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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Gesicht herumwedelte.
    »Verdammt seid ihr beide«, stieß Sterling aus, kurz bevor Laurent die messerscharfe Klinge elegant durch die Nacht schwingen ließ.
    Ein blutiger Vorhang rieselte aus einer dünnen Linie aus Sterlings Hals. Er sank auf die Knie; sämtliche Kraft strömte wie ein roter Fluss aus ihm heraus. Er stürzte zu Boden und verdrehte den Kopf so, dass der Blick aus seinen blassen Augen sich auf Phillippa richtete. Und sie sah, wie ihn in diesem Moment das Leben verließ.
    Sie musste ein Geräusch gemacht haben. Nach Luft geschnappt, geschrien, gekreischt haben. Die Köpfe der Männer tauchten auf, Messer wurden gezückt. Sie schauten in ihre Richtung. Und diesmal entdeckten sie sie.
    Lauf! Jetzt!
    Phillippa stürmte los wie ein Hase. Die Füße trugen sie fort in Richtung des hell erleuchteten Pavillons in der Ferne. Sie musste nur schnell genug laufen, musste nur dorthin gelangen und Marcus finden. Sie hörte, wie ihr zu enger Rock an einem dornigen Busch aufriss. Sie spürte die rhythmisch stapfenden Schritte der Männer hinter ihr. Niemals würde sie ihnen entkommen können; in wenigen Sekunden würden sie sie eingeholt haben. Sie öffnete den Mund, wollte losschreien, aber schon schloss sich eine Hand über ihrem Mund.
    Es war der kleinere Mann, der Engländer, der sie zu Boden riss. Er setzte sich auf ihren Oberkörper, als sie im Schmutz lag, und hielt ihr das Taschenmesser an die Kehle.
    »Wer ist das?«, erkundigte sich der Franzose, während der andere ihr die Maske fortzog.
    »Mrs. Benning«, sagte der Mann, der auf ihr saß. »Sieh an, sieh an … «
    » Non . Es ist der Spatz, der zur Taube gehört. Sie muss dich erkannt haben.« Der Franzose grinste. »Ich nehme sie mit.«
    »Meinst du wirklich?«, hakte der kleinere Mann nach, den Phillippa selbst aus dieser Nähe nicht erkannte. Sie starrte ihm ins Gesicht, zwang sich, sich seine Miene einzuprägen. »Aber sie hat doch gesehen … «
    Phillippa weigerte sich, noch länger im Dreck liegen zu müssen. Mit aller Kraft, die ihr zur Verfügung stand, ballte sie die Hand zur Faust und zielte direkt auf die Kehle des Mannes.
    Vor Schmerz schwankte er zurück und ließ das Taschenmesser fallen. Sie schüttelte ihn ab und rappelte sich hoch, wollte fort. Aber vergeblich.
    Sie spürte den kräftigen Schlag des Pistolengriffs auf ihrem Hinterkopf. Dann kam der Boden auf sie zu, und die Welt um sie herum versank im Schwarz.
    »Das war nicht geplant«, sagte der Engländer, der sich über Mrs. Phillippa Benning beugte. »Es war allerdings auch nicht geplant, Sterling zu töten.«
    Laurent zuckte die Schultern. »Er war … wie sagt ihr doch gleich? Eine Belastung. Er wäre zusammengebrochen.«
    »Ich muss gehen. Sonst werde ich entdeckt.« Er stieß mit der Schuhspitze in Mrs. Bennings Rippen; sie war bewusstlos. »Was willst du mit ihr anstellen?«, fragte er, ohne dass man ihm seine Besorgnis anhörte. Phillippa Benning war wohlbekannt und ebenso beliebt wie verhasst. Ihr Verschwinden würde auffallen.
    Aber Laurent lächelte nur. »Ich denke, wir sollten uns hier trennen«, sagte er.
    Widerspruch hätte den Zorn des Wahnsinnigen erregt. Daher nickte der Engländer nur. Sorgsam verfolgte er seine Spuren zurück, dorthin, wo Sterling gelegen hatte, dessen Blut nicht länger floss. Rasch durchwühlte er die Taschen des toten Mannes, nahm die Taschenuhr, die Schnupftabakdose und jegliche Münzen an sich. Ließ es aussehen wie einen blutrünstigen Taschendiebstahl. Er weigerte sich anzuerkennen, dass seine Hände zitterten und dass Laurents Kaltblütigkeit ihn über alle Vernunft hinaus ängstigte. Und er schätzte sich mehr als glücklich, für den Rest des Abends nichts mehr mit diesem Mann zu tun zu haben.
    Und auch nicht für den Rest seines Lebens, falls er auf dieses zusätzliche Glück hoffen durfte.

25
    Arabella Arbuthnot Tottendale, auch liebevoll Totty genannt, war keine aufregende Frau. Man konnte nicht mit Phillippa Benning leben und gleichzeitig aufregend sein – es sei denn, man wollte ständig Herzrasen haben. Ja, in der Tat, auch Totty war einst verheiratet gewesen, hatte ein Kind geboren und das Unglück gehabt, es begraben zu müssen. Und dann, viele Jahre später, auch ihren Mann, neben ihrem Sohn. Sie gab niemandem die Schuld, brach nicht in Jammern und Klagen aus, sondern nahm ihr Unglück als Tatsache des Lebens hin. Ganz allgemein war sie zufrieden, gesellig und manchmal auch ein wenig zickig … natürlich nur auf angenehmste

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