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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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dem Fleck stehen blieb. Allein. Frierend. Er tat nichts anderes, als auf die Stelle zu starren, wo Phillippa vorher gestanden hatte. Er begann zu frieren, sein Blick verhärtete sich. Seinem Verstand war alles glasklar; nur sein Herz wollte es nicht hinnehmen. Aber bei der Erinnerung an die grausame Bemerkung, mit der sie verschwunden war, verfinsterte sich sein Blick, und er stieß die geballte Faust gegen die Tür – wobei das dünne Holz der Tür knackend nachgab.
    »Autsch!«, knurrte er, trat einen Schritt zurück und schüttelte sich den Schmerz aus der Hand.
    Gut, einverstanden, einen so harten Gegenstand wie eine Tür zu verprügeln war also keine Lösung. Aber zumindest für einen kurzen Moment war es nicht sein Herz gewesen, das ihm wehgetan hatte. Er drehte sich um und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Die gestapelten Papiere auf dem Boden, mehrere Dutzend Versuche, den Brief zu schreiben, mit dem er Phillippa aus seinem Leben entfernen wollte. »Danke für deine Unterstützung«, war in ihnen zu lesen. Ohne noch länger zu zögern, sammelte er die angefangenen Briefe auf und warf sie in den Kamin. Falls er Phillippa tatsächlich hatte loswerden wollen, nun, dann konnte er jetzt einen nachhaltigen Erfolg verbuchen; es war ihm ohne große Formalitäten oder Empfindsamkeiten gelungen.
    Als er die zerknüllten Papiere in den Kamin warf und zuschaute, wie sie sich noch mehr zusammenkringelten, aufloderten und sich schließlich in die Luft verflüchtigten, knarrte die Tür. Byrne erschien.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte Marcus, ohne den Blick vom Feuer zu lassen, »sie ist fort.«
    Byrnes Blick schweifte zur Tür, an der die Risse von Marcus’ Wutanfall zu sehen waren. »Ist mit dir alles in Ordnung?«, fragte er und trat zögernd näher.
    Marcus bewegte die Finger. »Ja. Alles in Ordnung.«
    Byrne kam noch einen Schritt näher und schloss die Tür. »Marcus, ist mit dir wirklich alles in Ordnung?«
    Marcus warf den letzten der nichtswürdigen Briefe ins Feuer und schaute zu, wie die Ecken aufflammten. »Alles in Ordnung«, wiederholte er, »mir geht es gut.« Mit einem wehmütigen, sarkastischen Lächeln schaute er ins Feuer. »Es hat geklappt. Sie ist fort.«
    Als Phillippa zu Hause ankam, war sie nicht in der Stimmung, sich das Gejammer der Haushälterin anzuhören, dass jemand ein Fenster eingeschlagen hatte. Es ließ sie vollkommen kalt, dass sie den halben Haushalt aufweckte, der umgehend ihrem Wunsch zu entsprechen hatte, ihr ein Bad herzurichten. Ihre äußere Erscheinung war ihr vollkommen gleichgültig – zerzaustes Haar, fehlende Strümpfe, fehlende Handschuhe – was ihre Kammerzofe in einen Zustand tiefster Beunruhigung versetzte, verbunden mit anzüglichen Spekulationen. Es half ihr, in der großen Kupferwanne wohlig im dampfenden Wasser zu liegen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Eins wurde ihr schnell klar: Man hatte sie zum Narren gehalten.
    Und Phillippa Benning schätzte es gar nicht, zum Narren gehalten zu werden.
    Zuvor hatte es sie nur ein einziges Mal erwischt, und zwar damals, als es Alistair vor ihrer Eheschließung erfolgreich gelungen war, seine desolate finanzielle Situation vor ihr zu verbergen. Es war kein Balsam auf ihre Wunden gewesen, dass er ihren Vater, der Erkundigungen über seine Lage einzog, ebenfalls zum Narren gehalten hatte. Die schwere Erschütterung, das Haus leer und ohne jegliche Möblierung vorzufinden, die Gläubiger, die ständig an die Tür klopften, die dämmernde Erkenntnis, das ihr Ehemann sie nicht aus Liebe geheiratet hatte, nein, noch nicht einmal aus Zuneigung – das war nichts im Vergleich mit dem, was ihr jetzt widerfuhr.
    Vielleicht deshalb, weil Alistair, obwohl er als arm und als Lügner entlarvt worden war, immer noch zu den höchsten Kreisen gezählt hatte. Sein Stammbaum war tadellos, der Name seiner Familie ebenso alt wie erlaucht. Noch nicht einmal der fehlende Titel hatte einen Kratzer für seine Heiratsfähigkeit bedeutet. Über ihre Verbindung mit Alistair würde niemand die Nase rümpfen. Sie konnte ihren Stolz und ihre Würde wahren.
    Aber Marcus Worth? An jedem Tag, seit sie sich kannten, hatte er vorgegeben, etwas zu sein, das er nicht war. Und er hatte es zugelassen, dass sie ihm vertraute, dass sie geglaubt hatte, er sei mehr als nur der drittgeborene Sohn, mehr als nur ein Angestellter im Amt für Kriegsangelegenheiten. Mehr als ein Niemand.
    Nur zu glücklich hatte sie ihre Stellung in der Welt der Schönen

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