Ein Spiel, das die Götter sich leisten
stieß mit Oriana an. Einen Moment war ich versucht, die Flüssigkeit wieder auszuspucken, sie schmeckte wie Zuckerwasser, das man mit Bier verdünnt hat. Auch Oriana verzog das Gesicht.
Der Mann in dem Netzhemd, durch das man die Brustwarzen sehen konnte, steuerte mit seiner Frau auf unseren Tisch zu und fragte, ob hier noch Platz sei. Auf deutsch. Ich zögerte kurz und deutete dann mit der Hand auf die beiden freien Stühle. Ich sah Oriana an, sie schloß kurz die Augen und deutete ein Nicken an.
– Sind Sie das erste Mal hier? fragte der Mann.
– Non parliamo tedesco, sagte Oriana, und ich hoffte inständig, daß der Wortschatz der beiden sich auf, prego, grazie, Espresso und Tiramisu beschränkte.
– Oh, Italiano, sagte der Mann.
– Siciliano, sagte Oriana, und damit war das Gespräch vorerst beendet.
Ein Stück mit einem stampfenden Beat fing an, und die muskulöse Frau kam auf die Bühne. Sie hatte weiße hochhackige Schuhe an, einen String und einen Büstenhalter und ein durchscheinendes Tuch um die Schultern, das ihr bis fast zu den Knien ging. Das Geplauder verstummte, die Männer, die an der Bar gestanden hatten, postierten sich links und rechts von der Bühne.
Die Tänzerin schmiegte sich an die Stange, nahm den Fuß in die Hand, brachte ihn mühelos hinter den Kopf. Sie zeigte uns noch mehr Kostproben ihrer Beweglichkeit, spulte ihr Programm ab, zog sich aus, hielt sich aber mit dem Tuch bedeckt. Wir bekamen ihren nackten Hintern zu sehen, doch als die Musik zu Ende war, stand sie aufrecht an der Vorderkante der Bühne, die Hand mit dem zusammengerafften Tuch in Höhe ihres Bauchnabels, so daß es aussah wie ein Ausrufezeichen, das uns die Sicht versperrte. Sie verbeugte sich, die Brüste schaukelten leicht. Einige pfiffen, andere klatschten verhalten.
Als sie sich wieder aufrichtete, war es still, ich dachte, die Show sei schon zu Ende, doch dann ließ sie das Tuch fallen und stand einfach nur da, drei, vier Sekunden lang. Die fülligen, glatten Bäckchen mit der schattigen Vertiefung hypnotisierten mich. Die Musik setzte wieder ein, langsamer dieses Mal, ein paar Männer johlten, und jetzt begann sie sich zu bewegen, an der Stange zu reiben, legte sich auf den Rücken, spreizte die Beine, brachte sie sogar beide zugleich hinter den Kopf, aber das fand ich langweilig. Am Strand hatte ich sie erregender gefunden. Die Worte in allen möglichen Sprachen, die sie jetzt hörte, waren das Versprechen, es ihr richtig zu besorgen, wenn sie einen Mann brauchte.
Oriana sah weiter neugierig nach vorne. Es war kein Anzeichen von Erregung in ihrem Gesicht zu lesen. Der Mann an unserem Tisch streichelte seiner Frau über den Oberschenkel, den Blick weiter auf die Bühne gerichtet, sie nippte an ihrem Sekt.
Ich hätte gerne etwas zu Oriana gesagt, aber ich konnte kein Italienisch.
Hinterher kam die andere Frau auf die Bühne, Paula, flüsterte Oriana, auch sie war erstaunlich gelenkig, aber das interessierte mich nicht. Ich dachte an dieses Striplokal in London, wo ich in einer Ecke einen Flipper entdeckt und daran gespielt hatte, bis die beiden, auf deren Vorschlag wir da reingegangen waren, genug gesehen hatten oder zuviel.
Es war mir zu anonym, zuviel Fleisch, zuwenig Gefühl. Nur ich und ein Porno, das war die intimere Variante.
Aber ich erinnerte mich auch daran, wie Tim von seinem ersten Spanienurlaub mit fünfzehn erzählt hatte. Bei einem Stripwettbewerb in einer Disco hatte sich eine junge Arzthelferin aus Dortmund ganz ausgezogen, auf den Rücken gelegt und mit den Fingern die Lippen gespreizt. Ich hatte oft masturbiert zu dieser Vorstellung: eine ganz normale Frau, die so weit geht, aufgeputscht von Alkohol, Applaus und Affirmation.
Ich dachte daran, wie er zwei Jahre später von diesem Laden erzählt hatte, wo die Stripperinnen einen Zuschauer auf die Bühne geholt und ihm vor allen Leuten einen gewichst hatten.
Das war ein privates Kino in meinem Kopf, wäre ich dabeigewesen, hätte es mich wahrscheinlich nicht erregt.
Und wir saßen nun neben einem deutschen Paar, und der Mann fragte mich auf englisch, ob ich in exchanging partners interessiert wäre.
– I’m sorry, my sister is frigid, sagte ich.
Dann drehte ich mich zu Oriana, die gerade gähnte, und sagte auf deutsch:
– Laß uns verschwinden aus diesem Scheißladen.
Wir waren fast eine Stunde im Palm Beach gewesen.
– Ich fand es schön, sagte Oriana draußen, die Atmosphäre ist zwar zu kalt, und wenn sie Fickbewegungen
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