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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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Franzosen der Macht ›enthoben‹ zu haben wie zwanzig Jahre zuvor die Guillotine. Und dass seine Gerissenheit und seine Arglist unvergleichlich seien. Man erzählte sich, dass er in Schlafzimmer schlüpfen und Ehefrauen neben ihren Juwelen auch noch die Jungfräulichkeit stehlen könne, ohne den Ehemann zu wecken.
    Er war Blue Raven.
    Der berühmt-berüchtigtste Spion von ganz England.
    In der Laufbahn eines Spions schlägt Ehrlosigkeit gewöhnlich negativ aus. Glücklicherweise war die Anonymität gewahrt worden, sodass keine Menschenseele ahnte, wer sich hinter dem Spitznamen verbarg. Bis jetzt.
    Ich kann durchaus die Fassung wahren, beschwor Phillippa sich mehrmals im Verlauf des Morgens. (Es war in der Tat erst Morgen, denn vergangene Nacht war sie zu unerwartet früher Stunde nach Hause gekommen und in den Schlaf gesunken, daher auch unerwartet früh erwacht. Ihre Zofe erlitt vor Überraschung beinahe einen Herzanfall.)
    Ja, natürlich war sie in der Lage, ihre Zunge zu hüten. Konnte schweigen wie ein Grab. Und tat es auch.
    Eine ganze Stunde lang.
    Es war ihr großes Glück und auch das anderer Leute, dass der gewählte Mitwisser zur Geheimhaltung gezwungen war.
    »Kann er es wirklich sein? Ist es überhaupt möglich?«, wisperte sie.
    Bitsy, Phillippas zwerghündischer Geheimniswahrer, zeigte keine große Reaktion auf die Frage, sondern schien weit mehr interessiert am Frühstücksschinken.
    Pflichtbewusst steckte Phillippa ihm unter dem Tisch im Frühstückszimmer ein Stückchen zu und wurde mit einem mitfühlenden Stupser belohnt. Heute trug Bitsy seine Rubine. Phillippa fand sie nicht ganz so beeindruckend wie die Saphire; da Bitsy heute aber das Haus nicht verlassen sollte (leider konnte er sich nicht von der unwürdigen Bassetdame der Warwicks fernhalten, wenn die in Hitze war), war es erlaubt, ihn leger zu kleiden.
    Nur manchmal empfand Phillippa Bedauern, ihren Rüden Bitsy genannt zu haben. Aber ehrlich gesagt, das Geschlecht hatte sie erst registriert, als es sich selbst bemerkbar gemacht hatte. Zu diesem Zeitpunkt war Bitsy schon längst zu einer wahrhaften Bitsy geworden; die Juwelen schienen ihm ausgesprochen gut zu gefallen.
    Nachdem ihre Gedanken kurz zur Hundemode abgeschweift waren, kehrten sie wieder zu wichtigeren Angelegenheiten zurück. Falls Marcus Worth wirklich Blue Raven war, wäre es praktisch unmöglich, es auch zu beweisen. Denn Blue Raven bewegte sich wie Nebel, erzählte man sich, und genauso schwer war es auch, ihn zu packen. Umgekehrt wäre es jedoch recht leicht, das Gegenteil zu beweisen, nicht wahr? Also einfach den Aufenthaltsort von Mr. Worth feststellen, wenn man wusste, dass Blue Raven sich woanders aufhielt. Mit dem Krieg hatte er zu tun gehabt; so viel war ihr bekannt.
    »Andererseits gilt das für jeden jungen Mann, der nicht das Glück hatte, als Erstgeborener auf die Welt zu kommen oder sich geistlichen Dingen zu widmen«, sagte sie und erntete einen fragenden Blick von Bitsy. »Wenn wir sein Regiment in, sagen wir mal, Spanien verorten können, während wir wissen, dass Blue Raven sich in Paris aufgehalten hat, nun, dann könnte das als unumstößlicher Gegenbeweis gelten!«
    »Was könnte als unumstößlicher Gegenbeweis gelten?«, fragte eine Stimme an der Tür zum Frühstückszimmer.
    Phillippa drehte sich um und entdeckte ihre unaufmerksame Gesellschafterin Mrs. Tottendale, noch gekleidet in einen Morgenmantel und noch erschöpft von den Feiern der Nacht.
    Mrs. Tottendale war eine liebe Freundin von Phillippas Mutter, die sich nach Alistairs plötzlichem Tod freute, bei Phillippa bleiben zu dürfen. Ihrer Mutter war es nicht möglich gewesen. Die Viscountess Care musste dringlichen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen, an denen der Tod ihres Schwiegersohnes nichts ändern konnte. Phillippa hatte Verständnis.
    Und Totty war Phillippa ein großer Trost gewesen. Umgekehrt hatte Totty die Wohnung (sowie den gut bestückten Keller) im Haus der Bennings als sehr bequem empfunden, sodass sie einfach nicht mehr abgereist war. Phillippa war froh darüber. Ihr war klar, dass es für Totty stärkend war, ihrem Leben wieder einen Sinn verleihen zu können, indem sie zu ihrer Gesellschafterin wurde; die Ärmste war vom Leben sehr enttäuscht, nachdem ihr Sohn und ihr Ehemann viel zu jung verstorben waren. Und es war genau wie mit Bitsy: Totty brauchte Phillippa, wie Phillippa auch Totty brauchte. Totty war eine herzensgute Seele, und auf ihre Art war sie auch

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