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Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition)

Titel: Ein Spion in erlauchter Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Noble
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wieder loszuwerden, während sie den Ballsaal verließ und das Kartenspielzimmer betrat. Sie würde später über dieses kleine Problem nachdenken; jetzt wollte sie nichts anderes als das Ruhezimmer finden und sich das Gesicht mit ein wenig Wasser abtupfen, bevor sie jede Ecke und jeden Winkel des Whitford’schen Anwesens nach diesem unmöglichen und unglaublich verspäteten …
    »Bitte sagen Sie mir, dass dieser grimmige Ausdruck auf Ihrem Gesicht für jemand anders bestimmt ist. Andernfalls wäre es eine ziemlich einschüchternde Begrüßung.«
    Mr. Marcus Worth.
    Marcus sah, wie erschrocken sie war, während er den Impuls unterdrückte, seine Koteletten zu berühren. Und er konnte nur hoffen, dass dieses Erschrecken nicht bedeutete, dass von Phillippa Benning ein Rückzieher zu erwarten war.
    Aber sie erholte sich schnell von ihrer Überraschung und gab sich den Anschein der Weltläufigkeit, der sie als Königin der Salons auszeichnete. »Sie sind spät dran«, schimpfte sie.
    »Nein, Sie haben sich verspätet. Ich habe den oberen Bereich schon erkundet«, konterte er. Es stimmte. Sorgsam und in aller Ruhe hatte er die Struktur des Hauses und die Zusammensetzung der Gästeliste erkundet, als er sie von der Galerie aus den Ballsaal hatte betreten sehen. Sofort war sie von Menschen umringt gewesen. Zuerst von Lady Jane Cummings, gefolgt von ihrer Freundin Miss de Regis, dann von Broughton, der Phillippa anblickte wie ein afrikanischer Wilderer auf der Jagd nach einer Löwin. Die beiden waren auf der Tanzfläche gewesen, während Worth sich auf den Weg nach unten gemacht hatte; er konnte nicht umhin, sie zu beobachten, wenn auch nur für einen kurzen Moment, und wollte verdammt sein, wenn es der Löwin nicht gelingen sollte, den Spieß gegen den Wilderer zu drehen. Und als die beiden das Parkett verließen, war Broughton vollständig in Phillippas Händen.
    Ihre Talente musste er wirklich bewundern, selbst wenn es ihm nicht gefiel, an wen sie diese verschwendete.
    »Mr. Worth«, unterbrach Phillippa seine Gedanken, »ich halte es einfach nicht mehr aus; ich muss Sie das jetzt fragen: Was um alles in der Welt haben Sie mit Ihrem Haar angestellt?«
    Ihm war klar, wie schockiert sie sein musste. Er ließ die Hände sinken und betastete verlegen seine Schläfen.
    »Das heißt wohl, dass es Ihnen nicht gefällt?«, fragte er, unerklärlicherweise neugierig auf ihre Antwort.
    Sie starrte ihn weiterhin an und stieß dann einen kurzen Seufzer aus. Erst blickte sie über seine Schultern, dann über ihre eigenen, offensichtlich auf der Suche nach einem ruhigen Ort.
    »Kommen Sie mit«, sagte Marcus, der erraten hatte, was ihr durch den Kopf gegangen war, »hier entlang. Hier haben wir ein wenig mehr Platz.«
    Sie folgte ihm aus dem Ballsaal und durch das Kartenspielzimmer, dann den Flur entlang und die Treppe hinauf. Dort bog er um die Ecke, zählte auf der linken Seite drei Türen ab und führte Phillippa in eine Wäschekammer, einen langen Raum mit Regalen und Kommoden zu beiden Seiten, aus denen es nach Stärke duftete. Mit geschlossener Tür war es drinnen stockdunkel und sehr eng; er tastete sich an den Wänden entlang, bis er den spitz zulaufenden Wandleuchter entdeckt hatte.
    »Ich habe die wohl eher fragwürdige Entscheidung gefällt, Mariah von Ihrer Bemerkung über meine Koteletten zu berichten«, fing er an, während er ein Zündholz anriss und die Leuchte an der Wand entzündete, die den Raum in ein warmes, gelbes Licht tauchte, in dem man endlich ordentlich sehen konnte (und arbeiten, sofern man zu den Angestellten gehörte). Er stülpte die Glasabdeckung über die Leuchte und fuhr fort. »Mariah hat angeordnet, dass mein Bruder Graham mir seinen Kammerdiener für heute Abend ausleiht, damit ich so weit aufpoliert werde, dass ich Ihrer Gesellschaft würdig scheine.«
    »Sehr vernünftig von ihr«, Phillippa trat einen Schritt näher zu ihm, »aber Ihr Haar …«
    Das, was einst ein eher struppiger Schopf mit Seitenscheitel gewesen war, hatte Grahams Kammerdiener in einen kühnen, erschütternd kurzen Schnitt im griechischen Stil verwandelt: nach vorn frisiert, sodass ihm das Haar salopp in die Stirn fiel und die Schläfen nur leicht bedeckt waren.
    Mariah hatte ihm versichert, dass diese Frisur seine Augen und sein energisches, kantiges Kinn betonte. Allerdings war er sich dessen nicht ganz sicher, da Phillippas fortgesetzter Blick ihm zu verstehen gab, dass die Veränderung dramatisch sein musste.
    »Man hat

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