Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)
behaupten. Aber ich hoffe auch darauf, dass wir Wege finden, den weiteren Abend … bemerkenswert zu gestalten.«
Bemerkenswert? Beinahe hätte Phillippa ein missbilligendes Knurren ausgestoßen. Denn nach ihrer Auffassung war dem Abend der Stempel des Bemerkenswerten längst aufgedrückt worden. Wenn sich nur Mr. Worth endlich blicken ließe … und ihr ein wenig die Angst nähme. Sie wissen ließ, dass es nicht dumm war, ihm zu glauben. Vermutlich war er an der Tür aufgehalten worden. Lady Whitford hatte die Einladung mündlich überbringen lassen; es mochte sein, dass sie es versäumt hatte, ihren Majordomus zu informieren, Mr. Worth auf die Gästeliste zu setzen …
»Irgendwo in diesem Haus muss es doch einen stillen Winkel geben, der auf uns wartet«, sprach Broughton weiter. Er zwang ihr einen Blick aus seinen blauen Augen auf, in deren Tiefen sie versinken sollte.
Phillippa fand die Tiefen allerdings nicht besonders tief.
»Mylord«, entgegnete sie. Eine hübsche Röte breitete sich zart über ihre Wangen aus.
»Oh, bitte, sagen Sie doch Phillip«, unterbrach Broughton.
Ach, er hieß Phillip? Sie hielt kurz inne, um die Neuigkeit zu verdauen. »Phillip. Ich bin sicher, dass man uns vermissen würde. Hier sind alle Blicke auf uns gerichtet … «
»Bei den Fieldstones hat uns auch niemand vermisst. In einem Haus, das so voll ist wie dieses hier, wird es niemandem auffallen, wenn wir uns für ein Viertelstündchen zurückziehen. Man wird einfach annehmen, dass wir uns in einem anderen Zimmer aufhalten.« Er beugte sich zu ihrem Ohr und ließ seinen warmen Atem über die Locken an ihrer Schläfe tanzen. »Was ja auch so sein wird.«
Phillippa hatte eigentlich nicht vor, den Ballsaal zu verlassen. Nicht solange Marcus Worth immer noch nicht aufgetaucht war. Und auch nicht, solange sie annehmen musste, dass Broughton mehr im Sinn hatte, als nur eine Runde Whist oder eine Partie Schach zu spielen. Ihre Zweifel mussten ihm aufgefallen sein, denn das wölfische Lächeln, das sich in seine Mundwinkel eingeschlichen hatte, verflüchtigte sich plötzlich in die übliche kalte Fassade. »Verlässt Sie in unserem kleinen Spiel etwa schon der Mut? Tss, tss. Ich hatte Ihnen mehr zugetraut.«
Phillippa zog die Brauen hoch. »Ein Viertelstündchen?«
»Mehr brauchen wir nicht«, erwiderte Broughton. Kaum war die Musik zu Ende, als ihm das kühle Lächeln wieder in die Augen stieg.
»Das ist vielleicht alles, was Sie brauchen. Ich dagegen würde einige Stunden vorziehen«, hauchte sie, ohne den Blick von ihm zu lassen, sodass sie das Vergnügen hatte zu beobachten, wie diese Augen dunkel wurden vor Verlangen und rauchig vor erwartungsvoller Freude.
»Mrs. Benning … «, begann er aufs Neue, als er sie langsam vom Parkett führte.
»Oh, Phillippa, bitte«, lächelte sie zurück.
»Phillippa, nächste Woche findet die Party zum Rennen bei den Hampshires statt. Gehen Sie auch hin?«
»Selbstverständlich«, sagte sie, mit dem Ohr bei ihm und den Blick fest auf die Menge gerichtet. »Für eine zünftige Landpartie bin ich immer zu haben. Es ist so angenehm, die Stadt verlassen zu können.«
»In der Tat.« Broughton trat einen Schritt näher. »Ich kann mir vorstellen, dass uns während einer Hausgesellschaft auf dem Lande einige Stunden vergönnt sein werden. Ganz ungestört. Wir werden tun und lassen können, was wir wollen.«
»Hmm«, lautete die unverbindliche Antwort. Phillippa lächelte wie ein Kätzchen, das eine Schüssel Sahne ausgeschleckt hatte. »Das ist wohl richtig. Warum machen Sie mir bis dahin nicht Ihre Aufwartung? Vielleicht morgen zum Tee?«
»Aufwartung?« Broughton legte die Stirn in Falten. »Zum Tee?«
»Kommen Sie schon, Phillip, haben Sie noch nie einer Lady die Aufwartung zum Tee gemacht? Keine Angst, wir beißen nicht.« Sie lehnte sich dicht an sein Ohr. »Soll ich für oder gegen Sie wetten?«
Nach diesen Worten machte sie einen eleganten Knicks und drehte sich von Broughton weg, ließ ihn stehen, während er ihr verblüfft und mit offenem Mund nachstarrte. Im Gehen warf sie ihm über die Schulter noch ein süffisantes Lächeln zu, bevor sie sich einen tiefen, beruhigenden Atemzug gönnte.
Es war ihr gelungen. Sie hatte Broughton noch ein wenig stärker geködert, hatte sein Interesse lebendig gehalten. Aber inzwischen spielte sie so riskant, dass er sie vielleicht beim Wort nehmen würde.
Der Gedanke machte sie nervös.
Aber es kostete sie nur ein leichtes Kopfschütteln, ihn
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