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Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Ein Spiel, das die Götter sich leisten

Titel: Ein Spiel, das die Götter sich leisten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selim Özdogan
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an, aber ich hatte gut zugesehen, er wurde bald wieder größer. Ich war sehr stolz, als er nach kurzer Zeit noch einmal Flüssigkeit verspritzte. Einige Stunden später fragte mich Viola auf dem Nachhauseweg, was das denn für Flecken auf meinen Schuhen seien. Ich wurde rot und sagte, ich wisse es nicht. Wochenlang überlegte ich, ob Viola geahnt hatte, was das war. Ich weiß es bis heute nicht.
    Von da an ging ich öfter mit Viola auf Parties, ich verschwand mit Jungen, die ich kaum kannte, auf der Toilette, in einem Zimmer, hinter dem Haus. Ich ließ mich nicht anfassen, wir knutschten, und sehr bald machte ich ihre Hosen auf, nahm ihn in die Hand und beeilte mich, bevor sie nach mehr fragten. Ich nahm ihn auch in den Mund, da ging es meistens schneller, und ich mochte dieses Gefühl, daß ich Macht über sie hatte, und ich mochte, wie sie sich anfühlten, so warm und voller Leben.
    – Warum habe ich nie so jemanden auf einer Party getroffen?
    – Ich habe mir immer die ausgesucht, die wenig tranken und nicht kifften, das erschien mir sicherer. Hast du damals schon geraucht?
    – Ich habe mit vierzehn angefangen.
    Ich sah aufs Meer hinaus, und ein Lächeln glitt über mein Gesicht, ich dachte gerne daran zurück. Es waren friedvolle, glückliche Inseln in all dem Frust gewesen.
    – Tim hatte ein eigenes Zimmer, Ingo, er und ich haben nachmittags dort geraucht, manchmal waren noch andere dabei, aber meistens waren wir zu dritt. Der ganze Scheiß verschwand in diesem Zimmer, die Streitereien mit meinen Eltern, die Sucht nach Sex, die schlechten Noten, die Pickel, die Unsicherheit, die Zweifel. Timotheus Lengerts Zimmer, als sei dort immer Sommer. Es war eine schöne Flucht. Dort habe ich mein erstes richtiges Pornomagazin gesehen, ich habe diese Bilder mit einer wissenschaftlichen Präzision betrachtet, es tat mir schon weh in den Augen, und ich war erstaunt darüber, daß die Schamlippen viel dicker waren, als ich sie mir vorgestellt hatte. Doch meistens haben wir Musik gehört, Mixgetränke kreiert wie Apfelsaft mit Cola, gelacht über Worte wie Froschschenkel, Bonbons gefressen und uns wohl gefühlt. Was das Rauchen betrifft, war das wahrscheinlich meine schönste Zeit. Aber sie hielt nur ein oder zwei Jahre und hat dazu geführt, daß du mich nie auf Parties hinter das Haus geführt hast.
    – Wir haben doch fünfhundert Kilometer auseinander gewohnt.
    Die beiden Frauen kamen wieder aus dem Wasser und vertrieben meine Erinnerungen und die Frage, wie oft sich Oriana wohl dieses Vergnügen gegönnt hatte. Die Kräftige mit dem weißen Set stand praktisch nackt da, ihre Brustwarzen und Schamhaare schimmerten durch den dünnen, nassen Stoff. Sie schaute an sich herunter, strich lachend über ihre Nippel und legte sich dann auf ihr Tuch. Auf den Rücken. Sie schien sich der Blicke bewußt zu sein und es zu genießen, wie junge Männer, Rotweinkenner, Bierbauchträger und Badewannensänger sie anstarrten.
    – Die Ozeanier glaubten, daß das Verlangen und die Lust in den Augen wohnten. Von dort gelangten sie ins Gehirn und dann in die Nieren und von dort weiter. Ein Mann mit geschlossenen Augen wird nie eine Erektion haben, hieß ein Sprichwort.
    Ich schloß die Augen, während ich Oriana zuhörte. Wieder hatte ich das Bild ihrer Stimme, dunkelblaue Seide mit Sand. Die Stimme, die in ihrer Kehle entstand und dann den Weg nahm durch die Höhle des Mundes, die über ihre Zunge glitt, vorbei an den etwas schiefen Zähnen und dann von den Lippen absprang, um draußen zu verschwinden. Ihr Mund. Essen, Atmen, Reden, Küssen. Arten der Lust und Befriedigung.
    – Als Kind glaubte ich, man würde mit dem Mund sehen. Ich weiß noch genau, wie Oktay sagte: Nein, mit den Augen. Ich schloß die Augen und stellte fest, daß es stimmte und meine Theorie falsch war.
    Oriana erzählte, wie sie oft zu Hause die Augen geschlossen, sich an die Männer erinnert und masturbiert hatte. An eine Situation hatte sie besonders gerne und lange zurückgedacht: Er hatte sie noch nach Hause gefahren, sie las während der Fahrt in einem Buch, das gerade besonders spannend war. In einer dunklen Hofeinfahrt, gut dreihundert Meter von ihrem Haus entfernt, parkte er den Wagen. Sie verstand den Wink, öffnete mit der Linken seine Hose, hielt mit der Rechten weiter das Buch und las noch eine Seite. Dann war es vorbei mit ihrer Konzentration, doch sie gab vor weiterzulesen, während er dasaß, den Rücken in den Sitz gepreßt, den Hintern vorgeschoben,

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