Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
Hand. »Frans hat nie einen Namen genannt. Er wusste nicht, wer der Beamte in London war. Er nahm nur an, dass es sich um deinen Vater handelte, als sich unsere Aufmerksamkeit auf ihn richtete. Du solltest nicht das Schlimmste annehmen.«
Plötzlich hatte sie Tränen in den Augen. Es rührte sie, dass er so tat, als seien die Beweise nicht eindeutig, damit ihre Ernüchterung nicht allzu hart war.
Sie konnte gerade noch so die Fassung bewahren. Es war schon schlimm genug, dass er sich genötigt gefühlt hatte, Kelmsleighs Tochter zu heiraten. Er sollte sich nun nicht auch noch verpflichtet fühlen, wegen ihr einen Kriminellen zu verteidigen, selbst in der Zurückgezogenheit dieser Kutsche.
»Lass uns von anderen Dingen sprechen«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. »Erzähle mir von deiner verschwendeten Jugend und von deinen Streichen mit Hawkeswell und Castleford.«
Er versuchte sie mit Geschichten dreier junger Heißsporne abzulenken, die auf Anstand und gesunden Menschenverstand gepfiffen hatten. Sie schien zuzuhören, und lachte sogar gelegentlich, aber er bezweifelte, dass es wirklich zu ihr durchdrang.
Doch sie bewahrte Fassung und Ruhe. Als sie zu Hause angekommen waren, das Haus betraten und die Treppe hinaufstiegen, offenbarten nur ihre Augen die Tiefen ihrer Erschütterung. Ihre Tapferkeit beeindruckte ihn und brach ihm gleichzeitig das Herz.
Die Tür zur Bibliothek flog auf, als sie daran vorübergingen. Seine Mutter stürmte heraus. »Du bist wieder da. Gott sei Dank. Du musst sofort zu ihm gehen. Du musst mit ihm sprechen. Du musst ihn davon überzeugen, es zuzugeben und die Ärzte zu rufen und … «
»Beruhige dich. Was ist passiert?«
Sie atmete tief durch. »Während ich bei ihm war, hat sich das Bein deines Bruders bewegt. Es war eindeutig. Wir hatten ein … Gespräch und er war aufgeregt, während er ein Argument vorbrachte. Da bewegte sich sein rechtes Bein ein wenig zur Seite. Ich habe es genau gesehen. Irrtum ausgeschlossen. Aber er streitet es ab, obwohl Dr. Fenwood gesagt hat, dass die Ärzte letzte Woche da waren und tatsächlich entdeckt haben, dass er etwas Gefühl in den Beinen hat. Du musst sofort zu ihm gehen und mit ihm sprechen.«
Audrianna berührte seinen Arm. »Ich werde mich in mein Zimmer zurückziehen und mich ausruhen. Geh zu ihm.«
Sie stieg weiter die Treppen hinauf. Sebastian sah ihr nach, während seine Mutter ungeduldig auf ihn wartete.
»Morgans Bein hat sich schon vor ein paar Wochen bewegt«, sagte er. »Fenwood hat ihn zu einigen Übungen gezwungen. Ich bin froh zu hören, dass sich die Anzeichen mehren, er könne sich eines Tages wieder erholen.«
»Warum hat mir niemand davon erzählt, dass es eine Veränderung gegeben hat? Ich denke, dass ich wohl ein Recht darauf habe, es zu wissen.«
»Nur dann, wenn er es dich wissen lassen will. Offenbar wollte er das nicht.«
»Nun, ich weiß es jetzt. Komm, wir werden zusammen zu ihm gehen und ihn davon überzeugen, mit den Übungen fortzufahren. Wir werden ihn zwingen, sich stärker anzustrengen. Er braucht uns jetzt mehr als jemals zuvor.«
Er sah die Treppe hinauf und stellte sich vor, wie Audrianna hinaufgestiegen war. Mit geradem Rücken und erhobenem Kopf, anmutig und ruhig. Es war ein beeindruckender Anblick gewesen.
»Ich werde heute Abend bei Morgan vorbeischauen. In diesem Moment habe ich etwas anderes zu tun.«
Er ließ seine Mutter mit offenem Mund stehen, die es offenbar kaum fassen konnte, dass er ihre Befehle missachtete. Er ging in seine Gemächer und betrat das Ankleidezimmer. Zuerst hörte er nichts. Dann ertönten weibliche Stimmen und eine sich schließende Tür. Sie musste Nellie fortgeschickt haben.
Wieder Stille. Vielleicht war sie vom gerade erlebten Drama so erschöpft, dass sie eingeschlafen war.
Er wendete sich ab, um sein eigenes Schweigen zu finden, damit er darüber nachdenken konnte, was er erfahren hatte, und entscheiden konnte, was er mit diesem Wissen tun wollte. Oder ob er überhaupt etwas damit tat. Im Besonderen wollte er über die logische Schlussfolgerung dessen nachdenken, was Frans als Letztes gesagt hatte.
Wenn der Domino das Treffen in dem Buchladen nicht arrangiert hatte, und Audrianna ebenfalls nicht, wer dann?
Plötzlich ertönte ein lautes Geräusch von nebenan. Ein Klirren, als ob Porzellan zerbrochen wäre, gefolgt von einem schmerzerfüllten weiblichen Fluch. Dann ersticktes Schluchzen.
Er öffnete die Tür. Überall auf dem Boden waren Scherben
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