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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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was ich versucht habe, dir anzutun.« Sie versuchte zu lächeln. »Jetzt verstehe ich auch, warum Gott die Rache für sich reserviert hat. Wenn ein Sterblicher sich zu rächen versucht, kann viel zuviel schieflaufen.«
    »Zwischen Männern und Frauen läuft eine ganze Menge schief«, antwortete er bitter. »Es ist erstaunlich, daß die menschliche Rasse überhaupt überlebt hat. Tiere können sich wenigstens paaren, ohne nachzudenken.«
    Vielleicht war das ihr Problem – sie dachte zuviel nach. Sie seufzte. »Ich weiß auch nicht, warum ich dir ausgerechnet meine schlimmsten Seiten offenbaren mußte. Wahrscheinlich ist das die Sühne für das, was ich getan habe. Oder tun wollte.«
    Seine Finger schlossen sich fester um ihre Hand.
    »Es schmeichelt mir sehr, daß du mich ausgesucht hast, um diese Dinge einmal auszusprechen. Hör auf, dich selbst zu kasteien, Clare – deine sogenannten Sünden sind nicht schwerwiegend. Eher ein Produkt der Verwirrung als echter Verderbtheit.«
    »Eine Frau in meinem Alter sollte nicht mehr so verwirrt sein.«
    Er entfernte sich einen Augenblick von ihr, dann kehrte er zurück und ließ seinen Rock über ihre Schultern fallen. »Geh ins Bett. Ich werde hier aufräumen. Niemand wird erfahren, was… fast geschehen ist.«
    Sie spürte, daß es ihr selbst jetzt noch wichtig war. Mit seiner Hilfe kletterte sie vom Tisch. Sie konnte sich immer noch nicht dazu durchringen, ihm in die Augen zu sehen, aber sie stellte erleichtert fest, daß er seine Hosen wieder angezogen hatte.

    Sie schlüpfte aus dem Zimmer und tappte barfuß durch das schlafende Haus. Der Mond stand fast voll am Himmel und warf genug Licht hinein, daß sie den Weg ohne Probleme fand.
    Erst als sie ihr Zimmer erreicht hatte, bemerkte sie, daß sie blutete. Ein gurgelndes, hysterisches Gelächter stieg aus ihrer Kehle empor. War sie nun keine Jungfrau mehr? Konnte man teilweise Jungfrau sein? Nicholas würde dazu
    wahrscheinlich etwas sagen können, aber sie wußte, sie würde es nicht über sich bringen, ihm eine solche Frage zu stellen, selbst wenn er der Verantwortliche für ihren halbjüngferlichen Zustand war.
    Während sie Watte suchte, um das Blut aufzunehmen, kam ihr in den Sinn, daß es wahrhaftig bittere Ironie des Schicksals wäre, wenn sie nun offiziell ruiniert wäre, ohne wenigstens etwas Spaß dabei gehabt zu haben.
    Sie schlang sich eine Decke um den Körper und setzte sich mit angezogenen Beinen auf die Fensterbank. Sie war noch zu angespannt, um ins Bett zu gehen.
    Widerstrebend wanderten ihre Gedanken zu dem Augenblick zurück, in dem die Leidenschaft alles andere aus ihrem Geist verbannt hatte. Zum ersten Mal begriff sie, wie dieses Gefühl jemanden wahrhaft für Ehre, Verstand und Anstand blind machen konnte. Sie hatte nicht einmal darüber nachgedacht, wie vulgär es war, auf einem Billardtisch defloriert zu werden. Wenn der plötzliche Schmerz sie nicht aufgeweckt hätte, dann wären Nicholas und sie nun ein Liebespaar.

    Obwohl sie schon andeutungsweise von verheirateten Frauen gehört hatte, daß der Verlust der Jungfräulichkeit mit Schmerzen verbunden sein konnte, hatte sie es immer so verstanden, daß es sich nur um ein kurzes Unbehagen handelte, das schnell vorbeiging.
    Offenbar schienen Frauen auch in dieser Hinsicht unterschiedlich veranlagt zu sein. Sollte sie froh darüber sein, daß sie zu den schwierigeren Fällen gehörte, weil der Schmerz sie vor einer gewaltigen Dummheit bewahrt hatte? Oder sollte es ihr leid tun? Wahrscheinlich wäre sie glücklicher, wenn sie der Tugend endgültig den Rücken gekehrt hätte; wenigstens wäre sie nicht so durcheinander.
    Nun, da sowohl die Leidenschaft als auch der Schmerz abebbten, versuchte Clare sich der Frage zu stellen, ob sie ihre kleine Rache in der heimlichen Hoffnung geplant hatte, daß Nicholas sie mit seiner betörenden Männlichkeit überwältigen würde. Wenn es ihm gelungen wäre, dann würde sie nun geborgen und warm in seinen Armen schlafen. Eine Sünderin, ja, aber eine glückliche.
    Sie blickte in das kalte Gesicht des Mondes hinauf, der unbeteiligt über dem vor Leben sprudelnden London hing. In der alten westlichen Mythologie war der Mond immer weiblich: Diana, die Mondgöttin, aggressive Jungfrau. Wie hätte Diana auf Nicholas reagiert? Clare grinste verbittert. Wahrscheinlich hätte sie Bogen und Pfeile weggeworfen und Nicholas auf ein weiches Moosbett im Wald niedergezogen.

    Sie zog die Decke enger um ihre Schultern. Wie sehr

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