Ein Spiel, das die Götter sich leisten
nicht, was darin vor sich ging, aber einer der Männer, die das Haus besuchten, war Borell. Ein schlanker Mann mit breiten Schultern und dunklen, etwas traurigen Augen, immer tadellos gekleidet in einen dreiteiligen schwarzen Anzug. Er ging jeden Tag, den der Herr werden ließ, in dieses Haus, und ich verliebte mich in seinen Gang. Er ging so aufrecht und elegant, es sah so geschmeidig aus, als würde er sich zu einer Melodie bewegen, die nur er kennt. Und er war auf eine gelassene Art heiter, wenn er den Hügel runterging zu dem Haus, und er sah heiter aus, wenn er wieder hochschritt. Oktay brachte in Erfahrung, daß er Franzose war und von Beruf Schriftsteller. Wir folgten ihm heimlich und fanden heraus, wo er wohnte, manchmal stellte ich mich unter sein Fenster und hörte seine Schreibmaschine klappern, aber ich habe nie ein Buch von ihm gefunden. Bis ich zwanzig wurde, war ich derart fasziniert von diesem Mann, daß ich genauso werden wollte wie er.
– Ein Schriftsteller?
– Ja, und genauso souverän und locker, ein gutaussehender Fremder, ein Abenteurer, völlig ungebunden, ein Autor. Doch dann ging mir auf, daß am Anfang nichts geschrieben stand und Bücher Luxus sind. Du willst zuerst was zu essen, ein Dach über dem Kopf, Frieden, dann erst kannst du dich darum kümmern zu lesen. Aber erzählte Geschichten hat es schon immer gegeben. Ich habe gemerkt, daß mich der Klang der Worte mehr anspricht, der Rhythmus, die Wiederholungen, die Tradition der naqqâl, der orientalischen Berufserzähler, die von Dorf zu Dorf zogen und die Menschen mit ihren Geschichten unterhielten, sie zu Tränen rührten und ihnen Gelächter schenkten. Schreiben erschien mir bald etwas für ambitionierte Kulturkacker. Ich wollte rappen. Rappen, weißt du, Shows, Musik, Stabreim auf Fahrschein reimen, Beats, die mein Sparschwein heilen. Ich wollte draußen bei den Menschen sein, wenn ich ihnen etwas erzählte, ich wollte nicht alleine zu Hause sitzen.
Trotzdem, hätte ich je die Möglichkeit gehabt, so zu werden wie Borell, dann hätte ich es getan. Das Haus ist irgendwann abgebrannt, und Borell ist verschwunden.
– Bist du je hingegangen?
– In das Haus? Nein, in dem Jahr, als ich endlich genug Geld hatte, ich muß vierzehn oder fünfzehn gewesen sein, stand das Haus schon nicht mehr.
Ich nahm noch einen Schluck von meinem Wein, biß mir auf die Unterlippe, sah in die Ferne, schüttelte den Kopf.
– Ich möchte Oktay suchen.
Oriana nickte. Der Kellner hatte uns erzählt, daß er in eine Küstenstadt gegangen war. Wir hatten sowieso noch ans Meer gewollt.
Wir waren die letzten, die das Lokal verließen, Clark Gable wünschte mir noch viel Glück bei der Suche und weigerte sich, Trinkgeld anzunehmen. Auf der Straße sagte Oriana:
– Ich möchte dir was zeigen.
Sie schaute sich kurz um, dann hob sie ihren Rock. Unter der hautfarbenen Strumpfhose schimmerten dunkel die Haare.
Oktay und Borell verschwanden aus meinem Kopf, als sie es sich gerade dort bequem machen wollten.
Wieder hatte ich es eilig, ins Hotel zu kommen. Ich kannte Oriana erst seit zwei Wochen, und bisher hatte es keinen Tag gegeben, an dem wir keinen Sex gehabt hatten. Ich weiß nicht, was die Phrase gut im Bett bedeuten soll. Das war nicht eine Sache der Technik oder der Lautstärke oder gar Leidenschaft, das war vielleicht nur ein Weg, den man gefunden hatte, seiner Freude und seinem Verlangen Ausdruck zu verleihen. Mit Oriana hatte ich den Sex meines Lebens.
Im Zimmer zog ich mich hastig aus, setzte mich aufs Bett, nahm meinen halbsteifen Schwanz in die Hand und fing an, langsam zu wichsen. Oriana ließ ihren Rock fallen, zog ihr T-Shirt aus, stand dann am Fußende des Bettes, nur in dieser Strumpfhose und den schwarzen hohen Schuhen. Sie stellte einen Fuß auf die Bettkante und zog die Strumpfhose mit beiden Händen ein Stück höher.
Das Nylon machte die Formen weicher, runder, ließ noch ein wenig Platz für die Phantasie. Oriana nahm den Fuß wieder runter, drehte sich um, ich starrte auf ihren großen runden Hintern, die beiden dunklen Falten darunter, die einen ähnlichen Schwung hatten wie ihre Augenbrauen, nur in die andere Richtung. Ich sah zu, wie sie verschwanden, als sie sich vorbeugte.
Als sie wieder zu mir sah, wanderte ihr Blick langsam von meinem Oberkörper tiefer.
– Es sieht schön aus, wie du das machst.
Sie stieg mit den Schuhen aufs Bett, setzte sich auf meine Brust und schob ihre Scham an meine Nase. Ich sog den Duft ein,
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