenbeamten in London, der die Berichte fälschte. Wie viel kostet so etwas heutzutage?«
»Ich habe keine Ahnung. Das ist eine seltsame Frage, Audrianna.«
»So viel, wie du Frans gezahlt hast? Wenn du einen solchen Mann kaufen wolltest, wie viel würdest zu zahlen?«
»Audrianna … «
»Bitte sag es mir.«
Er seufzte. »Ich würde ihm wahrscheinlich die Hälfte seines Jahresgehalts anbieten, vielleicht doppelt so viel.«
»Dann weniger als du gerade Frans gezahlt hast.« Sie rechnete es durch. »Ich nehme an, dass ein Mann, der Frau und Kinder hat, die ständig etwas wollen, immer um neue Kleider und Zerstreuungen bitten, auch für eine so geringe Summe in Versuchung geführt ist. Wenn seine Frau es als beschämend empfindet, keine Kutsche zu haben, und seine älteste Tochter eine Mitgift braucht, um eine gute Partie machen zu können, und die jüngere Tochter modische Kleidung verlangt, könnte er sich einreden, dass es sich um keine große Sache handelt.«
Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihr Vater es vor sich selber rationalisiert hatte. Sie konnte es nicht. Noch schwerer war es, sich auszumalen, wie er es tat. Doch sie hatte keinerlei Schwierigkeiten, sich vorzustellen, wie er von Schuld zerfressen wurde, nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Regen die Beweise in dieser einen schrecklichen Situation nicht fortgespült hatte. Wenn er es getan hatte – hätte er sich das niemals verzeihen können.
Ein geborener Dieb wie Frans konnte es durchstehen. Ein Mann, der wusste, dass er seine Integrität und seinen guten Namen verkauft hatte und für den Tod vieler Männer verantwortlich war, nicht.
Ihre Gedanken wurden chaotisch und furchtbar traurig. Sie war von Papas Unschuld so absolut überzeugt gewesen. Nun befürchtete sie, dass die Wahrheit vielleicht noch viel schlimmer war, als sie jemals für möglich gehalten hatte.
Sebastian drückte ihre
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