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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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das Schweigen. »Ich möchte mich für meinen Vater entschuldigen«, verkündete sie steif.
    »Geht es ihm gut?«, erkundigte sich Phillippa bedächtig.
    »Selbstverständlich«, schnappte Lady Jane und fügte etwas freundlicher hinzu: »Danke der Nachfrage.«
    Lady Jane beeilte sich, an ihr vorbeizugehen, um ihren Vater einzuholen, drehte sich zu Phillippas Überraschung dann aber noch einmal um.
    »Sind Sie immer noch überzeugt, dass Sie gewinnen werden?«, fragte sie und ließ ein hochmütiges Lächeln um ihre Lippen spielen.
    »Gewinnen?«, wiederholte Phillippa ratlos.
    »Glauben Sie, dass Sie Broughton dazu bewegen können, Ihnen einen Antrag zu machen, wenn Sie ihn heute Nacht in Ihr Bett lassen? Wissen Sie denn nicht, dass Männer nur das haben wollen, was sie nicht bekommen können?«
    »Ach, so denken Sie also«, entgegnete Phillippa kühl.
    »Mir ist zu Ohren gekommen, dass Sie den Mann in den Tiefschlaf versetzt haben«, schnaubte Lady Jane. »Sie sind übrigens nicht die Einzige, die alles auf eine Karte setzen will. Aber anders als Sie spiele ich, um zu gewinnen.«
    Damit machte Lady Jane auf dem Absatz kehrt und marschierte zu ihrem Vater. Phillippa stand der Mund offen, und in ihrem Kopf schien ein Gewitter zu toben. Sie atmete tief aus und versuchte, ihren Ärger gleich mit auszustoßen; aber niemand brachte ihr Blut so in Wallung wie Jane Cummings. Das könnte jede Menge weitere Atemzüge erforderlich machen.
    Die Sonne war hinter den Baumwipfeln versunken, als Phillippa endlich etwas langsamer ging und auch ihr Atem sich beruhigt hatte. Sie hob den Kopf und schaute sich um, wusste aber nicht auf Anhieb, wo sie sich befand. Zu sehr war sie in ihre Gedanken versunken gewesen: in die hochkochende Wut, in das kühle Blau des Bedauerns, in die wirbelnde Flut der Verwirrung. All das hatte sie für ihre Umgebung blind gemacht, doch sie musste sich in der Nähe des Festpavillons befinden, denn sie konnte immer noch die Menge hören, die abwechselnd aufstöhnte und applaudierte.
    Plötzlich tönte das leise Wiehern eines Pferdes durch die Luft. Phillippa wirbelte herum und sah zu ihrer großen Erleichterung, dass sie ganz in der Nähe der Ställe Lord Hampshires war. Es handelte sich um ein gewaltiges Gebäude, weiß getüncht wie der Pavillon; kein Zweifel, dass es Lord Hampshires beste Zuchtpferde beherbergen musste.
    Es machte den Eindruck, als befände sich keine Menschenseele in dem Gebäude. Die Stallburschen, die den Kürzeren gezogen und Wache bei den Pferden hatten, mussten sich verdrückt haben, um zuzuschauen, wie Mystique das Entscheidungsrennen der Dreijährigen gewann. Den Pferden schien die fehlende Beaufsichtigung nichts auszumachen, zumal bei diesen gemäßigten Temperaturen die äußeren Stalltüren geöffnet waren und die Pferde drinnen daher auch die frische Luft genießen konnten. Die lange Reihe ausgesucht schöner Pferde wandte Phillippa und Bitsy den Kopf zu. Die beiden ließen den Blick über die Reihe schweifen und stellten rasch fest, dass das fragliche Wiehern von einer herrlichen schwarzen Stute stammte, deren Statur ihren sanftmütigen Charakter offenkundig Lügen strafte.
    »Oh! Wie bist du schön!« Phillippa japste nach Luft. »Eigentlich weiß ich gar nichts über Pferde … « – in Wahrheit interessierte sie sich kaum für mehr als für die Frage, ob das Fell der Tiere auch zu ihrer Kutsche passte – »aber du bist bestimmt der Stolz des ganzen Stalles.«
    In Pferdefragen gebührte Bitsy immer die Oberpfote, denn anders als seine Besitzerin besaß er einen ausgeprägten Sachverstand für diese Tiere. Und tatsächlich, er zappelte sich fröhlich aus Phillippas Umarmung frei, trottete hinüber zur Box und stellte sich zur Begrüßung auf die Hinterbeine.
    Phillippa ging ebenfalls zu dem Pferd, das irritiert zu Bitsy hinunterschaute, dabei vergaß sie aber nicht, sorgsam auf den Weg zu achten, damit die seidenen Volants an den Röcken von Madame Le Trois’ Kreation nicht durch den Schmutz im Stall in Mitleidenschaft gezogen wurden.
    »Möchtest du vielleicht ein wenig Heu?«, fragte Phillippa, während sie eine Handvoll aus dem Bündel neben der Stalltür zog.
    Das Tier schnappte gierig zu und leckte Phillippas Hand ab, weil es mehr wollte.
    »Autsch!«, rief Phillippa erschrocken, »das reicht doch wohl … «, ein Blick auf den oberen Rand der Box verriet ihr Namen des Tieres, »… Letty. Deine Manieren lassen wirklich zu wünschen übrig. Du würdest auch Bitsy

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