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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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vielleicht auch Marcus aus ihrem Gedächtnis löschen können. Sie erwartete nicht, das Zusammensein mit Broughton zu genießen, aber möglicherweise fand sie doch einigen Trost darin. Außerdem hatte Broughton enorme Geduld mit ihr bewiesen. Tag für Tag war er zum Tee erschienen, hatte Picknicks organisiert und auf jeder Gesellschaft ihren Kavalier gespielt. Und wenn sie ihn für sich gewinnen konnte, würde sie sich für immer den Thron in der Gesellschaft sichern – das sollte ihr nächster Schritt sein.
    Aber warum fühlte sie sich dann so verzagt?
    Phillippas Grübeleien und ihre Ballvorbereitungen wurden unerwartet unterbrochen, als die Zofe klopfte, eintrat und ihr eine Karte reichte.
    » Mr. Worth «, mehr war darauf nicht zu lesen.
    Phillippas Herz setzte einen Schlag lang aus, ihr Magen rumorte. »Er ist hier?«, fragte sie. »Jetzt?« Als die Zofe heftig ein Ja nickte, sprang Phillippa auf. »Geben Sie mir ein Kleid!«, befahl sie. »Irgendeins! Nein, das da!« Sie richtete in ihrem Zimmer eine heillose Unordnung an, bis sie schließlich angekleidet war und nach unten gehen konnte.
    Rekordverdächtige vierzehn Minuten später – Phillippa trug ein aufreizendes Kleid in blassem Blaugrün und das Haar zu einem eleganten Chignon gebunden – öffnete sie die Tür zu ihrem Salon und erblickte …
    … Byrne Worth, der auf dem Sofa saß und seinen Spazierstock zwischen den Händen rollte.
    »Oh«, rief Phillippa aus, die ihre Überraschung nicht schnell genug hatte verbergen können.
    »Mrs. Benning«, grüßte Byrne, der es aber nicht für nötig hielt, sich zu erheben, weshalb Phillippa unwillkürlich die Brauen hochzog. Aber sie schwieg und setzte sich in den Louis-Quatorze-Stuhl ihm gegenüber.
    »Mr. Worth«, wiederholte sie so hochmütig wie möglich.
    »Sie wissen, dass Sie ein ziemliches Luder sind, nicht wahr, Mrs. Benning?«, bemerkte Byrne gleichmütig und mit eisiger Stimme.
    Zugegeben, seine Ausdrucksweise schockierte Phillippa, aber trotzdem musterte sie ihn anerkennend. »Es scheint, dass Sie nicht viel auf Höflichkeiten geben.«
    »Es sei dahingestellt, ob Marcus Ihren kindischen Anfall von Gehässigkeit verdient hat oder nicht. Aber Mariah hat das ganz gewiss nicht verdient.«
    Phillippa rutschte auf ihrem Stuhl hin und her. »Falls die Gefühle Ihrer Schwägerin verletzt worden sein sollten, so bedaure ich das sehr. Aber ich … «
    Mit einer Handbewegung wischte Byrne ihre armselige Entschuldigung beiseite. »Mariah ist aus härterem Holz geschnitzt, als Sie denken. Graham ist sogar der Auffassung, dass sie sich Sorgen über Ihre Gefühle macht. Sie glaubt, dass Ihnen das Herz gebrochen wurde.«
    Phillippa wandte alle Kraft auf, ihre Fassade der Gleichgültigkeit aufrechtzuerhalten. »Woraufhin Sie ihnen vermutlich erklärt haben, dass ich gar kein Herz habe«, erwiderte sie.
    Byrne lächelte milde und wechselte das Thema. »Verraten Sie mir eines, Mrs. Benning, haben Sie immer noch vor, die Identität des Blue Raven auf Ihrem Ball zu enthüllen?«
    Phillippa zuckte die Schultern. »Unglücklicherweise habe ich meinen Handel nicht mit dem tatsächlichen Blue Raven vereinbart. Was mich ein wenig in moralische Schwierigkeiten bringt.«
    »Nun, während Sie moralisch mit sich debattieren, ob Sie militärische Geheimnisse enthüllen wollen, werde ich Ihnen ein paar Dinge sagen, die Sie sich merken sollten.« Byrne zitterte ein wenig, als er aufstand. Zum ersten Mal bemerkte Phillippa, dass sein Blick erschütternd starr war, wie geschärft vor Schmerz. Wegen der Arbeit, die am Abend zu erwarten war, hatte er seine Medizin nicht eingenommen.
    »Blue Raven«, begann er und stützte sich schwer auf seinen Stock, »ist nichts als eine Erfindung. Während mein Bruder sich von den Folgen einer Stichwunde erholte, wurde er gebeten, einige unserer Einsätze niederzuschreiben und deren Erfolg oder Misserfolg zu analysieren. Und irgendwie sind diese Berichte in den Zeitungen gelandet.« Byrne wartete ab, zwang sie, seine Worte zu verdauen. » Unsere habe ich gesagt, weil Marcus neunzig Prozent der Arbeit erledigt hat – Recherchen, Decodierungen. Die Berichte in den Zeitungen waren maßlos übertrieben. Einige waren sogar ganz und gar frei erfunden.« Byrne starrte auf seinen Stock, ihm stockte für einen kurzen Moment der Atem, bevor er fortfuhr. »Ein Krieg ist eine harte Sache. Ich … Blue Raven … konnte ohne Marcus gar nicht existieren. Er hat das Leben des gesamten Regiments gerettet, und

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