Ein Spiel um Macht und Liebe
Vorkommnisse gegeben?«
»Nicht, daß ich wüßte. Lord Michael ist bisher ziemlich beschäftigt gewesen.« Clare erzählte von der Explosion in der Mine und von den Maßnahmen, die Lord Michael in die Wege geleitet hatte, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Luciens Miene entspannte sich zusehends. Als sie ihren Bericht beendet hatte, sagte er: »Das klingt für mich, als würde Michael sein Gleichgewicht wiederfinden. Offenbar ist er aus geschäftlichen Interessen zurückgekommen, nicht aus irgendwelchen Rachegelüsten Nicholas gegenüber.«
»Das hoffe ich jedenfalls. Die Vorstellung, daß er Nicholas ein Loch in den Kopf schießen wollte, hat mich nicht gerade entzückt.« Sie biß sich auf die Unterlippe. »Da es heute ohnehin mein Tag für impertinente Fragen zu sein scheint, könnte ich Sie auch gleich bitten, mir seine guten Seiten aufzuzeigen. Lord Michael muß welche haben, sonst würde er wohl kaum solch wunderbare Freunde besitzen.«
»Mut, Intelligenz, Aufrichtigkeit«, antwortete Lucien prompt. »Bei Michael weiß man immer, woran man ist. Gutgelaunt – was früher die Regel war – ist er eine witzige, durch und durch vergnügliche Gesellschaft. Außerdem war er stets seinen Freunden absolut treu ergeben.«
»Nicholas offenbar nicht«, berichtigte sie ihn.
»Das ist wahr, und ich wünschte, ich wüßte, warum«, sagte Lucien. »Dennoch hört es sich so an, als würde sein geistiger Zustand sich langsam wieder normalisieren.«
»Hoffentlich – schließlich sind wir ja praktisch Nachbarn. Werden Sie ihn besuchen, solange Sie hier im Tal sind?«
»Ich denke, ja. Vielleicht hat er ja inzwischen vergessen, daß ich Nicholas im Duell sekundiert habe.« Lucien lächelte. »Wo wir gerade von Nicholas sprechen…. da kommt er!«
Während die beiden Männer sich die Hände schüttelten, dachte Clare daran, wie sich Lord Michael auf dem Ball des Duke of Candover verhalten hatte. Sie wollte nur zu gerne glauben, daß er nicht länger eine Bedrohung darstellte, aber sie konnte sich kaum vorstellen, daß sich eine so ausgeprägte Feindseligkeit einfach auflöste. Hoffentlich irrte sie sich.
In dieser Nacht kam Nicholas sehr spät in Clares Bett. Da sie sich schon gedacht hatte, daß er und sein Freund sehr lange plaudern würden, hatte sie nicht gewartet, wachte nun aber auf, als die Matratze neben ihr eingedrückt wurde. Um ihn zu necken, murmelte sie schläfrig: »Wer ist da?«
Sie hörte, wie er scharf die Luft einsog, und die Temperatur im Zimmer schien um gut zwanzig Grad zu sinken. »Wen zum Teufel hast du denn erwartet?« fragte Nicholas eisig.
Sie war plötzlich hellwach. »Das war ein Scherz, Nicholas. Offenbar kein guter.«
»Absolut nicht!«
Sie beugte sich vor und schlang ihre Arme um seine Schultern. »Man muß kein Genie sein, um zu erraten, daß Caroline dir untreu war. Ich vermute, daß du deswegen ebenfalls Ehebruch begangen hast. Aber ich bin nicht wie sie, und es tut mir leid, wenn mein Sinn für Humor nicht immer deinen Geschmack trifft. Der Gedanke, ich könnte jemals mit einem anderen Mann im Bett liegen, kommt mir absolut absurd vor.« Als sie spürte, daß er sich entspannte, fügte sie hinzu:
»Wenn du in Betracht ziehst, wie lange du gebraucht hast, um mich zu verführen, wie kannst du da noch auf die Idee kommen, ein anderer könnte plötzlich Erfolg haben?«
Er legte seine Hände auf ihre. »Nur jemand, der vollkommen unschuldig ist, kann eine so schwache Erklärung anbieten, aber da ich ja selbst genug dumme Witze gemacht habe, befinde ich mich wohl kaum in der Lage, Steine zu werfen.« Dann klang seine Stimme plötzlich wieder kälter. »Aber du hast richtig geraten –
meine noble erste Frau war eine Schlampe. Es ist kein Thema, das ich gerne ausweite.«
»Ich hätte bessere Themen zum Ausweiten«, sagte sie. Ihre Hand glitt an seinem Körper herab, bis sie fand, wonach sie getastet hatte. »Zum Beispiel…«
Er sog scharf die Luft ein. »Du lernst bemerkenswert schnell. Ich denke, wir können jetzt zu einer Lektion für Fortgeschrittene übergehen.« Mit ein paar katzenhaft schnellen Bewegungen hatte er sie niedergedrückt, sich richtig positioniert und stellte ganz erstaunliche Dinge mit ihrem Körper an.
Diesmal war sein Liebesspiel besitzergreifend, fast wütend, als wollte er ihr und sich selbst beweisen, daß sie ihm gehörte. Sie war froh, daß sie jede Erinnerung an ihre unbedachte Bemerkung auslöschen konnte. Für ein paar Augenblicke war die
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