Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
stark gehalten. Trotz ihrer Tapferkeit im Two Swords hatte er ihre Entschlossenheit nicht richtig eingeschätzt, ihren Vater zu rächen.
Voller Souveränität hatte sie das Treffen beendet und ihn damit gleichzeitig beeindruckt und vor den Kopf gestoßen.
»Du hättest ihr Schmuck mitbringen sollen«, meinte Hawkeswell.
»Wenn man sie nicht mit Geld in eine Ehe locken kann, hätte Schmuck auch nichts geändert.«
»Greifbare Dinge können theoretische Ideen viel echter wirken lassen. Sie hat zwar ein Leben voller Luxus und Sicherheit abgelehnt, aber sie versteht nicht wirklich, worauf sie verzichtet.«
»Das erklärt die Leichtigkeit, mit der du so eine breite Schneise durch die Frauenwelt schlägst. Du bestichst die Zögerlichen mit Rubinen und Perlen.«
Darüber lachten beide, da allgemein bekannt war, dass Hawkeswell bei seinen Eroberungen keine Hilfe durch Juwelen benötigte und außerdem auch kaum über die finanziellen Mittel verfügte, um welche zu erwerben.
»Wo wir gerade von breiten Schneisen sprechen, hast du Castleford in letzter Zeit gesehen?«, fragte Hawkeswell.
»Vor einer Woche.« Erinnerungen an zwei erotische Hintern blitzten in Sebastians Kopf auf. Das führte zu einigen lebhaften Spekulationen über Miss Kelmsleighs Hinterteil.
»Es ist, als würde ich ihn gar nicht mehr kennen. Ich begrüße einen gesunden Hedonismus, aber sein übermäßiges Streben nach der Befriedigung seiner Gelüste hat eine düstere Wendung genommen. Er wird liederlich. Es ist, als ob er es genießt, so zügellos zu sein.«
»Er wird von einem Dämon getrieben, aber ich kenne seinen Namen nicht.«
»Verdammt, aber was für ein Dämon könnte das sein? Er hat keines unserer Probleme. Er sollte mal ein, zwei Wochen an meiner Stelle sein, das würde ihm genügend Grund geben, sich in einen Mistkerl zu verwandeln.«
Es war seit einem Jahr das erste Mal, dass Hawkeswell seine vermisste Braut und den vagen Verdacht erwähnte, der seit ihrem Verschwinden über ihm hing. Niemand glaubte wirklich, dass er sie fortgeschickt oder ihr Schlimmeres angetan hatte, aber das Fragezeichen blieb und wurde in letzter Zeit immer größer.
»War es ihres?«, fragte Sebastian und riskierte damit die Verärgerung, die sein Freund unerwartet zeigen könnte. »Dieses Ridikül, das am Themsenufer angeschwemmt wurde?«
Hawkeswell atmete tief durch und starrte ins Leere. Dann fuhr er sich mit der Hand durch die Haare und wandte sich wieder seinen Karten zu. »Ihr Vormund sagt ja. Es ist kein gutesZeichen und ich fürchte das Schlimmste. Das arme Mädchen.«
Der arme Hawkeswell. Die Frau hatte eine lukrative Mitgift gehabt, die er dringend gebraucht hätte. Ihr Verschwinden an ihrem Hochzeitstag hatte ihn in einer Art Limbus zurückgelassen – unfähig, sich eine neue Braut zu suchen, aber auch nicht in der Lage, die Mitgift von ihrem Vormund einzufordern. Dieser bestand darauf, dass es ohne gerichtliche Todesbescheinigung keine Auszahlung geben würde.
Hawkeswell grinste sarkastisch. »Ganz schön verrückt, oder? Ich sollte derjenige sein, der sich zu Tode säuft, nicht Castleford.«
»Vielleicht hat auch er seine Gründe, aber ich habe akzeptiert, dass er weder Rat noch Mitleid von mir will. Nicht alle Freundschaften halten ewig.«
»Wahre Worte, auch wenn sie traurig sind.« Hawkeswell hob sein Glas. »Auf Tristan St. Ives, den Herzog von Castleford. Möge er seinen Dämon besiegen.«
Sebastian trank, dann hob er ebenfalls sein Glas. »Auf gesunden Hedonismus und deine derzeitige Favoritin, wer immer sie auch sein mag.«
»Auf Miss Kelmsleigh und die Hoffnung, dass sie doch käuflich ist.«
»Und wenn nicht, auf diejenigen, die es sind.«
Wie immer, wenn sie dieses Spiel spielten, hob Hawkeswell noch ein weiteres Mal lautlos sein Glas. Auf wen oder was er trank, blieb sein Geheimnis, während er den Rest seines Glases hinunterstürzte.
Lady Wittonbury suchte ihren jüngeren Sohn nur selten auf. Ihr plötzliches Erscheinen in der Bibliothek, während er gerade Briefe schrieb, überraschte ihn daher.
Sie setzte sich in ihrer gebieterischen Präsenz auf das Kanapee direkt gegenüber. Sie strahlte ihre übliche Autorität und ihr gewohntes Selbstvertrauen aus.
Sebastian begrüßte sie, erkundigte sich nach ihrer Gesundheit und kehrte mit einer Bestimmtheit zu seinem Brief zurück, die dazu gedacht war, sie abzuwimmeln. Aber das tat es nicht.
»Ich wollte dich nur wissen lassen, dass ich für die Aufmerksamkeit dankbar bin,
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