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Ein Sommer mit Danica

Ein Sommer mit Danica

Titel: Ein Sommer mit Danica Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zurück in die Brieftasche und drehte sich um. Danica lag auf dem Steinboden, in dessen Ritzen sich das Gras festgesetzt hatte, wo aus dem Zerfall Blumen blühten und Efeu und wilder Wein über die Ruinen kletterten. Sie lag da mit ausgebreiteten Armen, und die Sonne fiel wie ein goldenes Tuch über ihre nackten Leib.
    »Komm –«, sagte sie leise. »Komm … diese herrliche Sonne …«
    Es durchschnitt ihn wie mit tausend Messern. Hildes letzte Worte. Er stöhnte dumpf, fiel auf die Knie, beugte sich über Danica und vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten.
    *
    »Wir haben etwas gefunden, womit man ihn aus dem Land schaffen kann«, strahlte Duschan Dravic. Er war so schnell zu Robic in den Andenkenladen gelaufen, daß ihm der Schweiß in den Uniformkragen lief und sein gerötetes Gesicht einem Pizzabäcker vor dem offenen Ofen glich. »Eine gute Idee. Der Sergeant Plinovic rief mich eben an aus Köper. Man kann es auf den Unfall schieben. Eine ganz harmlose Erklärung, sogar ein Akt der Menschenfreundlichkeit. Der Wagen ist zertrümmert, das Abschleppen kostete Geld, Experten wurden eingeschaltet, ein Mensch wurde verletzt, und hier haben wir einen Grund, ihn nach Hause zu schicken, denn er muß sich von seinen deutschen Ärzten untersuchen lassen, ob Schäden entstanden sind, die später zu einer Rente führen. Das muß gründlich festgestellt werden. Wir werden Dr. Corell mit einem Schreiben der Gesundheitsbehörde zurückschicken, ein absolut korrekter, sauberer Behördenweg, eine humanitäre Aufgabe … Na, sind das nicht tolle Kerle, unsere Milizionäre? Auf den Händen tragen sie Dr. Corell zur Grenze und geben ihm dort auch noch ein Küßchen …«
    Dravic lachte schallend, bog sich in den Hüften und schlug begeistert gegen die Theke.
    »Genies sind es!« schrie er. »Wahre Genies! Und ist Corell erst einmal drüben, kommt er auch nicht mehr zurück!«
    »Eine gute Idee –«, sagte Robic. Er putzte eine Vase aus Muranoglas und dachte angestrengt nach. »Man kann ihn vorher sogar von der Kommission untersuchen lassen, ihn für krank befinden und sofort nach Hause schicken.«
    »Das wird man, Petar, das wird man!« Dravic massierte seinen breiten Brustkasten. »Man könnte platzen vor Freude, daß einem so etwas einfällt.«
    »Es gibt da hundert Möglichkeiten«, sagte Robic und setzte sich hinter die Theke auf einen alten Stuhl. »Ich kann sie alle aufzählen, ich bin doch kein dummer Mensch. Nur bei allem, was man tun wird, muß man etwas einkalkulieren.«
    »Daß Dr. Corell sich wehrt –«
    »Nein!« schrie Petar. Es war der Klageruf eines gequälten Vaters. »Nicht Corell, sondern Danica!«

13
    Am nächsten Tag fuhren sie nach Pula. Danica hatte den alten Fiat aus dem Schuppen geholt, dieses verbeulte, verwitterte, an vielen Kanten durchgerostete Blechding, vor dem vor allem deutsche Touristen stehenblieben und Wetten abschlossen, ob der Jammerkasten tatsächlich fahren könne oder wirklich nur ein abgestelltes Autowrack sei. Wenn sich dann Petar Robic stolz hinters Steuer setzte und den Motor anließ, gehörte das zu den großen Erlebnissen der Gäste von Piran. Gerade für einen Deutschen ist das Auto eine Herzensangelegenheit … es rangiert meist noch vor der eigenen Frau.
    Zunächst aber sah es nicht so aus, als ob Danica den ›bekanntesten Wagen von Istrien‹, wie Milizionär Duschan Dravic das Vehikel nannte, auch erhalten würde. Robic, der an die beabsichtigte schnelle Ausweisung Dr. Corells dachte, sagte abweisend:
    »Das Auto brauche ich.«
    »Wozu?« fragte Danica.
    Robic strich sich über die eisgrauen Haare und sah zur Seite. »Ich brauche ihn eben.«
    »Ich auch!«
    »Wenn ein Vater etwas braucht ist das wichtiger, als wenn ein Kind etwas braucht!« Robic trank einen Schluck Mineralwasser, es war ein heißer Morgen, die Sonne brannte, kaum, daß sie über die Berge gestiegen war. »Außerdem ist es mein Auto.«
    »Es ist ein Geschäftsauto. Im Kollektiv. Die Verteilung der Maschinen in einem Kollektiv erfolgt nach der Dringlichkeit ihres Einsatzes.«
    Robic starrte seine Tochter an und holte tief Luft. Nebenan in der Küche klapperte Stana mit dem Geschirr, von oben hörte man Corells Stimme durch die Dielen. Er ging hin und her und zog sich an, nachdem er sich im Hof an einer selbstgebastelten Brause geduscht hatte. Auch das war ein Eingriff in das Leben der Robics, den Petar mißbilligte: Bevor Danica und Corell nach Ljubljana und Lipica gefahren waren, hatte Corell eines

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