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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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verspeisen, wenn ich ihn dir anbieten würde, stimmt’s?«
    Bei diesen Worte hörte Bitsy auf, vor Letty zu posieren, und verbarg sich hinter Phillippa.
    Gerade wollte Phillippa laut auflachen, übrigens zum ersten Mal an diesem Tag, als sie sah, dass sich hinter Letty, tiefer im Innern des Stalles, jemand bewegte.
    Sie hätte sich nichts dabei gedacht, wenn sie nicht den stattlichen Bauch und das schüttere Blondhaar Lord Sterlings erkannt hätte.
    Phillippa duckte sich rasch und versteckte sich unter Lettys Türhälfte. Zum Teufel mit den verdreckten Röcken. Aber so angestrengt sie auch versuchte, irgendetwas zu erlauschen – in ihrer kauernden Stellung war das unmöglich.
    Langsam hob sie den Kopf und spähte über die untere Türhälfte hinweg. Und wurde von Lettys feuchten Nüstern begrüßt.
    »Verflixt!«, wisperte sie, »Letty, beweg dich!«
    Nach einem sanften Schubs gehorchte Letty und gewährte Phillippa den Blick auf Lord Sterling und eine weitere Person.
    Es handelte sich um jemanden, den sie nicht kannte. Viel konnte sie ohnehin nicht erkennen, denn die Person wurde größtenteils durch Sterlings Leibesumfang verdeckt. Aber sie sah eine schmächtige Gestalt mit hellem Haar. Blond? Vielleicht hellbraun? Der Mann trug einen braunen Mantel – grob gewebt, wie sie annahm, aber genau konnte sie es nicht sagen – und einen Strohhut, der ihn als vermutlich ortsansässigen Farmer auswies. Sie kannte die hiesigen Einheimischen nicht und vermutete, dass auch Lord Sterling, dessen Ländereien weit im Norden lagen, nicht mit ihm vertraut sein würde. Handelte es sich also tatsächlich um einen Farmer aus der Gegend – oder nur um jemanden, der sich als solcher ausgab, um sich Zutritt zu den Hampshire-Rennen zu verschaffen?
    Der Fremde drehte sich zur Seite; auf dem Rücken trug er einen Tornister. Lord Sterling und er unterhielten sich mit leiser Stimme. Unmöglich, dass Phillippa mehr als nur ein leises Murmeln an die Ohren drang. Sollte sie näher heranschleichen? Aber wo und wie? Oh, wenn Marcus doch nur hier wäre!
    Frustriert beschränkte Phillippa sich darauf, den Fremden zu beobachten. Sich die Gesichtszüge einzuprägen, soweit sie diese sehen konnte. Und seine Bewegungen. Sie war so sehr auf den Fremden konzentriert, dass ihr fast entging, dass Lord Sterling dem Fremden den Tornister vom Rücken nahm. Nachdem er ein bis zwei Sekunden darin herumgekramt hatte, ging er nach links und …
    Plötzlich wurde Phillippa wieder von Lettys kalten Nüstern angegriffen.
    »Letty!«, wisperte Phillippa zornig, weil ihr der Blick verdeckt war. »Letty, beweg dich«, zischte sie noch einmal und drückte gegen den Hals des schwarzen Tieres.
    Aber Letty wünschte nicht, sich zu bewegen. Und da es schon das zweite Mal war, dass diese unglaublich blonde Frau sich bemüßigt fühlte, sie zu stoßen, beschloss Letty, ihren Protest laut zu äußern.
    Letty tänzelte zurück und wieherte in höchsten Tönen.
    Phillippa duckte sich tief unter die untere Hälfte von Lettys Stalltür und flehte inständig, dass der Lärm unbeachtet bleiben möge. Schließlich war Letty eine bekannte Bewohnerin dieser Ställe; es war nichts anderes als ihr gutes Recht, nach Belieben zu wiehern und zu tänzeln.
    Phillippa verharrte reglos, drückte sich den zappelnden Bitsy eng in die Arme und wagte kaum zu atmen.
    Fünf Sekunden verstrichen.
    Zehn Sekunden.
    Langsam atmete Phillippa aus, lockerte den Griff um Bitsy und wagte es, den Kopf über den Rand der Stalltür zu strecken.
    Die beiden Männer hatten sich entfernt und standen jetzt nahe dem Haupteingang zum Stall. Im Gegenlicht der Nachmittagssonne konnte Phillippa kaum sagen, wer Lord Sterling war und wer der Fremde. Die beiden waren immer noch in ihr Gespräch vertieft, aber es gab keine Aussicht darauf, irgendetwas zu verstehen. Vielleicht konnte sie ihnen folgen, sobald sie den Stall verlassen hatten. Sie könnte Lord Sterling ›zufällig‹ über den Weg laufen und so einen genauen Blick auf seinen Freund werfen, damit sie Marcus etwas zu erzählen hatte.
    Just diesen Moment nutzte Bitsy, der bis jetzt stumm geblieben war, die Gelegenheit, laut zu bellen.
    Und Phillippa sah zwei Köpfe, die sich sofort zu ihr drehten.
    Rasch duckte sie sich, aber vergeblich.
    »Wer ist da?« Sie erkannte den dröhnenden Bass Lord Sterlings. Dann schlurfende Schritte auf Heu und quietschende Stalltüren.
    Sie hatte keine Sekunde zu verlieren. Phillippa schnappte sich Bitsy und flitzte um die Ecke

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