Ein Spiel, das die Götter sich leisten
vollkommenen Glücks die Lider senkte, ergriff ihn der Riesenvogel und trug ihn zum Turm zurück.
Am nächsten Abend wartete der König vergeblich auf der Plattform. Auch in den folgenden Nächten kam der Riesenvogel nicht mehr, um ihn mitzunehmen. Der schwarzgewandete Metzgermeister sah den König an und sagte: Kennst du jetzt unser Geheimnis? Verstehst du nun unsere Trauer?
– The Lizard King, der Eidechsenkönig, Jim Morrison, er versteht die Trauer und weiß um die Erfüllung, sagte Oriana, das ist eine schöne Geschichte. Ja. Man muß vorsichtig sein. Es ist wie auf dieser Jenny-Holzer-Karte.
– Jenny Holzer? fragte ich.
– Du weißt doch, was ich meine, oder?
– Nein.
– Jenny Holzer.
– Nie gehört.
– Die Postkarte, die bei dir an der Wand hängt. Ich versuchte zu erraten, welche sie meinte.
– Protect me from what I want.
– Ach so, sagte ich, das ist von Jenny Holzer?
– Ja, sagte Oriana, wußtest du das nicht?
– Nein, für mich ist das nur eine Postkarte, die an meiner Wand hängt. Wer ist Jenny Holzer?
– Eine amerikanische Künstlerin, sie macht Lichtinstallationen und so.
– Aha, sagte ich.
Ich dachte, die Stimmung sei dahin, doch Oriana lachte einfach nur und meinte:
– Ist ja auch nicht wichtig.
– Willst du noch eine Geschichte hören, eine ganz andere? fragte ich, nachdem wir eine Viertelstunde schweigend dagelegen hatten. Ich hatte es noch nie jemandem erzählt.
– Als ich klein war, bin ich oft auf den Füßen meiner Tante geritten. Dieselbe Tante, die ich im Unterhemd gesehen hatte, Ebrus und Oktays Mutter, Tante Özlem. Ich setzte mich nicht auf ihre Knie oder Beine, ich setzte mich auf ihre Füße und wippte. Das war unser Spiel, jedes Jahr im Urlaub setzte ich mich auf ihre nackten Füße und wippte. Ich wurde älter, eigentlich zu alt für solche Spielchen, aber es war unser Ritual. Als ich in dem Sommer nach meinem ersten Samenerguß einen Ständer bekam, versuchte ich mich möglichst unauffällig an ihr zu reiben und wippte weiter. Sie muß es gemerkt haben, sie bewegte rhythmisch ihre Füße und gab mir leichte Tritte. Dann zog sie langsam einen Fuß unter mir weg nach oben, so daß ihr Spann an meinem Schwanz entlangglitt. Mir kam es in die Hose. Ich wußte nicht, ob sie es gemerkt hatte. In dem Sommer konnte ich sie noch ein paarmal dazu überreden, mich auf ihren Füßen reiten zu lassen, und jedesmal kam es mir dabei. Im nächsten Jahr meinte sie, ich sei nun zu alt dafür.
Ich mußte mich auf den Bauch drehen, Oriana drehte sich auch um, wir hatten beide den Kopf in die Armbeuge gebettet und sahen uns in die Augen. Ich spürte ein Zucken im Bauch, Energie, die sich entladen wollte, und bekam trotz der Hitze eine Gänsehaut.
– Mach die Augen zu, sagte sie, ich erzähl dir auch etwas. Es wird dir gefallen. Es ist die Geschichte von einem kleinen Mädchen, das mit seinen Eltern am Meer ist. Sie ist alt genug, um alleine Strandspaziergänge machen zu dürfen. Es gefällt ihr, in den Dünen rumzulaufen und Muscheln und schöne Steine zu suchen. Es ist etwas kühl an diesem Tag, sie trägt lange Hosen und eine Jacke. Sie ist ganz in ihre Suche versunken, als plötzlich ein Mann mit einem steifen Glied vor ihr auftaucht. Er hat es aus dem Hosenschlitz rausgeholt und präsentiert es ihr stolz. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Er steht nur wenige Meter von ihr entfernt. Sie will nicht weglaufen, aber sie hat Angst. Nicht vor dem Glied, obwohl sie noch nie so ein großes gesehen hat, sondern vor dem Mann, weil sie nicht weiß, ob er gefährlich ist. Sie behält ihre Richtung bei und geht schneller, sie will an dem Mann vorbei, der sie angrinst. Sie legt noch einen Schritt zu, ja sie rennt fast und versucht dennoch, aus den Augenwinkeln soviel wie möglich zu sehen. Ihr Herz schlägt sehr schnell, sie dreht sich sehr lange nicht um. Als sie es doch tut, ist der Mann verschwunden. Abends denkt sie an den Mann und stellt sich vor, wie sie ihm bei der Selbstbefriedigung zuschauen darf und vielleicht sogar mal sein Glied anfassen. Sie denkt noch oft an ihn und versucht sich sein Gesicht vorzustellen, wenn er einen Höhepunkt hat. Manchmal malt sie sich aus, wie sein Samen in den Sand fällt.
Ich lag mit geschlossenen Augen da, sagte nichts, hörte das Brodeln der Stimmen und das Rauschen der Wellen. Dann spürte ich Orianas Hand an meinem Nacken, sie kraulte meine verschwitzten Haare.
– Laß uns schwimmen gehen, schlug ich vor, als ich mich wieder auf
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