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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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und Reichen aufgegeben, hatte sich auf die wohltätigen Ambitionen seiner Schwägerin eingelassen, hatte bei Broughton die Zügel aus der Hand gegeben, und ja, zum Teufel noch mal, sogar zu Lady Jane war sie freundlich gewesen! Und all das nur seinetwegen.
    Sie tauchte den Kopf unter Wasser, ließ es in ihre Ohren dringen, unterdrückte jedes Geräusch dieser Welt, soweit es möglich war.
    Als sie wieder auftauchte, atmete sie tief durch und rieb sich das Wasser aus den Augen – Wasser, das man fälschlicherweise für Tränen hätte halten können.
    Aber Phillippa Benning versank nicht in Selbstmitleid. Phillippa Benning verlor sich nicht in Grübeleien über Fehler, die nun einmal begangen worden waren.
    Nein. Phillippa Benning sann stattdessen auf Rache.
    Mit einer neuen Garderobe fing es an. Nun, wie sollte es auch möglich sein, den Thron in der Gesellschaft zu beanspruchen, ohne über die passende Kleidung zu verfügen? Am nächsten Morgen rief Phillippa, mit Bitsy im Arm, Totty zum Frühstück herunter und bestand darauf, unverzüglich Madame Le Trois aufzusuchen. Falls Totty sich über Phillippas autoritäres Gebaren wunderte – zumal diese, als sie sie zuletzt gesehen hatte, zu einem Besuch bei Mr. Worth aufgebrochen war – , verlor sie kein Wort darüber. Sie bat Leighton um ihr morgendliches Gebräu und richtete sich mental darauf ein, Phillippa den ganzen Tag lang unwidersprochen zu Diensten zu sein.
    Madame Le Trois hatte sofort mit der Arbeit an der Garderobe zu beginnen, an Tageskleidern, Umhängen, Unterkleidern, Wäsche und Strümpfen, die rein gar nichts Praktisches an sich hatten. Kein Batist mehr, keine weiten, fallenden Röcke, und ganz gewiss keine Taschen. Stattdessen bestand Phillippa auf Kleidern aus dem leichtesten Chiffon und aus Seide, die so eng an ihrem Körper anliegend geschnitten werden sollten, dass sie zwar nur wenig Bewegungsfreiheit lassen, die Fantasie dafür umso stärker beflügeln würden. Vorderer und hinterer Ausschnitt sollten auf geradezu skandalöse Weise tief, die Farben provozierend und das Ganze unerhört teuer sein. Schließlich sorgte es dafür, dass Phillippa sich gut fühlte und ihren mächtigen gesellschaftlichen Einfluss zurückgewann.
    Kaum war ihre Garderobe (mitsamt ein paar spontaner Stücke für Bitsy) gerichtet, brach Phillippa zu ihrer Mission auf, sich das Terrain zurückzuerobern, das sie verloren hatte. Und ihre erste Station lautete Broughton.
    Sie fand ihn im Park beim Ausritt mit seiner schneeweißen Stute Rebecca. In Sachen Stammbaum und Hochmut passte Rebecca hervorragend zu ihm; daher war es verständlich, dass Phillippas Kutsche, die von zwei schönen Braunen gezogen wurde, nur ein entschlossenes Naserümpfen von Mann und Pferd erntete.
    »Oh, Phillip, wie können Sie nur so grausam sein?« Phillippa lachte.
    »Wie ich grausam sein kann?«, erwiderte Broughton und zog die Brauen hoch.
    »Ja, nachdem ich so lange auf Sie gewartet habe.« Phillippa holte ein Stückchen Zucker aus ihrer Tasche, mit dem sie Rebecca heranlockte. Hochmütig wie sie war, warf Rebecca ein oder zwei Blicke auf das Zuckerstück, bevor sie sich abwandte. »Seit ungefähr einer Woche warte ich auf Ihren Besuch. Bei den Hampshires wollte ich zu Ihnen ins Zimmer kommen«, log sie, was sie glücklicherweise recht gut beherrschte. »Ich wollte es wirklich, aber mit dem Feuer und der Panik war ich … war ich so ängstlich. Ich wollte nichts lieber, als mich entschuldigen. Nur konnte ich Ihnen doch schlecht die Aufwartung machen, nicht wahr?« Sie senkte die Lider, biss sich auf die Lippe, gab das Bild der enttäuschten Liebe. »Daher habe ich dann darauf gewartet, dass Sie mich aufsuchen. Und wir wissen doch beide, wie verdrießlich diese Warterei stimmen kann.«
    Inzwischen führte Broughton seine Stute am lockeren Zügel und gestattete es dem königlichen Geschöpf, die paar Schritte bis zu Phillippas Hand vorzutreten. Sie lachte zauberhaft auf, als Rebeccas nasse, raue Zunge ihr über die Hand leckte und das Tier schließlich wieherte, weil es mehr wollte.
    »Vorsichtig«, mahnte Broughton, »Sie verderben sie.«
    Phillippa sorgte für einen Blick, aus dem die reinste Unschuld glänzte, und schaute ihn an. »Dann vergeben Sie mir also?«
    Broughton zuckte die Schultern. »Um ehrlich zu sein, die Nacht war ziemlich verwirrend. Am Ende hatte ich mich in diesem verfluchten Irrgarten verlaufen, war von meinen, äh, Freunden getrennt und bin stundenlang im Kreis

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