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Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks

Titel: Ein Sommer unwahrscheinlichen Gluecks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Mundson
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Freundeskreis.
    Ich richtete mir meine Schreibstube in dem Zimmer unserer neuen Wohnung ein, von wo aus ich den Blick über den Lake Union und die Skyline von Seattle genießen konnte. Gleichzeitig beschloss ich, in einem unkonventionellen Café zu schreiben, das voll von Möchtegern-Schriftstellern war, die sich handschriftliche Notizen machten und dazu becherweise vom damals wohl besten Kaffee der USA tranken. Das war zu der Zeit, als es erst wenige Starbucks-Filialen gab – noch bevor sie das Logo änderten, indem sie der Meerjungfrau den Schwanz abschnitten und die Brustwarzen bedeckten, also auch bevor Nordamerika lernte, vier Dollar für einen Becher Kaffee auszugeben.
    Im Laufe der nächsten Jahre bewegten wir uns im Norden von Seattle. Ich hatte drei verschiedene Büros. Eines, das fast komplett verschrägt war und in dem ich kaum stehen konnte, mit einem winzigen, zersprungenen Fenster an einem Ende und einem Holzbock als Schreibtisch.
    Gerade das liebte ich besonders. Offensichtlich diffundierte LSD durch die Wände, denn ich schrieb darin ein Buch über eine Frau, die Elfen sehen konnte. So funktionierte Seattle für mich. Weit offen und ohne Druck. Und so wandelte sich auch mein Schreibstil von wütend zu verspielt. Irgendwann wäre vielleicht sogar Dankbarkeit herauszulesen, aber das würde noch einige Jahre dauern.
    Während ich eifrig schrieb, war er eifrig dabei, die kleine Brauerei zur am schnellsten wachsenden ihrer Branche im ganzen Nordwesten zu machen. Aus ihm wurde so etwas wie eine regionale Berühmtheit. Folglich hatten wir selbst im beliebtesten Lokal nie ein Problem, einen Tisch zu bekommen.
Und wo auch immer wir hingingen, man ließ uns nie für unser Bier bezahlen. Und das Bier war ziemlich gut.
    Es war der Traum von Mittzwanzigern.
    Ich schloss mich einer Gruppe von Autoren an, bekam signalisiert, dass ich tatsächlich schreiben könne, und begann, meine Manuskripte zu verschicken. So lernte ich die Welt der Verlagsabsagen kennen. Es kamen aber durchaus nicht nur Formbriefe. Ich erhielt sogenannte gute Absagen. Und zwar viele davon. Handgeschriebene Notizen mit ermutigenden Worten, etwa »Sie sind eine talentierte Autorin, auch wenn es diesmal nicht geklappt hat«. Oder: »Schreiben Sie weiter!« Meine Lieblingszeile war und ist bis heute: »Das könnte gut sein, wenn Sie dreihundert Seiten rauskürzen.« Genau das tat ich dann. Und beinahe wäre auch etwas daraus geworden. Doch am Ende fand die Lektoratskonferenz meine Hauptfigur nicht liebenswert genug. Unter allen Charakteren in all meinen Büchern besaß ausgerechnet diese die stärksten autobiografischen Züge. Das muss man erst einmal verkraften – nicht liebenswert auf den Stapel mit Absagen gepackt zu werden – und trotzdem den Kopf nicht in den Ofen stecken.
    Ja, schön langsam formte sich aus diesen ganzen Ablehnungen so etwas wie Scham. Ich erzählte niemand mehr, ich sei Schriftstellerin, denn ich hielt die Standardfrage darauf – »Und wo kann ich deine Bücher kaufen?« – nicht mehr aus. Trotzdem blieb ich dabei. Ich war eine Buchautorin, verdammt noch mal! Der Werbe-Guru hatte es in meinen Augen gesehen. Ich verbrachte viel Zeit mit dem Versuch, in meinem Spiegelbild das von ihm erwähnte Feuer meiner Augen zu entdecken. Ich würde mich nicht verkaufen und mein Glück mit einer lukrativen Karriere versuchen. Ich würde einfach mehr Nebenjobs annehmen. Ich hütete Kinder, half in einem Büro aus und arbeitete als Verkäuferin. Später fuhr ich auch
Sachen mit einem Lieferwagen aus. (Es war sicher nicht, was mein Vater gemeint hatte, als er scherzhaft einen Radioslogan aus den Vierzigern zitiert hatte – »Schreib, wenn du Arbeit findest«.)
    Wir liebten Seattle. Es war eine Liebesgeschichte, die zu unserer eigenen passte. Die salzige Luft und die Fährschiffe, die Krabben von Dungeness und der Lachs aus dem Copper River, die Dahlien und Skagit-Tulpen, die Pfifferlinge auf dem Markt am Pike Place. In Seattle wuchs einfach alles – im Frühling blühten sogar die Fußabstreifer. Rundherum nichts als Berge – die Cascades, die Olympics und Mount Rainier ragten hinter den vom Regen frisch gewaschenen und oft mit Regenbögen versehenen Hügeln der Stadt auf. Es gab Sushi und das Sinfonieorchester, alternative Musik und jede Menge Coffee Shops. Meine Haut, meine Haare, ja, mein ganzer Körper fühlte sich nirgends besser und lebendiger an. Ich hatte mich nie lebendiger gefühlt.
    Das Beste daran war, dass es in Seattle

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