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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Özdogan
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leise stöhnend. Schließlich landeten einige Tropfen auf dem Steuer.
    – Ich habe ihm noch einen Kuß auf die Wange gegeben, eine gute Nacht gewünscht, bin ausgestiegen und nach Hause gegangen. Hab ich mich toll gefühlt.
    Es war heiß, selbst im Schatten unseres Sonnenschirms, aber Oriana stöhnte nicht, wischte sich nicht alle zwei Minuten den Schweiß von der Stirn, eher tropfte ihr etwas auf das Buch, sie kam nicht alle Viertelstunde auf die Idee, im Wasser Abkühlung zu suchen. Sie lag da, bewegte sich wenig, schwitzte, trank ab und zu einen Schluck Wasser.
     
    Als ich wieder weit draußen war, fiel mir auf, daß die Luft heute klarer war, die Farben waren satter, die Konturen deutlicher. Das Meer schien dunkler, der Sand heller, fast schon weiß, mit bunten Tupfern drauf. Ein ganzes Stück weiter hinten konnte man die asphaltierte Straße erkennen und winzige Fahrzeuge, die scheinbar gemächlich dahintrudelten. Ich schaute oft zurück.
    Es war noch früh am Nachmittag, als ich vorschlug zu gehen, ich wollte heute etwas mehr Zeit haben, Oktay zu suchen. Oriana war einverstanden, und wir kauften uns noch ein Stockbrot, das wir unterwegs teilten. Während die ersten wahrscheinlich so langsam die Luft aus ihren Matratzen ließen, waren wir längst im Yachthafen, und ich fragte in jedem zweiten oder dritten Lokal nach. Die Restaurants standen so dicht beieinander, daß man getrost ein oder zwei überspringen konnte. Die meisten Kellner verstanden ein wenig Deutsch, ich leierte meine Frage alle zwei Minuten runter: Entschuldigung, ich bin auf der Suche nach jemand, der vielleicht mal hier gearbeitet hat. Oktay, ein großer Türke mit Hakennase und einer Narbe über der rechten Augenbraue, einer, der immer alle Leute zum Lachen bringt. Doch ich erntete nur Schulterzucken, keiner hatte je von ihm gehört.
    Später fragte ich doch noch in den Lokalen, die ich ausgelassen hatte. Nach fast zwei Stunden gab ich auf, setzte mich auf einen pilzförmigen Betonsockel, an dem die Yachten festgetäut wurden. Zum zweiten Mal an diesem Tag hatte ich Lust auf einen Joint.
    Hatte sich der Kellner vertan, war Oktay in eine andere Stadt gefahren? Sollte ich Oriana bitten, doch noch mal die Karten zu legen? Nein, das wollte ich nicht.
    Oriana war die ganze Zeit über still gewesen, ich hatte nicht auf sie geachtet, ich war mit all diesen Kellnern beschäftigt gewesen und mit meiner Frage. Es konnte sein, daß sie etwas mehr Aufmerksamkeit wollte, aber das war mir gerade egal.
    Sie hatte ihre Schuhe ausgezogen und sich so hingesetzt, daß ihre Füße ins Hafenbecken baumelten, aber das Wasser stand zu niedrig, sie wurden nicht naß. Ich sah lange auf ihre Füße, Oriana war einen Kopf kleiner als ich, aber wir hatten die gleiche Schuhgröße. Sie hatte schmale Füße mit einem hohen Spann und ungewöhnlich lange Zehen. Ich erinnerte mich, wie mir am Flughafen ihre lackierten Nägel aufgefallen waren. Und daß sie den Lack entfernt hatte, als ich sie vierundzwanzig Stunden später wieder traf.
    – Hast du einen Plan? fragte Oriana, ohne sich nach mir umzudrehen.
    – Laß mich ein wenig nachdenken.
    Ich saß da, hatte Hunger, meine Laune war zum ersten Mal seit zwei Wochen auf einem Tiefpunkt. Ich holte Luft, einatmen, Bauch geht hinaus, Brustkorb hebt sich, ausatmen, Brustkorb senkt sich, Bauch geht hinein. Ich atmete, versuchte alle Gedanken auszuschalten, nur Orianas Füße und das Plätschern und den Hafengeruch in der Luft wahrzunehmen. Als nächstes nur die Füße und das Plätschern, schließlich nur noch die Füße. Ich wartete, bis sich die Wellen in mir gelegt hatten, ich hoffte, dann klarer zu sehen. Oriana konnte gerade nicht wirklich stillsitzen, sie schaute sich immer wieder zu mir um. Es ging mir auf die Nerven. Die Sonne hatte eine Farbe wie das Innere einer Papaya. Ich starrte hin, schloß die Augen und betrachtete die Muster hinter meinen Lidern.
    – Laß uns was essen gehen, sagte Oriana, und ich stand wortlos auf, sie nahm ihre Schuhe in die Hand, und wir setzten uns wahllos in eins der Restaurants mit Blick auf den Hafen und die untergehende Sonne.
    Ich bestellte Sardinen in Tomatensauce und dazu einen Rotwein, Oriana nahm gegrillte Goldbrasse und ein Bier. Wir saßen mit unseren Getränken da, warteten auf das Essen und schwiegen uns an.
    – Erzähl mir mehr von Oktay.
    Ich zuckte mit den Schultern, ich wußte nicht, wo ich anfangen sollte.
    – Wieso ist er eigentlich nach Arabien gegangen?
    – Das Geld

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