Ein skandalöses Rendezvous (German Edition)
gratulierten Sebastian.
»Das Schicksal hat dir den ungemütlichsten Tag seit Wochen ausgesucht«, sagte Hawkeswell. »Zum Glück bin ich nicht abergläubisch.«
Sebastian war es ebenfalls nicht. Er glaubte nicht daran, dass sich die Natur auch nur einen Deut um die Leben der Menschen scherte, ganz zu schweigen davon, dass es das Wetter für eine einzige Person auswählte. Doch er glaubte an ironische Zufälle. Als er also mit Hawkeswell die Kirche betrat, fiel ihm ein, dass das Wetter das letzte Mal so schlecht war, als er Miss Kelmsleigh zum ersten Mal begegnete.
Alle Gedanken an Regen und Wind verschwanden, als er in das Kircheninnere blickte. Jemand hatte es in einen Garten verwandelt.
Der Mittelgang war mit efeuumrankten Holzbögen geschmückt. Von dort, wo er stand, schuf die Perspektive den Eindruck, dass die gesamte Länge von einer Laubkuppel gekrönt wurde.
Der Eingang war von Blumentöpfen umgeben, die farbenprächtige Tulpen enthielten. Gebinde aus Narzissen und Hyazinthen verzierten das Ende jeder Kirchenbank. Der Gesamteffekt war ein opulentes, strahlendes Gemälde, das aus Hunderten von Blüten Licht und Farben verströmte.
»Beeindruckend«, sagte Hawkeswell anerkennend. »Du feierst hier vielleicht eine kleine, diskrete Hochzeit, Summerhays, aber sie wird nicht so schnell vergessen sein. Deine Mutter wird damit eine neue Mode auslösen.«
Doch seine Mutter hatte nichts damit zu tun. Dieser Überfluss entsprach nicht ihrem Stil und sie würde die theatralische Note wahrscheinlich ebenfalls nicht gutheißen, besonders nicht während der Fastenzeit.
Mrs Joyes hatte diese Kirche geschmückt und sie mit Kindern ihres Gewächshauses besiedelt. Die Gesellschaft würde zweifellos beeindruckt sein und ihr das Geschäft einrennen, aber Sebastian glaubte nicht, dass das ihr Ziel gewesen war. Audrianna kannte die meisten Anwesenden dieser Hochzeit nicht, aber sie würde jeden Topf und jede Blume erkennen.
Ein kleiner Aufruhr hinter ihnen brachte Hawkeswell dazu, sich umzudrehen. »Wir sollten runtergehen. Die Kutsche mit deiner Braut ist da.«
Sebastian drehte sich gerade in dem Augenblick um, als die Kutschentür geöffnet wurde. Mrs Kelmsleigh und ihre jüngere Tochter stiegen zuerst aus. Sarah quietschte, als der Wind ihr den Hut zu stehlen versuchte. Ein eleganter Knöchel mit weißem Saum erschien als nächstes auf der obersten Stufe. Mrs Kelmsleigh schrie auf und deutete auf etwas an dem schneeweißen Stoff, das ein Grasfleck zu sein schien.
»Das ist eine außergewöhnlich schöne Kutsche«, sinnierte Hawkeswell. »Sie sieht neu aus. Und die Kleidung der Damen entspricht ebenfalls der neuesten Mode. Es wurden keine Ausgaben gescheut.«
»Überhaupt keine, wie ich leider nur allzu gut weiß.« Die Rechnungen begannen gerade, hereinzuschneien. Mrs Kelmsleigh hatte wirklich keine Hemmungen, ihn bluten zu lassen.
»Ich wünschte, ich hätte eine Schwester, damit ich auch etwas von deiner Großzügigkeit abbekäme. Zum Teufel, jetzt tut es mir leid, dass ich dich nicht selbst heiraten könnte.«
Sie drehten sich um, bevor Audrianna ganz aus der Kutsche gestiegen war, und gingen den Mittelgang zum Altar entlang. Dort wartete bereits Sebastians Trauzeuge.
»Kopf hoch, Summerhays«, murmelte Hawkeswell. »Das wird nicht annähernd so schmerzvoll, wie du denkst. Mehr wie die Guillotine als der Galgen, würde ich sagen.«
Audrianna schossen Tränen in die Augen, als sie die Blumen erblickte. Sie erhellten den Tag und vertrieben die Kälte. Sie nickten ihr zu, während all diese Fremden sie anstarrten.
Die immer stärker werdende Nervosität der letzten Tage, die Melancholie ihres Besuchs am Grab ihres Vaters, die Verärgerung über Mama und Sarah – all das schmolz dahin, als sie in der Kirchentür stand und den Garten betrachtete, den ihre Cousine für sie geschaffen hatte.
Ihr Blick suchte Daphne. Sie saß ganz weit hinten und trug das fliederfarbene Kleid, das ihre blasse Schönheit so hervorragend betonte. Sie hätte Sarah ungewollt die Schau gestohlen, wenn ihre Schwester nicht stattdessen doch das gelbe angezogen hätte. Daphne war allein. Sie hatte am Tag zuvor einen Brief bekommen, in dem stand, dass Lizzies Kopfschmerzen wiedergekehrt waren und dass Celia ebenfalls daheim bleiben würde, um nach ihr zu sehen.
Lizzie hatte Audrianna jedoch vor zwei Tagen in Mamas Haus einen unerwarteten Besuch abgestattet. Audrianna vermutete, dass sie einen schmerzfreien Tag genutzt hatte, um mit Daphne
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