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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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praktisch freie Hand, alles – mit Ausnahme von Mord vielleicht – zu tun, und die Leute würden bloß sagen, daß ich bekommen habe, was ich verdiene, da ich mich so schamlos verhalten habe.«
    Sein Gesicht verfinsterte sich. »Ich wiederhole es gerne: Ich interessiere mich nicht für unwillige Frauen. Trotz meiner gesellschaftlichen Stellung und meiner körperlichen Kraft sind Sie diejenige, die die Macht besitzt, denn Sie können jederzeit nein sagen. Zum Beispiel bei so etwas…« Er hob die Hand und strich ihr sanft mit den Fingerknöcheln über die Wange.
    Seine langsame Berührung brannte verlockend und alarmierend auf ihrer Haut. Clare fühlte sich plötzlich entsetzlich verwundbar, als würde seine Liebkosung ihre Vernunft vertreiben und Sehnsüchte hervorholen, die sie selbst sich nicht eingestehen wollte.
    »Soll ich weitermachen?« murmelte er.
    Von ganzem Herzen wünschte sie sich, ja zu sagen. »Nein!« fauchte sie.
    Er ließ die Hand augenblicklich sinken. »Sehen Sie? Sie können mich ganz leicht bremsen.«
    Glaubte er wirklich, daß es ihr leichtgefallen war?
    Ha, offenbar war er doch nicht allwissend… Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt! »Warum treiben Sie jetzt nicht endlich Ihren Kuß ein und bringen es hinter sich? Ich könnte das Essen besser genießen, wenn ich mich nicht wie eine Maus fühlen müßte, vor der eine Katze auf der Lauer liegt.«
    Er lächelte träge. »Diesmal darf ich nein sagen.
    Die Vorfreude macht einen Teil des Vergnügens bei der Liebe aus. Da ich nur einen einzigen Kuß bekommen werde, möchte ich ihn so lange wie möglich hinausschieben.« Er führte sie ins Eßzimmer. »Aber keine Angst – ich verspreche, nicht über den Tisch zu hüpfen, bevor sie sich nicht genügend gestärkt haben.«
    Er mußte doch wissen, daß sie sich gar nicht einmal so sehr davor fürchtete, er würde nicht aufhören – sie hatte mehr Angst davor, daß sie nicht würde nein sagen können! Der Gedanke stärkte ihre Entschlußkraft. Ja, er hatte Kraft und war weit erfahrener als sie, aber das hieß ja nicht, daß sie diesen Wettstreit verlieren mußte. Sie mußte einfach stärker sein!

    Dies im Sinn, ermutigte sie ihn, über seine Reisen zu sprechen, um ihn auf ein weniger gefährliches Thema zu bringen. Zu ihrer Überraschung hatte er sehr viel vom Kontinent gesehen. Als er einen Besuch in Paris erwähnte, fragte sie: »Wie konnten Sie denn während Napoleons
    Kontinentalsperre solche Reisen unternehmen?«
    »Indem ich mit meinem übel beleumdeten Volk gezogen bin. Nicht einmal Napoleons Armeen können Zigeuner davon abhalten, hinzugehen, wo sie hinwollen. Ich schloß mich einer Kumpania an und wurde zu einem einfachen Roma-Pferdehändler. Niemand ist je auf die Idee gekommen, ich könnte Brite sein.« Mit einem mißbilligenden Blick auf seine versalzene Lauchsuppe, schenkte er Wein in beide Gläser nach.
    Sie schob erleichtert ihren Teller von sich; die Suppe war wirklich erstaunlich schlecht. »Wenn Sie Gefallen am Spionieren hätten, wäre das ja die perfekte Tarnung gewesen.«
    Nicholas bekam augenblicklich einen Hustenanfall.
    Als sie ihm einen überraschten Blick zuwarf, winkte er ab. »Hab’ mich verschluckt. Tut mir leid.«
    Clare legte den Kopf schief. »Seltsames Zusammentreffen. Oder war es das schlechte Gewissen, weil ich den Nagel auf den Kopf getroffen habe?«
    »Sie sind entschieden zu klug.« Er nippte an seinem Glas und überlegte einen Augenblick. »Ich denke, es kann nicht schaden, wenn ich Ihnen erzähle, daß ein alter Freund von mir in der Tat im Spionagegeschäft tätig ist. Ich habe ihm gelegentlich Informationen übermittelt, von denen ich glaubte, daß sie für ihn interessant wären.
    Manchmal habe ich auch als Kurier fungiert, wenn es meinen eigenen Plänen entgegenkam.
    Allerdings war ich nie mit Leib und Seele Spion.
    Für meinen Geschmack kommt es der Arbeit nur zu nahe.«
    Es machte sie neugierig, daß er nur widerstrebend zugab, seinem Land gedient zu haben. Vielleicht war er doch nicht der Tunichtgut, für den sie ihn gehalten hatte. Allerdings war es auch durchaus möglich, daß Spionieren für ihn bloß ein weiteres Abenteuer gewesen war.
    Williams und Dilys betraten gemeinsam das Zimmer. Das Mädchen räumte die Teller vom ersten Gang ab, während sie dem Earl immer wieder nervöse Blicke zuwarf. Williams stellte eine Platte mit leicht verkohlt wirkendem Lamm vor seinen Herrn und servierte dann ein halbes Dutzend weiterer Gerichte. Als der

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