Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
die Sicherheit von Daphnes Haus verlassen sollen. Nie hätte sie gegen die ungerechte Wendung aufbegehren sollen, die ihr Schicksal genommen hatte, oder so dumm sein, zu denken, dass sie es ändern konnte.
Lord Sebastian deutete auf das Bett. »Es lässt sich nicht sagen, wann er eintreffen wird. Ruhen Sie sich solange aus, während ich darüber nachdenke, wie wir Sie vor einer Anklage wegen versuchten Mordes bewahren können.«
Mit seinem unverletzten Arm zog er den Bettvorhang zu. Dann hob er den Saum an einer Seite an und schob ihn bis zur Hälfte des Bettes, um einen schmalen, aber brauchbaren Tunnel der Privatsphäre für sie zu schaffen.
»Legen Sie sich hin, Miss Kelmsleigh, und versuchen Sie, zu schlafen. Sie sind dort vollkommen sicher.«
Sie warf einen langen Blick auf das Bett. »Wo werden Sie sein?«
»Auf der anderen Seite dieses Vorhangs.«
»Das wäre wohl höchst unangebracht.«
»Denken Sie nicht, dass wir über solche Schicklichkeiten hinaus sind?«
Sie verzog resigniert das Gesicht. Dann wickelte sie sich in ihr Schultertuch und kroch in ihre Ecke des Bettes. Sie befanden sich praktisch unter Arrest, und so gab es keine Möglichkeit, auf die Etikette zu achten. Er konnte mit seinem verletzten Arm nicht die ganze Nacht auf diesem Holzstuhl sitzen, und er würde es ihr wahrscheinlich auch nicht zumuten, während er das Bett benutzte.
Sie legte sich hin, rollte sich auf ihrer Seite zusammen und schloss die Augen. Trotz der Erschöpfung fühlte sich ihr Körper wie ein gespannter Bogen an. Sie hörte leise Geräusche, während er sich im Zimmer umher bewegte.
Dann senkte sich neben ihr und dem wogenden Vorhang die Matratze. Sie spürte seine warme Anwesenheit, auch wenn sie sich nirgendwo berührten.
Audrianna versuchte zu schlafen. Es war unmöglich. Er war so präsent. Sie stellte sich vor, wie er nach ihr griff und …
Die Vorstellung erschreckte sie. Genauso wie die Art, wie ihr Körper darauf reagierte. Sie bemühte sich, ihre Gedanken anderen Dingen zuzuwenden, ihrer Mama, Sarah, ihrem Vater, selbst Roger. Nichts davon half besonders viel. Stattdessen durchdrang die Intimität der Situation das Zimmer und bedrängte sie.
Es war schlimmer, als in einer vollen Kutsche mit Fremden zu sitzen. Dann konnte man so tun, als seien sie nicht da, und ignorierte die körperliche Nähe, die in jeder anderen Situation unangebracht wäre. Und sie blieben Fremde, selbst wenn sich einer von ihnen gerne unterhielt, denn die Unterhaltung wäre belanglos. Am Ende der Reise verschwänden sie und mit ihnen die Intimität, als ob man sich nie getroffen hätte.
Doch Lord Sebastian würde nicht verschwinden. Sie würde ihm am nächsten Morgen ins Gesicht sehen müssen und konnte nicht so tun, als sei dies nicht passiert. Er war auch kein Fremder mehr, und sie hatten sich über sehr wichtige Dinge unterhalten.
Und er hatte sie geküsst. Und sie hatte es zugelassen. Das war es, was sie wirklich besorgt und, ja, wartend zurückließ. Ihr Verhalten hatte den Anschein erweckt, als ob es ihr nichts ausmachte, wenn er sie berühren würde. Das war der Grund, warum sie seinen Körper neben ihrem nicht ignorieren konnte. Auf eine schockierende, beunruhigende, niemals endende Art und Weise war er einfach da .
Auch er schlief nicht. Das wusste sie einfach. Und so wagte sie es nicht, sich zu bewegen. Nicht das kleinste Bisschen, die ganze Nacht lang.
Sebastian wartete eine Viertelstunde auf dem Holzstuhl, während sein Arm fortwährend pochte. Dann legte er sich vollständig angezogen, mit Stiefeln und allem, auf die Seite des Bettes, die von seinem kunstvoll drapierten Vorhang freigelassen wurde. Er gab sich große Mühe, beim Hinlegen nicht einmal diesen Stoff zu berühren, auch wenn das seinem Arm große Schmerzen verursachte.
Es half schon, seine Schulter und den Arm ausruhen zu können. Oder vielleicht war es die weibliche Anwesenheit, die ihn von der Wunde ablenkte. Wie die meisten Männer, vielleicht sogar noch etwas mehr, war er anfällig für amouröse Erwägungen. Er lächelte reumütig, als sich in ihm erste Anzeichen von Erregung zeigten, einfach nur weil er sie neben sich atmen hörte.
Verdammt. Hier war er, vollständig angezogen, in einer Situation, die so keusch war, wie nach so einer Katastrophe überhaupt möglich, und doch ermutigte ihn sein Körper dazu, über gewisse Möglichkeiten nachzudenken. Schlimmer noch, obwohl sie sich nicht rührte, war er davon überzeugt, dass auch sie nicht
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