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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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brachen Broughton und Nora erneut in Gekicher aus. Falls Phillippa einen leichten Hauch des Bedauerns über ihre Grausamkeit verspürte und falls sie glaubte, dass Totty, die am anderen Ende des Zimmers schweigend an ihrem gewürzten Tee nippte, ihr unter Umständen einen missbilligenden Blick zugeworfen hatte, so sollte es sie nicht lange kümmern. Denn Broughton erregte ihre Aufmerksamkeit, als er vorschlug, morgen zum Mittagessen ein Picknick zu veranstalten, falls das Wetter es erlaubte. Damit riss er Phillippa aus ihren Grübeleien und zwang sie zurück in das Leben, das ihr vertraut war.
    Penny Sterling und Louisa Dunningham waren nicht die Einzigen, die Phillippas spitze Zunge zu spüren bekamen. Ja, in der Tat, sie wusste genau, dass der leichteste Weg, jemanden zu vernichten, darin bestand, sich gar nicht zu äußern.
    Gleich zwei Mal nutzte sie dieses Prinzip, einmal auf eine eher erwartete Weise, ein andermal auf eine recht vernichtende.
    Phillippas jüngstes Eintauchen in die Geselligkeit bedeutete auch, dass sie den Menschen, denen sie eigentlich nicht begegnen wollte, nicht wie geplant aus dem Weg gehen konnte. Denn früher oder später würde sie ihnen doch über den Weg laufen. So geschah es auch, als sie im Gewühl der überfüllten Flure des Hauses von Lady Charlburys unversehens auf Lady Jane Cummings stieß.
    Nora war an Phillippas Seite, Lady Jane befand sich in Begleitung ihrer kleinen Entourage. Die Umstände auf der Party waren so, dass Phillippa und Lady Jane den Durchgangsverkehr blockierten, als sie einander gegenüberstanden und sich von Kopf bis Fuß musterten.
    Und das, was Lady Jane dann tat, war vollkommen überraschend. Sie missachtete alle Regeln ihres Paktes gegenseitiger Verachtung, senkte sich zu einem Knicks, wie er in dem Gedränge nicht tiefer hätte sein können, und murmelte: »Guten Abend, Phillippa.«
    Nun, falls Lady Jane Cummings auf eine höfliche Antwort von Phillippa Benning gehofft hatte, wurde sie eines Besseren belehrt. Denn diese kostete es nicht mehr, als die Brauen um eine Winzigkeit hochzuziehen, das Kinn in die Luft zu strecken und an Lady Jane vorbei in die gedrängte Menge zu rauschen. Überall in der Halle war zu sehen, wie umstandslos die Lady geschnitten worden war. Rasch machte die Geschichte die Runde. Lady Jane, so hieß es, habe es mit einem simplen Schulterzucken ertragen und nur trocken die Lippen verzogen. Später, als sie im Ruhezimmer gefragt wurde, warum sie überhaupt irgendetwas zu Phillippa Benning gesagt hatte, da ihr wechselseitiger Hass doch hinreichend dokumentiert war, antwortete Lady Jane: »Mir war zu Ohren gekommen, dass sie sich verändert hat. Aber da habe ich mich wohl geirrt.«
    Phillippa reagierte nicht, als diese Neuigkeit bei ihr ankam. Größtenteils lag es daran, dass sie sich auf den nächsten geselligen Abend vorbereitete.
    Es war ein Freitag, der Tag vor dem Ball im Regent’s Park. Phillippa saß an ihrem Frisiertisch und hatte sich das Haar in hundert kleine Löckchen drehen lassen; jede war mit einer zarten Nadel verziert, auf der eine Perle saß. Totty trat ein, sie trug ihr liebstes, dunkelblaues Abendkleid und einen seidenen Paisleyschal.
    »Phillippa, meine Liebe, meinst du, dass ich damit bei den Worths durchkomme? Ich hatte es dort letzte Woche schon angezogen, aber mein derzeitiges Kleid wird gerade geflickt, und das lilafarbene ist noch schmutzig. Wegen Broughtons lächerlichem Picknick.«
    Phillippa blickte konzentriert auf die Arbeit ihrer Zofe. »Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Totty«, antwortete sie, »wir gehen nicht zu der Dinnerparty bei den Worths. Das blaue ist vollkommen in Ordnung.«
    Mit drei schnellen Schritten hatte Totty das Zimmer durchquert. »Wir gehen nicht? Aber wir werden erwartet. Letzte Woche habe ich persönlich die Zusage geschickt.«
    »Komm schon, Totty, jetzt erzähl mir nicht, dass du enttäuscht bist. Diese abscheulichen Dinnerpartys bei Mariah Worth sind dir doch genauso verhasst wie mir.«
    »Ich bin nicht enttäuscht, sondern überrascht«, erwiderte Totty. Vorsichtig wagte sie einen weiteren Schritt: »Darf ich fragen, woher der schnelle Umschwung kommt?«
    Phillippas Kammerzofe legte letzte Hand an die Frisur an, dann stand Phillippa auf und ging zum Bett, auf dem ihre Handschuhe lagen. »Diese Sache langweilt mich ganz schrecklich. Wie ich Mrs. Hurston vor ein paar Abenden gesagt habe, sind diese Veranstaltungen für meinen Geschmack einfach ein wenig zu ernst, und die

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