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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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verschwunden.
    Überall hielten sich Scharen von Gästen auf; es gab wirklich kein Entkommen. Aber solange diese Menschen sie nicht ansprachen, befand Phillippa sich in der komfortablen Lage, nach Belieben spazieren gehen und nachdenken zu können.
    Seltsamerweise kreisten ihre Gedanken um Marcus.
    War es nur Einbildung – oder hatte er sich in letzter Zeit verändert?
    Es stimmte natürlich, dass sie ihn nicht besonders gut kannte. Aber trotzdem wusste sie, dass er eine lässige Art an sich hatte, dass er schnell begriff und schlagfertig war und dass er eine Offenheit besaß, die man nicht von jemandem erwarten würde, der sein Leben damit verbracht hatte, Geheimnisse für sich zu behalten.
    Aber seit einigen Tagen wirkte er so verschlossen. Phillippa dachte, dass sie die Veränderung ungefähr mit dem Zeitpunkt in Verbindung bringen konnte, an dem sein Bruder aufgetaucht war. Eine beunruhigende Persönlichkeit, dieser Mr. Byrne Worth. Er machte einen düsteren Eindruck, und das beileibe nicht auf diese verführerische Art, wie sie in den Schauerromanen beschrieben wurde, in denen die richtige Frau mit einem liebenden Herzen alles wieder ins rechte Lot brachte. Mal ganz ehrlich, wer hatte Zeit für solche Dinge? Nein, der Mann war auf eine Weise düster, die ihn eine große Kälte ausstrahlen ließ, und das wiederum weckte in Phillippa sehr, sehr große Sorgen um Marcus. Denn Bruder hin oder her, was, wenn Marcus ihm zwar vertraute – aber zu seinem (und ihrem) Schaden?
    Ein dunkler Schatten legte sich über ihre hübschen Gesichtszüge, als sie rasch den Weg entlangschritt. Oh, warum nur kreisten ihre Gedanken ständig um Marcus Worth? Sie sollte nicht auf so persönliche Art und Weise über ihn nachdenken. Schließlich benutzten sie einander doch nur. Verbündete waren sie, wenn man so wollte, und nichts anderes. Und dass sie in letzter Zeit immer öfter an ihren bisher einzigen Kuss hatte denken müssen – na und? Und dass er eine unnatürliche Anziehungskraft auf ihre Hände auszuüben schien – na und? Seine Hand, sein Haar, wo immer er es zuließ, dass sie ihn berührte, dort hatte sie ihn berührt – na und? Wenn sie neuerdings von den Händen besagter Person träumte – na und? Und von den Augen? Und überhaupt von ihm? Eigentlich war es doch Broughton, den sie ihm Visier hatte – nicht wahr?
    Aber Broughton hatte sich nicht sehen lassen.
    Letzte Nacht war sie es so leid gewesen, auf Broughton zu warten – auf einen Mann, den sie eigentlich hatte zurückweisen wollen – , dass es einfach nur schrecklich war, entdecken zu müssen, dass sie dazu noch nicht einmal die Gelegenheit gehabt hatte. Und dass die Leute ihr dann auch noch Fragen stellten, ob er sie überhaupt noch wollte! Sie hatte nicht übel Lust, direkt in diesen Festpavillon zu laufen und …
    »Mrs. Benning!«, rief eine männliche Stimme. »Wie schön Sie zu sehen!«
    Sie war offensichtlich im Kreis spaziert, ohne es zu bemerken. Und ebenso wenig hatte sie bemerkt, dass sie genau dorthin geraten war, wo Lady Jane Cummings und ihr Vater, der Duke of Rayne, den Weg heraufkamen.
    Der Duke war ein Mann, der seine späten mittleren Jahre überschritten hatte und einen kleinen Bauch vor sich hertrug. In den vergangenen Jahren war sein Haar weiß geworden, was ganz bestimmt daran lag, dass er seine geliebte Frau verloren hatte. Er war während seiner Aufenthalte in London immer ein sehr angenehmer Zeitgenosse gewesen, allerdings schien sich sein Verstand seit dem letzten Zusammentreffen ein wenig verwirrt zu haben, denn früher hätte er niemals den Fehler begangen, der erklärten Feindin seiner Tochter einen Gruß zuzurufen.
    »Euer Gnaden«, sagte Phillippa, knickste und bewahrte Haltung. Lady Jane knickste ebenfalls, wenn auch ein wenig oberflächlich, was ihr Vater jedoch nicht registrierte, als er seine Hand über Phillippas schloss.
    »Sie sind so hübsch und groß geworden. Wann sind wir uns das letzte Mal begegnet? Vor drei Jahren? Vier? Und wie geht es Ihrem Gatten?«
    Beide Ladys schauten ihn schockiert an. Lady Jane wandte sich an ihren Vater. »Vater, ich denke … «
    »Ja, ja, schon klar, ich lasse dich mit deiner Freundin allein schwatzen. Schließlich kann ich es kaum erwarten, mir das Rennen anzusehen.« Der Duke zwinkerte ihr zu, tätschelte Bitsy den Kopf und überließ Lady Jane und Phillippa sich selbst.
    Die Ladys konnten einander nur anstarren.
    Bitsy war so gut, sein Knurren für sich zu behalten.
    Zuerst brach Lady Jane

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