Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
Tinte und wandte sich wieder ihrem Brief zu.
»Das ist seltsam. Er gilt allgemein nicht als vollkommen ehrlos. Ich hätte angesichts der Zeichnungen, die ich in der Stadt gesehen habe, gedacht, dass er mindestens zwanzigtausend anbieten würde.«
Das weckte Daphnes Aufmerksamkeit. »Es gibt weitere Bilder?«
Celia nickte. »Sogar ziemlich eindeutige.«
»Wo siehst du nur immer solche Sachen, Celia? Wenn wir in die Stadt gehen, weichst du nicht länger als zehn Minuten von meiner Seite«, wunderte sich Daphne.
Celia zuckte mit den Schultern. »Man muss nur wissen, wo man suchen muss.«
Audrianna spürte nun Daphnes fragenden Blick auf sich. Erneut tauchte sie ihre Feder ein.
»Für einen Mann in seiner Position und eine junge Frau von Audriannas Herkunft«, warf Lizzie leise ein, »hätte er ihr unter solchen Umständen die Ehe anbieten sollen. Eine Entschädigung wäre eine Beleidigung.«
Audrianna beugte sich über den Schreibtisch. Liebe Mama …
»Du bist manchmal so kindisch, Lizzie«, erwiderte Celia. »Als ob es für all dein hätte, sollte, könnte nicht genügend Ausnahmen in der Welt gäbe.«
»Du hast recht, Celia. Aber Lizzie ebenso«, sagte Daphne. »Ich weiß, dass Tante Meg in der Frage hin und her gerissen war. Sie wusste, dass sie das Richtige von ihm verlangen sollte, aber nach dem Skandal um ihren Ehemann war das für sie ausgeschlossen.«
Audrianna legte ihre Schreibfeder beiseite und sah Daphne an. So wie sie das formuliert hatte, klang es verdreht. »Willst du damit sagen, Mama glaubt, dass die Lügen über Papa Lord Sebastian davon befreien, das Richtige zu tun? Angesichts der Tatsache, dass er diese Lügen mit verbreitet hat, wäre das ja eine bequeme Lösung für ihn.«
»Beruhige dich, liebe Cousine. Zumindest wäre es ein Rezept fürs Unglücklichsein.«
»Mit Geld wärst du viel besser dran«, stimmte Celia zu.
»Wenn du ihn hasst, stimmt das wahrscheinlich«, warf Lizzie ein. »Ich meinte nur, dass Geld den schwarzen Fleck auf deiner Reputation nicht ebenso auslöscht wie eine Ehe.«
»Vielen Dank, Lizzie«, erwiderte Daphne. »Doch solche Erläuterungen sind gerade nicht besonders hilfreich.«
Nach dieser sanften Zurechtweisung wandte Lizzie sich wieder ihrem Buch zu. Daphne nahm ihres ebenfalls wieder auf. Doch Celia konnte sich noch immer nicht beruhigen. »Also, wie viel?«
»Nichts«, gab Audrianna zu.
Nichts? , formte Celia lautlos mit ihren Lippen und sah sie dabei erstaunt an.
»Ich habe eine solche Entschädigung abgelehnt und er war von Anfang an auch nicht dazu geneigt.«
Lizzie runzelte die Stirn. »Wie seltsam. Er verführt dich, die ganze Welt findet es heraus und er will gar nichts deswegen unternehmen?«
»Er hat mich nicht verführt.« Audrianna blickte verärgert in der Bibliothek umher. »Ihr glaubt mir doch, oder?«
Celia nickte, während sie ihren Schnürsenkel betrachtete. Lizzie nickte ebenfalls, studierte allerdings ein Gemälde an der Wand.
Daphne blätterte eine Seite in ihrem Buch um. »Natürlich glauben wir dir, meine Liebe.«
Sebastians Entrüstung kannte keine Grenzen. Sie wurde während seines Heimritts nach London nur schlimmer. Die Erinnerungen an das Treffen mit Miss Kelmsleigh lenkten ihn noch nach Tagen ab.
Obwohl er normalerweise nicht dazu neigte, solche Dinge weiterzuerzählen, befand er sich eine Woche später im Club und schilderte die Geschehnisse dem Earl von Hawkeswell, dem einzigen Mann, der zumindest einen Teil der Wahrheit kannte. Er war ja schließlich selbst im Two Swords gewesen. Hawkeswell war außerdem einer der wenigen Personen, auf deren Diskretion er vertrauen konnte.
»Sie hat mich abgelehnt. Um es mir heimzuzahlen.«
Hawkeswell blieb mit halber Aufmerksamkeit bei dem rollenden Würfel auf dem Spieltisch. »Das kann dich doch nicht so überraschen. Sie hat guten Grund, dich zu hassen, und würde, ganz egal, wie die Regeln lauten, eine solche Lösung einer Kompromittierung nicht vorziehen. Sie schneidet in diesem Skandal weitaus besser ab als du, und sie hat keinen Grund, dir bei deiner Entlastung zu helfen.«
Aber es hatte ihn überrascht. Nicht ihre erste Ablehnung, sondern die letzte. Er hatte angenommen, dass dieser Kuss seinen Triumph besiegeln würde. Ihre Reaktion hatte darauf hingedeutet.
Sie dann aber dort aufrecht und selbstsicher stehen zu sehen, und sie trotz der leichten Rötung ihrer Wangen ruhig die Situation erörtern zu hören … Bis zu diesem Moment hatte er sie nicht für besonders
Weitere Kostenlose Bücher