Ein Sohn für den Scheich
Anwalt ausrichten, dass ich in die Scheidung einwillige – so wahr ich hier stehe”, fügte er hinzu, um an seinem Entschluss nicht den geringsten Zweifel zu lassen.
Leona fühlte sich, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggezogen. Ihr Wutausbruch war für sie selbst zu überraschend gekommen, um auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wie Hassan darauf reagieren könnte.
Umso größer war ihre Bestürzung, als ihr klar wurde, was sie sich eingebrockt hatte. Hassan hatte in die Scheidung eingewilligt, und nichts und niemand auf der Welt würde ihn dazu bewegen können, den Schwur zu brechen, den er darauf geleistet hatte.
Die Erkenntnis, dass sie ihr Leben von nun an ohne den Mann verbringen musste, den sie über alles liebte, traf Leona mit einer Wucht, der sie nichts entgegenzusetzen hatte.
Der Schmerz betäubte sie so sehr, dass es leichter war, ihm nachzugeben, als ihn zu bekämpfen. Deshalb schloss sie die Augen und gab dem unstillbaren Wunsch nach, sich fallen zu lassen und in der Bewusstlosigkeit jenen Trost zu finden, den die Wirklichkeit ihr versagte.
Gerade noch rechtzeitig hatte Hassan reagieren und Leonas Sturz verhindern können. Nun stand er vor dem großen Bett in der luxuriösen Eignerkabine und wartete sehnsüchtig darauf, dass seine Frau wieder zu sich kam.
Nach wie vor trug sie nicht mehr als den winzigen Bikini, in dem sie ihm an Deck gegenübergestanden hatte. Doch aus dem Zopf, zu dem sie ihr Haar gebunden hatte, hatten sich mehrere Strähnen gelöst, die sich wie züngelnde Flammen über das Kopfkissen ausbreiteten und ihr Gesicht noch blasser wirken ließen, als es ohnehin schon war.
Während ihn die Schutzlosigkeit und Verletzlichkeit, die sie dadurch vermittelte, zutiefst rührte, verlieh ihr die Ungezähmtheit und Wildheit, die sie ausstrahlte, eine anmutige Schönheit, die gänzlich andere Sehnsüchte in ihm weckte. Schweren Herzens musste er einsehen, dass keine andere Frau je solche Macht über ihn besessen hatte oder besitzen würde.
Wie sonst war zu erklären, dass er sich von ihr Beschimpfungen hatte gefallen lassen, für die er jeden anderen Menschen, gleich ob Mann oder Frau, umgehend zur Rechenschaft gezogen hätte?
Doch im Grunde hatten ihre Schmähungen ihn nicht sonderlich überrascht. Sie waren letztlich nichts anderes als die Reaktion auf den Schock. Den Schock durch das Wissen um die Gefahr, in der sie als Ehefrau eines Thronanwärters schwebte, der sich von skrupellosen Neidern und Feinden umzingelt sah.
So gesehen, war ihr Wunsch, sich scheiden zu lassen, nicht nur verständlich, sondern sogar vernünftig.
Liebe hatte mit Vernunft jedoch rein gar nichts zu tun, und so war nichts ausgeschlossener, als dass er jemals in die Scheidung einwilligen würde. Dass er etwas anderes behauptet hatte, lag einzig und allein an seinem gekränkten Stolz.
Der hinderte ihn auch daran, Leona augenblicklich in die Arme zu schließen, als sie endlich die Augen öffnete. Stattdessen wartete er ungeduldig auf ein Zeichen von ihr, dass sie ihre Worte ebenso sehr bereute wie er seine.
Es dauerte eine Weile, bis Leona begriff, wo sie sich befand. Doch dann wurde ihr sehr schnell klar, was der Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte, mit dem Hassan sie ansah. Die Schmähungen, zu denen sie sich beide hatten hinreißen lassen, schien er nicht weniger zu bereuen als sie. Um sich als Erster dafür zu entschuldigen, war er jedoch viel zu stolz.
Eine kleine Ewigkeit verging, in der sie sich wortlos ansahen, während jeder von ihnen hoffte, der andere möge das unerträgliche Schweigen brechen.
Schließlich gab Leona sich einen Ruck und tat das, was ihr der einzige Ausweg aus der Sackgasse zu sein schien, in die sie sich manövriert hatten. Sie richtete sich auf und breitete die Arme aus, um Hassan den Weg zu einer Versöhnung zu weisen, durch die keiner von ihnen das Gesicht verlieren würde.
Zu ihrer großen Erleichterung begriff er nicht nur sofort, sondern folgte ihr auch auf dem vorgeschlagenen Weg, indem er sich zu ihr hinunterbeugte, bis sie ihn endlich umarmen und an sich ziehen konnte.
Augenblicklich war das Eis zwischen ihnen geschmolzen und von einer Flut des Begehrens hinweggespült, die sämtliche Hemmungen mit sich riss. Mit schier verzweifelter Leidenschaft ließen sie einander spüren, wie verloren sie ohne den anderen waren. Und indem sie sich alle erdenkliche Zärtlichkeiten und schließlich sich selbst schenkten, gelang es ihnen, die brutale Wirklichkeit
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