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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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förmlich aus und erschreckte damit nicht nur seinen Bruder, sondern mehrere Gentlemen in der Nähe. »Ich dachte, dass wenigstens du mir glaubst«, wisperte er, nachdem die lauschenden Ohren und starrenden Blicke sich wieder abgewandt hatten. »Ich hatte wirklich angenommen, dass unter all den Leuten wenigstens du den Ernst der Lage erfasst hast.«
    Byrne hatte die Zähne fest zusammengebissen. Das ärgerliche Sonnenlicht schien ihm in die kalte und unbewegliche Miene.
    »Spürst du es denn nicht?«, fuhr Marcus fort, »irgendetwas liegt hier in der Luft. Er … Laurent … muss hier irgendwo stecken. Mag sein, dass mir noch nicht ganz klar ist, was er plant, aber ein verdammtes Teekränzchen ist es ganz sicher nicht.«
    Marcus wusste, dass Byrne es auch spürte. Es musste einfach so sein. Sein Instinkt – mochte er mit der Zeit auch eingerostet und durch Laudanum und Alkohol betäubt sein – , war schlichtweg zu ausgeprägt. Hierbei ging es nicht um etwas, das offen auf der Hand lag. Hier ging es nicht um jemanden, der einen schwarzen Umhang trug, sich den Schnauzbart zwirbelte und ein verdächtiges Benehmen an den Tag legte. Nein, es war mehr das Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmte. Ein Gesicht in der Menge, das sich zu lässig umschaute. Ein Wasserkübel, der nicht genau in einer Reihe mit den anderen Wasserkübeln für die Pferde stand. Diese Kübel hatte Marcus bereits inspiziert, er hatte versucht, sich dieses Gesicht in der Menge einzuprägen; aber immer noch hing diese kalte Anspannung über dem Tag – eine Anspannung, die manch einer spüren mochte, die aber von den meisten ignoriert wurde.
    Jedes Mal, wenn ein Rennen über die Strecke ging, jedes Mal, wenn Applaus in der Menge aufbrandete, rückte der Uhrzeiger ein Stück weiter. Wer oder was, das war nicht die Frage; nur wann es geschehen würde.
    Sein Bruder mochte es nach Kräften leugnen. Marcus wusste, dass Byrne es auch spürte.
    »Selbst wenn ich behaupten könnte, dass irgendetwas in der Luft liegt«, sagte sein Bruder schließlich, »wie sollte ich die Umstände ernst nehmen, wenn du es nicht tust?«
    Marcus wandte sich schockiert an Byrne. »Nicht … nicht ernst nehmen?«, stammelte er. »Byrne, ich bin der Einzige, der es jemals getan hat! Wie kannst du behaupten … «
    »Ich habe dich gesehen«, unterbrach Byrne. »Gestern beim Abendessen. Und auch vorher. Du konntest den Blick nicht eine Sekunde von ihr lassen.«
    Marcus erstarrte. »Phillippa ist … sie ist nicht … «
    »Du bist verrückt nach ihr. Du hast dein gesamtes Vorhaben aufs Spiel gesetzt, um deinen Rivalen um ihre Zuneigung in Tiefschlaf zu versetzen. Ich wollte dir glauben, als du gesagt hast, dass sie für deine Pläne von unschätzbarem Wert ist. Aber es kann dir nicht ernst damit sein, Laurent zur Strecke zu bringen, solange du die Umstände ausnutzt, um Phillippa Benning ins Bett zu bekommen.«
    Marcus biss die Zähne zusammen. »Das würde ich nicht tun.«
    »Nein?«, gab Byrne zurück, »und wo bist du letzte Nacht gewesen? Du hast die Zeit nicht damit verbracht, das Gelände zu durchsuchen, sondern damit, dir den Weg zu ihr freizuräumen. Oder willst du mir etwa weismachen, dass du sie nicht gesehen hast?«
    Marcus konnte es nicht abstreiten. Vielleicht lag es an der Tatsache, dass Byrne mit ihm sprach, vielleicht lag es an dem kräftezehrenden Versuch, trotz einer schlaflosen Nacht die Augen nach Unheil offen zu halten; aber Marcus konnte nicht die Bedeutung leugnen, die es für ihn bekommen hatte.
    Weil ihre Unterhaltung letzte Nacht sich nicht um das Wetter gedreht hatte. Und kaum um Laurent.
    Seine Gedanken kreisten unablässig um die eine Frage, auf die er keine Antwort bekommen hatte. Und darum, wie nah ihre Haut an seiner gewesen war und wie richtig es sich angefühlt hatte, sie nahe bei sich zu haben und sie zu berühren und ihre Hand in seinem Haar zu spüren. Einfach nur richtig. Und dann hatte er ihr diese dumme Frage nach ihrem Ehemann gestellt, hatte sie nach Broughton gefragt und hatte in diesem Augenblick sein Ziel vergessen.
    Phillippa Benning war ein Hauptgewinn. Ihre Verbindungen, ihr fabelhaftes Gedächtnis. Aber letzte Nacht hatte sie sich auch als Bürde erwiesen. Für ihn.
    »Letzte Nacht ist nichts passiert«, erklärte Marcus schließlich dem wartenden Byrne.
    Byrne schlug Marcus einfach nur auf die Schulter. »Du brauchst Schlaf«, sagte er, »ich behalte Sterling im Blick. Oder Fieldstone. Oder Crawley. Oder wer auch immer

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