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Ein Spiel um Macht und Liebe

Ein Spiel um Macht und Liebe

Titel: Ein Spiel um Macht und Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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mit der Peitsche aus und schlug mit einer raschen, zornigen Bewegung aus dem Handgelenk zu. Clare keuchte entsetzt und riß instinktiv den Arm hoch, um ihr Gesicht zu schützen.
    Sie hörte das leise Sirren, dann ein häßliches Klatschen. Clare spürte nichts und fragte sich einen kurzen Augenblick verwirrt, ob sie nur deswegen keinen Schmerz empfand, weil sie vor Schreck wie betäubt war.
    Erst als Nicholas zum zweiten Schlag ausholte, begriff sie, daß nicht sie das Ziel gewesen war.
    Der Riemen fetzte wild über das gemalte Gesicht seiner verstorbenen Frau.
    »Befreien Sie mich davon! Sofort!« knurrte er, wandte sich um und stampfte aus dem Zimmer.
    Die Tür knallte so heftig ins Schloß, daß die Glaszylinder der Lampen klirrten.
    Wie vom Donner gerührt sank Clare in einen Sessel. Sie hatte erwartet, daß er auf das Porträt überrascht, vielleicht mit Kummer reagieren würde, und sie hatte im Geiste eine kleine Rede vorbereitet, die davon handelte, Verluste zu verarbeiten und wieder in die Zukunft zu schauen.
    Doch seine Wut zeigte ihr, daß sie sich in ihrer Annahme gründlich geirrt hatte. Sicher war es möglich, daß sein Zorn Ausdruck von Kummer und Schuldbewußtsein war – aber seine Miene hatte weit mehr an Haß als an Liebe denken lassen.
    Mit bebenden Händen klingelte sie nach Williams.
    Dieser erschien prompt und sah sie wachsam an.
    »Seine Lordschaft mochte den neuen Salon nicht?«

    »O doch, den Salon schon. Es war das Porträt, das er nicht ausstehen konnte.« Sie wies auf das Gemälde. »Es muß entfernt werden. Sofort.«
    Der Butler riß die Augen auf, als er entdeckte, daß über Lady Tregars Gesicht ein sauberes ›X‹
    eingeschlitzt war. Sein Blick flog zu Clare, doch er stellte keine Fragen. »Ich werde es sofort abnehmen. Soll die Stelle frei bleiben?«
    Clare gab sich Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen. »Nehmen Sie das Bild von dem alten Schloß im Sonnenuntergang. Es hat etwa die gleiche Größe.«
    Dann ging sie hinauf und bat um ein Bad. Dieses Mal hatte Dilys beim Tragen der Kessel Hilfe, und die beiden Mädchen plapperten fröhlich. Das Haus erwachte tatsächlich zum Leben.
    Das dampfendheiße Wasser linderte sowohl ihre Angst als auch den Schmerz in ihren strapazierten Muskeln. Sie beschloß, an diesem Abend einfach so zu tun, als hätte sein Ausbruch nicht stattgefunden. Das bedeutete, sie mußte sich anziehen und frisieren, um eine passable Gesellschaft zum Dinner abzugeben – immer vorausgesetzt, Nicholas sprach nach dem Vorfall überhaupt noch mit ihr.
    Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, machte sie ihr Haar strenger zurecht als am Abend zuvor. Sie mußte jedoch dasselbe blaue Kleid anziehen, da sie nichts anderes hatte, was für den Anlaß geeignet war. Als sie hinunterging, machte sie sich auf Ärger gefaßt.
    Der Salon war leer, als sie eintrat, aber Nicholas erschien pünktlich, als die Uhr sechs schlug. Er war ebenso tadellos gekleidet wie am Abend zuvor. »Sollen wir sofort ins Speisezimmer gehen? Ich bin wirklich gespannt auf die Fähigkeiten unserer neuen Köchin!«
    Sie war ungemein erleichtert, daß auch er offenbar so tun wollte, als wäre nichts passiert, aber als sie seinen Arm nahm, spürte sie seine verspannten Muskeln unter dem schwarzen Ärmel. Sein Zorn war noch nicht versiegt, aber wenigstens war er nicht gegen sie gerichtet.
    Während Williams und ein neu eingestellter Lakai das Essen servierten, begann er sich zu entspannen. Als die Platten auf dem Tisch standen und die Diener sich zurückziehen wollten, hielt Nicholas sie auf. »Williams, wie ich hörte, haben Sie maßgeblich zu den Verbesserungen im Salon beigetragen. Gut gemacht.«
    Das Gesicht des Butlers verfärbte sich rosa vor Freude, und er warf Clare einen kurzen dankbaren Blick zu. »Vielen Dank, Mylord. Es war mir ein Vergnügen.«
    Clare mußte Nicholas bewundern. Offenbar war er sich bewußt, daß ein paar anerkennende Worte eine wirksame Methode waren, sich der Loyalität der Dienstboten zu versichern. Aus dem, was man sich erzählte, schloß sie, daß der alte Earl diese Kunst nicht beherrscht hatte.
    Während Nicholas den Braten schnitt, bemerkte er: »Wieder gebratenes Lamm, aber diesmal so zubereitet, wie es sein sollte. Kroß gebraten mit Ebereschengelee, oder?«
    »Genau. Eine von Mrs. Howells Spezialitäten.«
    Die Bratkartoffeln waren heiß und knusprig, der Spargel zart und die sautierte Forelle ließ sich leicht von den Gräten lösen. Es war das beste Essen, das Clare seit

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