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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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nicht!«
    »Wieso nicht? Pinguine, Zebras, Pfauen und alle anderen Kreaturen der Erde laufen in der Hülle umher, die Gott ihnen gegeben hat. Es ist absolut unnatürlich, daß Menschen sich ständig bedecken und verhüllen. In den wärmeren Teilen der Erde tut man es auch gar nicht.« Lachend warf er sein Hemd auf den Kleiderhaufen.
    Seine Brust und seine Schultern waren so herrlich muskulös wie die einer griechischen Statue, doch lebendig und warm und verlockender, als Marmor es je hätte sein können. Clare war wie gelähmt und unfähig, den Blick abzuwenden. Sie starrte auf seine Brust, auf die dichte Matte schwarzen Haars, die sich nach unten verjüngte und in einem schmalen Streifen in dem Saum seiner Hose verschwand.
    »Und Sie wollen wirklich nicht mitkommen? Das Wasser wird zwar kalt sein, aber die Sonne scheint warm, und ein Pinguinballett ist ein seltenes Schauspiel.« Er begann, seine Hose aufzuknöpfen.
    Clare nahm Reißaus. Ohne einen Blick zurück rief sie keuchend: »Ich warte bei den Pferden!« Sein Lachen folgte ihr bis in den Wald. Clare rannte, bis sie den See nicht mehr sehen konnte. Sie lehnte sich mit hämmerndem Herzen an einen Baum und versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Dann traf sie wie ein Blitzschlag eine abstoßende Erkenntnis: Sie wäre viel lieber geblieben und hätte sich seinen nackten Körper angesehen.

    Sie bohrte die Nägel so fest in den Baumstamm, daß die Rinde absprang. Wie konnte sie sich etwas so schrecklich Unmoralisches wünschen?
    Wie konnte sie sechsundzwanzig Jahre untadeligen Verhaltens einfach vergessen?
    Ihre Gedanken rasten, suchten eine ruhige, vernünftige Ausrede, um zurückzukehren und ihm beim Schwimmen zuzusehen. Vielleicht… vielleicht würde seine maskuline Ausstrahlung etwas von dem Geheimnisvollen verlieren, wenn sie ihm zusah. Dann müßte sie beim nächsten Mal, wenn er sich ungehörig aufführte, nicht mehr so schrecklich verwirrt reagieren…
    Noch als sie den Gedanken im Kopf formulierte, erkannte sie, daß sie sich selbst belog. Die schlichte Wahrheit lautete, daß ihre Willenskraft nicht ausgeprägt genug war, um ihre Neugier zu unterdrücken. Voller Selbstvorwürfe setzte sie sich wieder in Bewegung und ging durch das Wäldchen zurück. Als sie den Rand erreichte, duckte sie sich hinter einen Strauch, denn Nicholas durfte sie keinesfalls entdecken. Sie würde vor Scham sterben!
    Gerade ging er auf das Wasser zu, und seine Haut schimmerte im Sonnenlicht golden. Fasziniert starrte sie auf den kräftigen Bogen seines Rückgrates, dann auf die festen Muskeln seiner Hinterbacken und Schenkel, die sich bei jedem Schritt anspannten. Er wirkte wunderbar heidnisch und fügte sich so harmonisch in die Natur wie der Wind in den Bäumen.
    Sie hielt den Atem an und dachte mit Wehmut daran, daß sie für diesen Adam niemals die Eva würde sein können.

    Als das Wasser ihm bis zu den Oberschenkeln reichte, sauste ein Pinguin heran. Augenblicklich tauchte Nicholas in den See und blieb so lange unter Wasser, daß Clare sich Sorgen zu machen begann. Doch dann brach er, lachend und von Pinguinen umzingelt, etwa in der Mitte des Sees wieder an die Oberfläche, und sein schwarzes Haar klebte ihm an Kopf und Nacken.
    Wie viele Frauen hatten ihn wohl schon so gesehen und sich nach seinem herrlichen, männlichen Körper gesehnt?
    Wie viele Frauen hatte er verführt und vergessen?
    Der Gedanke ernüchterte sie auf der Stelle.
    Nicholas war ein Schürzenjäger, ein Lebemann und ein Schuft, der keinen Versuch machte, zu leugnen, daß er abscheuliche Dinge getan hatte.
    Clare spielte nur zufällig und vorübergehend in seinem Leben eine Rolle; statt hinter ihm herzuseufzen wie ein dummes, junges Ding, sollte sie sich besser darauf konzentrieren, die nächsten drei Monate zu überstehen, ohne ihre Würde und ihren guten Ruf zu verlieren.
    Und dennoch weckte sein Anblick in ihr Gefühle, von denen sie nicht gewußt hatte, daß sie sie empfinden konnte.
    Blind zog sie sich in den Wald zurück, wandte sich um und ging zurück zu den Pferden. Sie schlang die Arme um Rhondas Hals, verbarg ihr Gesicht in dem warmen Fell und fühlte sich schrecklich verwirrt und einsam.
    Nicholas besaß einen tödlichen Charme, und die Erkenntnis, daß sie ihm verfallen konnte, verursachte ihr Übelkeit. Als sie seine Herausforderung angenommen hatte, hatte sie sich für stark und moralisch zu gefestigt gehalten, als daß sie der Versuchung der fleischlichen Lust erliegen könnte. Doch die

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